Bei allen grösseren Schweizer Banken laufen zurzeit Projekte für die Umsetzung der Anforderung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bezüglich der Erreichbarkeit für den Empfang von Instant Payments. Das zentrale Schweizerische Interbanken Clearing System von SIX wird hierfür um den Service Instant Payments erweitert (SIC5). Zahlungen müssen neu nicht nur rund um die Uhr möglich (7*24*365), sondern auch noch schnell Ende-zu-Ende abgewickelt sein. Der Erhalt der Eingangsbestätigung der Empfängerbank muss nach spätestens 10 Sekunden bei der Senderbank eingehen.
Analog dem aktuell gültigen Europäischen Instant Payments Verfahren (SCT Inst) sieht der Regulator in der Schweiz (noch) keine vereinfachten Compliance Prüfungen im Zahlungsverkehr vor. Konkret gelten dieselben Anforderungen wie im heutigen Zahlungsverkehr. Eine Zahlungsverkehrs-Transaktion muss demnach sehr schnell durch ein Compliance-Checksystem automatisiert geprüft werden. Theoretisch stehen hierfür gegen 3 Sekunden zur Verfügung. Manuelle Eingriffe sind in diesem Anwendungsfall nicht möglich. Erste Tests haben gezeigt, dass diese Prüfung im Verhältnis zu allen anderen Prüfungen beim Zahlungseingang den Löwenanteil in Anspruch nimmt.
Seitens der Hersteller von Compliance Prüfsystemen sind also neue Ansätze gefragt, da die bisherige System-Architektur nicht für eine solche Performance ausgelegt ist. Der Weg über fachliche Optimierungen ist begrenzt und von den Compliance-Verantwortlichen der Banken auch nicht erwünscht (z.B. Reduktion der Prüflisten, Weglassen von Auftragsattributen für die Prüfung, Anwendung von Betragsgrenzen, etc.). Was in der aktuellen Diskussion erstaunt, ist die Fokussierung auf die maximale Transaktionszeit von 10 Sekunden. Ein Blick nach Europa zeigt, dass in unseren Nachbarländern eine Instant Payments Zahlung Ende-zu-Ende im Schnitt in 2,5 Sekunden abgewickelt ist.
Mit der Zielsetzung, dass sich auch für den Bankkunden eine Instant Payments Zahlung instant anfühlt, geht der Europäische Regulator aktuell einen weiteren Schritt zu einer noch schnelleren Transaktionsabwicklung. Gemäss der sich aktuell in der Vernehmlassung befindlichen EU-Verordnung «COM (2022) 546» soll die Prüfung auf den einzelnen Transaktionen wegfallen und durch eine tägliche Überprüfung der Kunden bezüglich sanktionierte Personen ersetzt werden. Dieses Modell wird in den Niederlanden bereits angewendet, wo Transaktionszeiten von 1,5 Sekunden Ende-zu-Ende im nationalen Zahlungsverkehr gemessen werden. Für EU-Länder wird eine verpflichtende Anwendung der neuen Regeln per Ende 2024 erwartet.
Zurückkommend auf den Finanzplatz Schweiz stellt sich die Frage, wie solche Zeiten auch in unserem System erreicht werden können? Denn aus Sicht des Kunden ist eine Wartezeit von 10 Sekunden heute eine Ewigkeit, insbesondere am Point of Sale, welcher ja als «Gamechanger» für Instant Payments immer wieder erwähnt wird. Darauf zu spekulieren, dass solch ein schlechter Service Instant Payments an sich den Garaus machen wird, ist zu kurz gesprungen, denn das Bedürfnis danach ist in der Zwischenzeit nicht mehr wegzudiskutieren. Es gilt also genauso gut oder noch besser als die bereits heute weltweit produktiven Instant Payments Services zu werden. Anders gesagt: 3 Sekunden für eine Zahlungsauftrags-Prüfung sind zu langsam.
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