Instant Payments Teil 2: IP in Europa

Der zweite Teil unser Instant Payments Reihe beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie es mit Instant Payments im SEPA-Raum ausschaut? Grundlegend kann bereits zu Anfang festgehalten werden, dass sich die Umsetzung und Ausprägung von Instant Payments - trotz europäischer Initiative - auf nationaler Ebene abspielt. Wer vorerst noch mehr über die Vorteile der einzelnen Nutzer (Verbraucher, Händler & Corporates) erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Blick in unseren ersten Teil der Artikelserie.

Aktueller Stand SCT Inst

Trotz der vielen Vorteile, muss ergänzt werden, dass SCT Inst in den meisten Ländern noch nicht als «New Normal» gilt und das Service-Angebot von Banken und Payment Service Providern stark variiert. Aktuell sind nur rund 60% der europäischen Zahlungsverkehrsdienstleister dem SCT-Inst-Verfahren angeschlossen. Etwa 90% Instant Payment-Transaktionen liegen derzeit unter 1.000€, und die meisten Transaktionen (etwa 70%) werden tagsüber (zwischen 6:00 und 18:00 Uhr) durchgeführt. Je höher die Marktdurchdringung wird, desto stärker wird auch der Einfluss auf andere Zahlungsmethoden.

Deutschland & Österreich 

Eine Banken-Umfrage in Deutschland und Österreich gibt Aufschluss darüber, weshalb viele Banken zögerlich bei der Einführung sind. So ist die Teilnahme an der SCT Inst Lösung für Banken freiwillig. Hinzukommt, dass es zwei Clearing-Anschlüsse (TIPS & RT1) gibt, welche nicht miteinander kompatibel sind. Wenn also eine Bank erreichbar sein möchte, muss sie beide Anschlüsse bedienen können. Gleichzeitig geht die Implementierung mit erheblichen Investitionskosten einher. Betrachtet man das Verhältnis von «normalen» SEPA Zahlungen und SCT Inst wird deutlich, dass die Kundennachfrage noch nicht besonders hoch ist. Gerade einmal 11% der SEPA Zahlungen entfallen auf Instant Payments. Diese geringe Nachfrage führt dazu, dass viele Banken Instant Payments nicht aktiv bewerben, sondern eher als Nischenprodukt führen und mit hohen Gebühren versehen. Durch zu hohe Gebühren sinkt der Kundenmehrwert gegenüber einer kostenlosen SEPA Überweisung deutlich, sofern es sich nicht um einen Notfall handelt. Eine Kombination von Instant Payments mit weiteren Payment-Services wie «Open Banking» könnte den Nutzen deutlich steigern. Hier sind in erster Linie die PSPs gefragt neue Services oder Produkte zu entwickeln, doch eine Marktdurchdringung von rund 11% ist für die meisten Anbieter ein Grund andere Projekte zu priorisieren.


Niederlande

SCT-Inst ist in den Niederlanden seit Mai 2019 in Betrieb und ermöglicht Kunden, Geld auf Konten bei teilnehmenden Banken im Zahlungsnetzwerk zu überweisen.

Instant Payments decken 100% der P2P- und Internetbanking-Transaktionen ab, da sie als Standard-Überweisung ohne zusätzliche Kosten von den Banken angeboten werden. Etwa 95% der niederländischen Zahlungskonten sind innerhalb von 5 Sekunden und rund um die Uhr erreichbar. Gegenwärtig werden B2C-Zahlungen wie Gehälter oder Versicherungsansprüche und B2B-Zahlungen nicht im Sofortzahlungsmodus abgewickelt. 


Schweden

Im Jahr 2012 entstand in Schweden aus einer Bankenkooperation der Service «Swish». Dieser ermöglicht mobile Instant Payment Zahlung zwischen Verbrauchern und Unternehmen. 

Swish wird inzwischen von 7,9 Millionen der insgesamt 10,2 Millionen Einwohner Schwedens genutzt und hat sich zur bevorzugten Online-Zahlungsmethode entwickelt. Ursprünglich für Transaktionen zwischen Privatpersonen geschaffen, wurde Swish schnell auf Flohmärkte, Gottesdienstspenden sowie auf alle kleinen Unternehmen ausgeweitet, die die Kosten für die Annahme von Kreditkarten vermeiden wollten. Swish wird inzwischen häufiger als Bargeld verwendet und macht 9% aller POS-Transaktionen aus, wodurch die Bargeldnutzung auf den niedrigsten Stand aller Zeiten gesunken ist. 


Ungarn

Nach einer dreimonatigen öffentlichen Konsultation im Jahr 2016 beschloss die ungarische Nationalbank (MNB) die Einführung einer Instant Payments Lösung, um die Verwendung von Bargeld zu verringern und elektronische Transaktionen zu fördern. Von Anfang an wurde verbindlich vorgeschrieben, dass Banküberweisungen innerhalb von 5 Sekunden und 24/7/365 gutzuschreiben sind.

Alle Sofortzahlungen sind unwiderruflich und sofort auf dem Konto des Empfängers verfügbar. Zusätzlich zu der Möglichkeit, «Request to Pay» Anfragen zu senden, können alle Kontoinhaber Aliasnamen wie E-Mail-Adressen, Steuernummern oder Mobiltelefonnummern verwenden. 

Die ungarischen Behörden haben die Verwendung von Sofortgutschriften für alle Transaktionen unter 30.000 € verbindlich vorgeschrieben, mit dem klaren Ziel, Bargeldtransaktionen zu ersetzen. Die Tatsache, dass Instant Payments für Banken verpflichtend gemacht wurden, hat ein innovationsförderndes Umfeld für Fintech-Unternehmen geschaffen.

Im finalen Teil der Artikelserie werden für uns mit den Herausforderungen für die Banken beschäftigen und welche Erfolgsfaktoren erfüllt sein müssen, damit die Instant Payments in der Schweiz den Erwartungen gerecht werden kann.

Dieser Blog wurde von Jonas Löhr verfasst. Bleiben Sie gespannt auf Teil 3 nächste Woche. 

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