Instant Payments Teil 1: The new normal im Schweizer Zahlungsverkehr

 

Die Schweiz implementiert Instant Payments. Können wir dabei aus den Erfahrungen Europas mit SEPA Inst profitieren? Welche Chancen bieten sich der Schweiz und warum müssen die Banken zwingend jetzt beginnen die Umsetzungsprojekte zu planen? In unserem Dreiteiler zum Thema Instant Payments gehen wir diesen Fragestellungen auf den Grund und nehmen Sie mit auf einen Deep-Dive ins Instant Universum. 

Während in der EU SEPA Instant Payments (SCT-Inst) kommenden Winter bereits den fünften Geburtstag feiert und sich darüber hinaus weitere nationale Lösungen entwickelt haben, steht in der Schweiz mit SIC5 die eigene nationale Instant Payment (IP) Lösung in den Startlöchern. Durchaus ein Grund die Entwicklung in den Nachbarländern zu betrachten, denn die Chancen und Herausforderungen, können grundsätzlich auch auf den Schweizer Markt angewendet werden.

Der erste Teil der dreiteiligen Artikelserie fokussiert sich auf die Vorteile der verschiedenen Nutzer (Verbraucher, Händler & Corporates) und geht darauf ein, inwiefern Sofortzahlungen Einfluss auf bereits etablierte Zahlungsmethoden wie Debit- / Kreditkarten, Lastschriften oder auch TWINT nehmen können. 

Im zweiten Artikel wird die Entwicklung von SCT Inst im SEPA Raum betrachtet. Ausserdem wird anhand dreier EU-Länder beispielhaft gezeigt, wie der Übergang und die Marktdurchdringung einer Instant Payment Lösung auf nationaler Ebene zum «New Normal» werden kann.

Der dritte und abschliessende Teil beschäftigt sich mit den Herausforderungen, denen Banken gegenüberstehen und beschreibt die Erfolgsfaktoren, die einen massgeblichen Einfluss auf die Umsetzung haben. Abschliessend wird im Fazit noch auf die Bedeutung von Instant Payments für die Schweiz eingegangen.

Instant Payment Zahlungen werden derzeit für unterschiedliche Zwecke und von verschiedenen Teilnehmern eingesetzt. Neben den Transaktionen zwischen Einzelpersonen (P2P) gibt es noch Anwendungsfälle von Verbrauchen und Unternehmen (B2C & C2B) sowie von Unternehmen untereinander (B2B). Für alle Beteiligten ergeben sich unterschiedliche Vorteile. 


Vorteile für Verbraucher

Die zunehmende Digitalisierung der modernen Gesellschaften hat dazu geführt, dass die Verbraucher erwarten, dass alles in Echtzeit verfügbar ist. Dies gilt auch für die Aktualität des eigenen Kontostandes. Durch die sofortige Verbuchung von Transaktionen erhalten die Verbraucher eine bessere Kontrolle über ihr Budget. Dies ist besonders für Haushalte mit geringem Einkommen wichtig.

Dank Instant Payments ist es für Privatpersonen möglich auch eine vergessene Rechnung oder eine Mahnung gerade noch rechtzeitig zu begleichen und so Verzugszinsen zu vermeiden. Auch für hochwertige Käufe (Gebrauchtwagen) bieten sich die Sofortzahlungen an, da diese direkt vor Ort durchgeführt werden können. Anders als eine Lastschrift ist die Sofortüberweisung unwiderruflich. Für den Empfänger verringert sich also das Risiko von Zahlungsausfällen. Darüber hinaus können Händler, die ihr Geld schneller bekommen auch den Lieferprozess direkt anstossen, was wiederum dazu führt, dass der Kunde seine bestellte Ware schneller erhält. Innerhalb der EU gibt es bereits Airlines, die Instant Payments nutzen, um bei Flugannullierungen ihren Kunden die Pauschalen für Hotel und Verpflegung direkt zukommen zu lassen.


Vorteile für Händler

Für viele Händler liegt ein grosser Vorteil in der Verbesserung des Liquiditätsmanagements, da sie das Geld sofort erhalten und nicht mehrere Tage auf die Gutschrift durch einen Payment Service Provider (PSP) warten müssen. So kann ein Händler noch am gleichen Tag über seine Tageseinnahmen verfügen und für die Bestellung neuer Waren verwenden. 

Auch das Tagesgeschäft wird positiv beeinflusst, denn durch die rückläufige Anzahl an Bargeschäften können die Händler Kosten einsparen. Obwohl viele Händler dazu neigen, Bargeld als die günstigste Form der Zahlung zu betrachten, verstecken sich hier viele Kosten, die durch Instant Payments nicht anfallen. So besteht bei Bargeldzahlungen das Risiko von Diebstahl oder menschlichen Fehlern bei der Abrechnung. Darüber hinaus erhält der Kunde durch Instant Payments eine weitere Bezahlmöglichkeit, falls er nicht genügend Bargeld mit sich führt oder sein Kartenlimit bereits überschritten hat. Zusätzlich entfallen die Kosten bei der Bank für das Einzahlen von Bargeld.

Für Händler bestehen noch weitere Möglichkeiten zur Kosteneinsparung. In den letzten Jahren sind die Gebühren für Kartentransaktionen deutlich angestiegen. Diese können umgangen werden in dem der Händler seinen Kunden einen QR-Code zur Verfügung stellt. Dieser wird in der mobile Banking App des Kunden gescannt und das Überweisungsformular wird automatisch ausgefüllt. Der QR-Code kann auf der Website des Händlers im Check-Out Bereich oder auf dem POS-System im Geschäft erstellt werden. 

Gerade bei der Buchung von Hotels, Flugreisen oder Mietwagen sind meistens Kreditkarten erforderlich. Durch die Bereitstellung eines QR-Codes werden auch Kunden angesprochen, die über keine Kreditkarte verfügen. 


Vorteile für Corporates

Im B2B-Bereich ist das Cash-Management derzeit einer der Haupttreiber, da davon sowohl Lieferanten als auch Käufer profitieren. Dank der Möglichkeit Überweisungen 24/7/365 tätigen zu können, wird das Risiko von Zahlungsausfällen und die Kosten für das Halten offener Salden minimiert. Außerdem können Unternehmen außerhalb der Geschäftszeiten Geldbeträge senden und empfangen, gerade wenn es sich um eine dringende Zahlung an einen Kunden handelt. Viele Versicherungsgesellschaften verwenden zur Regulierung kleinerer Schäden immer noch Schecks. Mittels Instant Payments können diese Schäden direkt beim Kunden vor Ort beglichen werden, was wiederum die Customer Experience steigert.

In einer Weiterentwicklung von Instant Payments ist es denkbar, dass zusätzlichen Funktionen wie «Rich Data» (z. B. der Originalrechnung) oder automatisierte Zahlungen kombiniert werden. Dadurch können Lieferketten optimiert und die Transparenz gesteigert werden.

Es wird erwartet, dass eine flächendeckende Marktdurchdringung von Sofortzahlungen durch Unternehmen einen erheblichen Cashflow freisetzen kann und so zu einer effizienteren Wirtschaft beitragen könnte. Durch den sofortigen Geldtransfer sind kleinere Unternehmen in der Lage, nachhaltiger zu wachsen und den Bedarf an Liquiditätsrückstellungen zu verringern. 


Einfluss auf andere Zahlungsmethoden

Instant Payments wird auch Einfluss auf bestehende Zahlungsmethoden haben und kann dafür sorgen, dass sich die Marktanteile verschieben

Lastschriften werden meistens für wiederkehrende Transaktionen verwendet. Wenn die Banken des Zahlungsempfänger und des Zahlers mit Instant Payments erreichbar sind, könnte eine Lastschrift durch eine «Request to Pay» Meldung ersetzt und als automatisierte Instant Payment Überweisung ausgeführt werden. In der Schweiz wäre dasselbe Vorgehen mit eBill denkbar.

Debit- & Kreditkarten sind bisher für rund 90% der Verbraucher in Europa die bevorzugte Zahlungsmethode. Für den Handel bedeuten die Karten allerdings hohe Gebühren. Mittels QR-Code, der vom Kunden in seiner mobile Banking App gescannt werden kann, könnten die kartenbedingten Transaktionsgebühren umgangen werden. 

Der nächste Teil der Artikelserie geht auf die aktuelle Situation von SCT Inst im SEPA Raum ein und beschreibt, wie einzelne Länder es geschafft haben, teilweise mit nationalen Lösungen, Instant Payments als «New Normal» zu etablieren.

Dieser Blog wurde von Jonas Löhr verfasst. Bleiben Sie gespannt auf Teil 2 nächste Woche. 

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