Es ist etwas ruhig geworden auf dem Finanzplatz Schweiz, wenn es um das Thema «Central Bank Digital Currencies» (CBDCs) geht. Nach einem Zwischenhype aufgrund der Projekte Helvetia, Jura, etc. der Schweizerischen Nationalbank mit Fokus «Wholesale CBDC», folgte längere Zeit nichts mehr. Der Bundesrat hat zudem erklärt, dass vorerst kein Bedarf für die Einführung einer «Retail CBDC» besteht.
Das kürzlich publizierte Whitepaper der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) vom März 2023 «Der Buchgeld-Token - Neues Geld für die digitale Schweiz» könnte die Diskussion allerdings wiederbeleben.
Um was geht es?
Die SBVg beschreibt in ihrem Dokument das Konzept einer digitalen Währung in Form von «tokenisiertem» und auf der Distributed Ledger Technologie (DLT) basierendem Buchgeld: dem «Buchgeld-Token» (BGT). Solch ein «Stablecoin», entsprechend konzipiert, soll eine Vielzahl neuartiger Anwendungen ermöglichen, Risiken reduzieren, Effizienz erhöhen und neue Geschäftsfelder erschliessen. Anders formuliert geht es um die Beantwortung der Frage, welche Grundkonzeption die Schweizer Wirtschaft optimal bei der Abwicklung von Transaktionen mit digitalen Vermögenswerten und Zahlungen in einer digitalisierten Wirtschaft unterstützen könnte. Die Idee des BGT wurde in ökonomischer, rechtlicher und technischer Hinsicht mit Experten der Mitgliederbanken für drei Varianten analysiert.
Der BGT ist gemäss der Idee «programmierbares Geld», das heisst eine rein digitale und mit programmierbarer Funktion erweiterbare Form des Schweizer Frankens. Der BGT soll auf zugangsoffener Blockchain-Technologie, dem Schlüsselkonzept der D¨¨¨¨LT, gekoppelt mit Smart-Contract-Fähigkeiten, basieren. PPI hat bereits im Sommer 2021 in seinem publizierten Whitepaper einen auf IoT-Payments (Internet of Things) optimierten Zahlungsprozess beschrieben, welcher die Idee des BGT widerspiegelt. Bei dem, auch als Machine-to-Machine-Payment (M2M) bezeichneten Zahlungsvorgang, geht es darum, bestimmte Logiken definieren zu können, welche es erlauben eine Zahlung automatisiert und ohne menschliches Zutun abzuwickeln.
Die SBVg beschreibt in ihrem Dokument drei ausgewählte Anwendungsbereiche:
- Der BGT als «Cash Leg» für Transaktionen mit digitalen Vermögenswerten
- Der BGT als Zahlungsmittel der Zukunft
- Der BGT als Enabler in einem CHF-DLT-Finanz-Ökosystem
Wie bereits erwähnt, sehen wir von PPI im zweiten Bereich, dem Einsatz als neues Zahlungsinstrument im Internet of Things, z.B. für die Abbildung von «Pay-per-Use»-Verträge in Kombination mit Smart Contracts das grösste Potential. Kommt hinzu, dass bei diesem auf Schweizer Franken basierenden Stable Coin Modell die Werthaltigkeit jederzeit gewährleistet wird, d.h. eine Umwandlung in herkömmliches Buchgeld jederzeit möglich sein soll. Zitat «Ein Schweizer Franken bleibt beim BGT unabhängig von seiner Herkunft ein Schweizer Franken».
Das Whitepaper beschreibt in der Folge drei Varianten für die Emission des BGT, wobei die Ausprägung als «Joint Token» aus Sicht der Autoren die vielversprechendste ist. Hierbei ist vorgesehen, dass ein von den teilnehmenden Geschäftsbanken gemeinsam gehaltenes Special Purpose Vehicle (SPV) den BGT emittiert, der zu 100% oder weniger mit sicheren und hochliquiden Reserven unterlegt ist. Die technologische Umsetzung ist mit bestehenden Verfahren möglich.
Ob es gelingt, ein Äquivalent zu herkömmlichem Buchgeld in Schweizer Franken zu schaffen, ist aus heutiger Sicht offen. Dass sich die Akteure im Zahlungsverkehr Schweiz dazu wieder mehr Gedanken machen, ist auf jeden Fall begrüssenswert. Denn nach der Einführung von Instant Payments ist noch offen, welches der nächste grössere Innovationsschritt sein soll.
Seitens PPI werden wir solche Initiativen wie immer von Anfang an genau verfolgen und den Weg einer allfälligen zukünftigen Umsetzung gemeinsam mit unseren Bankkunden gehen.
Dieser Beitrag wurde von Carsten Miehling verfasst.
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