Herausforderungen Banken
Die Einführung der Schweizer Instant Payment Lösung bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Zum einen ist hier die Komplexität des Projekts anzuführen, welche vor allem auf die Neugestaltung der IT-Infrastruktur und die vielen Beteiligten Parteien zurückzuführen ist. Neben dem Core-Banking-System und den Umsystemen innerhalb der Bank werden in erster Linie die IT, Produktmanagement, der Vertrieb und der Kundenservice beansprucht. Hinzu kommt die Abstimmung mit externen Dienstleistern, Software-Lieferanten und Payment Service Providern hinzu.
Die Banken müssen ihre Zahlungsprozesse und die IT-Architektur so anpassen, dass alle ein- und ausgehenden Zahlungen sofort verarbeitetet werden können. Konkret heisst das, sämtliche Compliance-Prüfungen, wie Anti-Money-Laundary, Fraud oder Sanction Screening, die Abstimmung mit den Umsystemen sowie die Anpassung der Kunden-Salden müssen innerhalb von wenigen Sekunden durchgeführt werden. Bei der Neugestaltung der Prozesse und der IT-Landschaft ist die Kreativität und das Know-How der Banken gefragt, denn bisher gibt es kein Best Practice für SIC5 an dem sie sich orientieren könnten. Banken, welche SCT Inst eingeführt haben, respektive Berater und Produkt-Lieferanten aus dem SEPA-Raum wie PPI können jedoch durchaus auf Erfahrungen bei den europäische Einführungsprojekten zurückgreifen. Bei der Eingabe der Überweisung in die Überweisungsmaske durch den Kunden, könnten gewisse Prüfungen bereits durchgeführt werden bevor der Kunde die Zahlung einreicht. Durch dieses Vorgehen können Banken zumindest beim Zahlungsausgang wichtige Sekunden einsparen. Heute tendieren Banken dazu ihre Risk-Filter lieber etwas strenger einzustellen. Werden Zahlungen ausgesteuert, können diese manuell durch Mitarbeiter freigegeben werden. Auf den Kunden hat das in der Regel keinen Einfluss, da er von den Prozessen im Hintergrund nichts mitbekommt. Bei einer Instant Payment Zahlung sieht das anders aus. Denn eine manuelle Nachbearbeitung der Zahlung innerhalb von Sekunden ist nicht realisierbar. Der Kunde merkt also, wenn seine Zahlung ausgesteuert wird. Sollte dies bei ein und dem gleichen Kunden mehrmals vorkommen, führt es zu einem negativen Kundenerlebnis, was es definitiv zu vermeiden gilt. Banken sollten also prüfen, ob sie ihre Checks an die neue Situation anpassen können. Denkbar wäre Zahlungen bis zu einem gewissen Betrag (z.B. CHF 1.000) nur in Ausnahmefällen auszusteuern.
Auch die Liquiditätsbereitstellung gegenüber der SNB verändert sich. Neben dem RTGS-Verrechnungskonto müssen die Banken zukünftig ein zweites separates IP-Verrechnungskonto führen, über die alle ein- und ausgehenden IP-Zahlungen verrechnet werden. Um einen reibungslosungen Ablauf gewährleisten zu können, müssen ebenfalls 24/7/365 genügend Geldmittel vorhanden sein. Die Besonderheit hier ist, dass das IP-Konto nur mit dem RTGS-Konto, aber nicht direkt mit der SNB verbunden ist. Mittels camt.003 / camt.004 kann der Saldo des IP-Konto abgefragt werden. Diese camt Meldungen sollten am besten automatisch versendet und von den Banken-System eingelesen werden. Sobald die Liquidität einen bestimmten Betrag unterschreitet, muss die Bank handeln, ansonsten wird der IP-Service gestoppt.
Ab August 2024 wird Instant Payments für die ersten Banken verpflichtend. Viel Zeit zur Umsetzung bleibt also nicht.
Erfolgsfaktoren
Damit Instant Payments in der Schweiz ein Erfolg wird, sind zwei Parameter entscheidend. Zum einen müssen Banken die Vorgaben korrekt umsetzen. Hier gilt die Devise rechtzeitig mit dem Projekt starten. Es muss ein Zielbild der IT-Architektur entwickelt und eine umfassende Umsystemanalyse durchgeführt werden. Um den Anforderungen gerecht zu werden, müssen die Systeme performant und hochverfügbar sein. Ausserdem kann es Systeme geben, welche nicht direkt in den IP-Prozess eingebunden, aber trotzdem beeinflusst werden (Repair, Investigation, Archiv, etc.). Anschliessend muss der für die jeweilige Bank beste Anbieter für die Umsetzung identifiziert werden. Dies ist besonders schwierig, da es noch keine Schweizer Lösung im Einsatz gibt und viel auf Versprechungen basiert. Schon vor der Umsetzung muss sich jede Bank die Frage stellen, welche IP-Services sie später anbieten möchte. Soll hier nur die Möglichkeit von Überweisungen innerhalb weniger Sekunden geschaffen werden oder soll das Kundenangebot durch weitere Produkte erweitert werden? Wie sollen die Kunden informiert werden und für welches Kundensegment gelten welche Preismodelle?
Zum anderen ist der Erfolg von der Marktdurchdringung & -akzeptanz abhängig. Die Marktdurchdringung wird in der Schweiz recht einfach erreicht, da der Service auf der Eingangsseite ab August 2024 bzw. 2026 für die meisten Banken verpflichtend ist. Die Marktakzeptanz ist von mehreren Aspekten abhängig. Damit Verbraucher Instant Payments nutzen, ist es wichtig, dass sie über den Service informiert und über die Vorteile aufgeklärt werden. Ausserdem dürfen sie nicht mit hohen Zusatzgebühren belastet werden. Sollten sie für einen Service zur Kasse gebeten werden, den sie nicht als Mehrwert empfinden, wird die Nutzung im einstelligen Prozentbereich bleiben. Ausserdem ist das Zusatzangebot von Banken und PSPs entscheidend, um möglichst viele Kunden anzusprechen und von den Vorteilen zu überzeugen. Hier kann die Schweiz unterstützend zur Seite stehen. Nimmt sie sich ein Beispiel an den Niederlanden und setzt IP als Standardüberweisung ein, schafft sie für PSPs das perfekte Umfeld, um darauf aufbauend weitere Services entwickeln zu können.
Fazit und Bedeutung für die Schweiz
Die Einsatzmöglichkeiten von Instant Payments sind vielseitig und bringen eine Menge Vorteile mit sich. Der Erfolg der Schweizer Instant Payment Lösung wird von der Nutzung und der Marktdurchdringung abhängig sein. Für Banken könnte hier das Henne-Ei-Problem entstehen. Denn vermutlich wird die Mehrheit der Kunden nicht von den Banken verlangen unbedingt Sofortzahlungen anzubieten. Warum sollten also Banken etliche Millionen Franken investieren, um Instant Payment Meldungen empfangen und versenden zu können, wenn es von der Kundschaft nicht gefordert wird und Banken diesen Service noch nicht mal ordentlich bepreisen können?
Hier müssen Banken langfristig denken, denn SIC5 wird kommen. Es ist zeitgerecht, dass eine Überweisung nur wenige Sekunden benötigt und in den meisten Ländern sind bereits Instant Payments Lösungen aktiv. Ohne eine nationale Variante verliert auch der Finanzplatz Schweiz an Prestige und gerät gegenüber den Nachbarländern ins Hintertreffen. Fraglich ist inwieweit Instant Payments für POS Transaktionen im Geschäft oder im eCommerce verfügbar gemacht werden. Die Händler würden sich über diese sichere Möglichkeit freuen, denn so können sie die hohen Gebühren der Karten- & TWINT-Transaktionen umgehen. Doch die Banken sind in einer Zwickmühle. Denn wenn sie die Händler unterstützen, würden sie zu ihrem eigenen Nachteil handeln. Banken erhalten mit jeder Kartentransaktion eine Gebühr gutgeschrieben (Interchange Fee) und TWINT wurde von den Banken entwickelt. Werden diese Transaktionen durch Sofortzahlungen substituiert, schmälern die Banken ihren Gewinn. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich die kommenden Möglichkeiten im Markt eingliedern und welche Services von Banken und PSP angeboten werden und wie stark die Verbraucher diese nutzen werden.
Wir von PPI Schweiz freuen uns, Sie als starker Partner unterstützen zu können. Anders als andere Schweizer Softwareanbieter, verfügen wir mit dem
TRAVIC Payment Hub (TPH) über eine Lösung, die bereits seit Jahren erfolgreich im Markt etabliert ist. Der TPH verfügt über beide SCT Inst Clearing Anschlüsse und wird seit 2019 beim grössten Zahlungsverkehrsabwickler Deutschlands eingesetzt. Dort werden jährlich rund 7 Mrd. Transaktionen abgewickelt. Für SCT Inst Zahlungen liegt die durchschnittliche Transaktionsdauer bei unter 3 Sekunden.
Dank unserer Erfahrung in Europa und der Schweiz verfügen wir über einen breiten Marktüberblick hinsichtlich Banken und kennen die Stärken und Schwächen der verschiedenen Instant Payment Plattformen.
Dieser Blog wurde von Jonas Löhr verfasst.