eBAM: Automatisierung und Zentralisierung im modernen Bankkontenmanagement

Stellen Sie sich ein expandierendes Unternehmen vor, das aufgrund seines Wachstums eine Flut von Bankkonten zu verwalten hat. Mit eBAM (electronic Bank Account Management) können sowohl Unternehmen als auch Banken die Prozesse der Kontoeröffnung, -verwaltung und -schliessung automatisieren, was den manuellen Arbeitsaufwand erheblich reduziert und die Transparenz erhöht. Ein wesentlicher Aspekt von eBAM ist die Bereitstellung einer einheitlichen Plattform, über die alle Unternehmensbankkonten elektronisch und zentralisiert verwaltet werden. Ein einziger Klick genügt, und ein transparenter Bericht mit allen relevanten Kontodetails und Vollmachten liegt vor. 

Heute muss jedes Konto einzeln verwaltet werden, was die Effizienz beeinträchtigt und das Risiko von Fehlern erhöht. Darüber hinaus kann die mangelnde Übersichtlichkeit zu Compliance-Problemen führen, insbesondere wenn Unternehmen mit mehreren Banken zusammenarbeiten. Jedes Finanzinstitut hat seine eigenen Anforderungen und Prozesse, was die Komplexität zusätzlich erhöht. 

Bei der Implementierung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl

Die technologische Basis von eBAM wird durch den weltweit bekannten ISO 20022 Standard definiert. Die Implementierung kann je nach den spezifischen Bedürfnissen und Präferenzen eines Unternehmens auf verschiedene Weise erfolgen, wobei jede Methode ihre eigenen Vorteile und Herausforderungen mit sich bringt. 
  • Bankenzentrierte Lösungen
In diesem Modell wird das Unternehmen an ein einzelnes, eigentümergeführtes und bankgehostetes System angeschlossen. Dies ermöglicht eine direkte Kommunikation zwischen dem Unternehmen und der Bank, kann jedoch die Flexibilität einschränken, wenn das Unternehmen mit verschiedenen Banken arbeitet. 
  • Unternehmenszentrierte Lösungen
Hier entwickelt oder erwirbt das Unternehmen ein eigenes System für das Bankkontenmanagement und stellt eine Verbindung zu seinen Banken her. Dieser Ansatz bietet mehr Kontrolle und Flexibilität, kann jedoch mit höheren initialen Kosten und technischen Anforderungen verbunden sein.
  • Ausgelagerte Hub-Lösungen
Bei diesem Modell nutzen Banken und Unternehmen einen gemeinsamen Hub, um vollständige Interoperabilität und eine zentrale Ablage für alle Bankkontoinformationen zu gewährleisten. Dies fördert eine effiziente Kommunikation und Datenverwaltung, kann jedoch Abhängigkeiten von Drittanbietern mit sich bringen.

Die Wahl des richtigen Modells hängt von verschiedenen Faktoren, wie die Grösse des Unternehmens, die Anzahl der Bankbeziehungen, die technologische Reife und die spezifischen Geschäftsanforderungen ab.

Einer breiten Marktakzeptanz stehen noch Hindernisse im Weg

Auch wenn eBAM seit einigen Jahren verfügbar ist, gibt es noch einige Herausforderungen, die die Implementierung und die Akzeptanz von eBAM verlangsamen. Unterschiedliche Sicherheitsrichtlinien zwischen Banken stellen eine Hürde dar. Diese Disparitäten erschweren eine harmonisierte Anwendung von eBAM, da jede Bank ihre eigenen Sicherheitsprotokolle und -standards verwendet​​.

Es gibt einen Mangel an marktfähigen APIs für die zentralisierte Verwaltung der Bankkonten. Trotz des wachsenden Interesses an eBAM müssen viele Treasurer immer noch mit traditionellen, papierbasierten Prozessen umgehen, da die technologische Infrastruktur für eine vollständige Umstellung auf eBAM häufig fehlt.

Gesetzliche Anforderungen wie die KYC (Know Your Customer)-Richtlinien können bestimmte Aspekte des Kontomanagements erschweren. Diese rechtlichen Rahmenbedingungen erfordern oft manuelle Eingriffe, die die Vorteile der Automatisierung, die eBAM bietet, zunichte machen können.

Die Überwindung dieser Hindernisse ist entscheidend für den Erfolg von eBAM im modernen Bankwesen. Mit fortlaufender Technologieentwicklung und einer Anpassung der Gesetzgebung könnte eBAM in der nahen Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen und die Art und Weise, wie Unternehmen und Banken interagieren, nachhaltig verändern.

PPI bietet Kreditunternehmen mit der TRAVIC-Suite Funktionen zur Einführung eines eigenen eBAM-Angebots. Die Komponenten sind sofort einsatzbereit und leicht zu integrieren. Sie bündeln die Funktionalität zur Nachrichtenannahme im EBICS-Bankrechner TRAVIC-Corporate sowie die zentrale Verarbeitung eingehender und die Erzeugung ausgehender Nachrichten in einer spezifischen eBAM-Komponente. Zudem erfolgt die passgenaue Interaktion mit angrenzenden Systemen. Zusätzlich ermöglicht die Benachrichtigungskomponente TRAVIC-Push-Server Echtzeitbenachrichtigungen über wichtige Ereignisse. Sie möchten sich weiter über die Grundlagen von eBAM informieren? Schauen Sie sich gerne unser Erklärvideo an: https://www.youtube.com/watch?v=XpKY7PZXMq0. Bei Bedarf kann PPI die Einführung von eBAM ganzheitlich unterstützen. 




Dieser Blog wurde von Jonas Löhr publiziert. 

Swiss Banking Services Forum 2023 von SIX: Ein Rückblick

Am Mittwoch, dem 6. September 2023, fand das Swiss Banking Services Forum 2023 von SIX in Zürich statt. Unter dem Motto "Kundenerlebnisse im digitalen Zeitalter" versammelten sich Experten und Führungskräfte aus der Finanzbranche, um über die neuesten Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen zu diskutieren.

Prof. Dr. Sita Mazumder eröffnete die Veranstaltung mit einer Präsentation zum Thema "Kundenerlebnisse im digitalen Zeitalter". Sie betonte die Bedeutung der Kundenorientierung und rief die Finanzbranche dazu auf, den Fokus stärker auf die Verbesserung des Kundenerlebnisses zu legen. Eine zentrale Frage, die sie stellte, war: "Für wen tut man was?" Dabei sollte man den Business-Aspekt nicht vergessen und auch immer die Frage stellen "wer ist bereit dafür etwas zu bezahlen?". Die vielfältigen Kundenbedürfnisse genau verstehen und erfüllen ist das eine, der Ertrag daraus das andere.

Santosh Ritter von Visa Schweiz enthüllte die Vision von Visa, welche sich je länger je mehr vom Karten-Schema-Provider zum Tech-Unternehmen entwickelt. Nichtsdestotrotz, Visa verarbeitet täglich beeindruckende 700.000 Transaktionen allein in der Schweiz. Die drei wichtigsten Kundenversprechen von Visa sind Schnelligkeit, Sicherheit und Bequemlichkeit. Ritter betonte auch die massive Investition von Visa in Cybersicherheit und die Integration von KI-Modellen zur Betrugsprävention. Eine Herausforderung besteht darin, "Click to Pay" auf den Markt zu bringen, eine Weiterentwicklung im schnellen, sicheren und bequemen Internet-Check-out.

Ein interessanter Ansatz von Google, präsentiert von Andrew Vieira, war die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI), um Kunden schnell und unkompliziert Informationen bereitzustellen. Diese Technologie soll bei komplexen Entscheidungen wie dem Kauf eines Autos oder Hauses helfen. Die Proaktivität von Google, Kundenbedürfnisse zu erkennen und ihnen massgeschneiderte Lösungen anzubieten, wurde betont. In seinen Mockups zeigte Andrew beispielsweise, wie in einer Banken-App auf die Frage nach einem Autokredit der Kunde im Kaufprozess unterstützt werden könnte (bis hin zu Vorschlägen, welches Automodell für ihn passend sein könnte).

Markus Kilb, CEO von Twint, zeigte, wie das Unternehmen stetig wachsende Transaktionszahlen verzeichnet. In Zukunft soll Twint aber mehr als reine Bezahl-App sein, so ermöglicht Twint in einem demonstrierten Anwenderfall, wie Kunden sogar, nach Ladenschluss in ausgewählten Geschäften einkaufen können. Twint wird quasi zum Türöffner. Eine wichtige Neuerung bei Twint ist "Buy now pay later", bei dem Kunden bei bestimmten Händlern entscheiden können, ob sie sofort oder erst in 30 Tagen bezahlen möchten.

Die Paneldiskussion "Wer macht das Rennen – Banken vs. Big Techs" brachte wichtige Erkenntnisse. Die Teilnehmer waren sich einig, dass Banken ihre Stärken in der persönlichen Beratung und Kundenbetreuung haben, insbesondere bei komplexen Finanzdienstleistungen. Big Techs hingegen sind agiler bei der Identifizierung von Kundenbedürfnissen und der Entwicklung innovativer Lösungen.

Eine Schlussfolgerung der Diskussion war, dass Banken und Big Techs nicht als Konkurrenten, sondern als potenzielle Partner betrachtet werden sollten. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten kann dazu beitragen, die besten Lösungen für die Kunden zu finden und sich ständig weiterzuentwickeln, um den sich verändernden Anforderungen des Finanzmarktes gerecht zu werden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines kooperativen Ansatzes, um das Beste aus beiden Welten zu nutzen und die Zukunft des Finanzwesens erfolgreich zu gestalten.

Dieser Blog wurde von Stefania Guberinic gepostet

Compliance Prüfung für Instant Payments – 3 Sekunden sind zu langsam

Bei allen grösseren Schweizer Banken laufen zurzeit Projekte für die Umsetzung der Anforderung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bezüglich der Erreichbarkeit für den Empfang von Instant Payments. Das zentrale Schweizerische Interbanken Clearing System von SIX wird hierfür um den Service Instant Payments erweitert (SIC5). Zahlungen müssen neu nicht nur rund um die Uhr möglich (7*24*365), sondern auch noch schnell Ende-zu-Ende abgewickelt sein. Der Erhalt der Eingangsbestätigung der Empfängerbank muss nach spätestens 10 Sekunden bei der Senderbank eingehen. 

 

Analog dem aktuell gültigen Europäischen Instant Payments Verfahren (SCT Inst) sieht der Regulator in der Schweiz (noch) keine vereinfachten Compliance Prüfungen im Zahlungsverkehr vor. Konkret gelten dieselben Anforderungen wie im heutigen Zahlungsverkehr. Eine Zahlungsverkehrs-Transaktion muss demnach sehr schnell durch ein Compliance-Checksystem automatisiert geprüft werden. Theoretisch stehen hierfür gegen 3 Sekunden zur Verfügung. Manuelle Eingriffe sind in diesem Anwendungsfall nicht möglich. Erste Tests haben gezeigt, dass diese Prüfung im Verhältnis zu allen anderen Prüfungen beim Zahlungseingang den Löwenanteil in Anspruch nimmt. 

 

Seitens der Hersteller von Compliance Prüfsystemen sind also neue Ansätze gefragt, da die bisherige System-Architektur nicht für eine solche Performance ausgelegt ist. Der Weg über fachliche Optimierungen ist begrenzt und von den Compliance-Verantwortlichen der Banken auch nicht erwünscht (z.B. Reduktion der Prüflisten, Weglassen von Auftragsattributen für die Prüfung, Anwendung von Betragsgrenzen, etc.). Was in der aktuellen Diskussion erstaunt, ist die Fokussierung auf die maximale Transaktionszeit von 10 Sekunden. Ein Blick nach Europa zeigt, dass in unseren Nachbarländern eine Instant Payments Zahlung Ende-zu-Ende im Schnitt in 2,5 Sekunden abgewickelt ist. 

 

Mit der Zielsetzung, dass sich auch für den Bankkunden eine Instant Payments Zahlung instant anfühlt, geht der Europäische Regulator aktuell einen weiteren Schritt zu einer noch schnelleren Transaktionsabwicklung. Gemäss der sich aktuell in der Vernehmlassung befindlichen EU-Verordnung «COM (2022) 546» soll die Prüfung auf den einzelnen Transaktionen wegfallen und durch eine tägliche Überprüfung der Kunden bezüglich sanktionierte Personen ersetzt werden. Dieses Modell wird in den Niederlanden bereits angewendet, wo Transaktionszeiten von 1,5 Sekunden Ende-zu-Ende im nationalen Zahlungsverkehr gemessen werden. Für EU-Länder wird eine verpflichtende Anwendung der neuen Regeln per Ende 2024 erwartet. 

 

Zurückkommend auf den Finanzplatz Schweiz stellt sich die Frage, wie solche Zeiten auch in unserem System erreicht werden können? Denn aus Sicht des Kunden ist eine Wartezeit von 10 Sekunden heute eine Ewigkeit, insbesondere am Point of Sale, welcher ja als «Gamechanger» für Instant Payments immer wieder erwähnt wird. Darauf zu spekulieren, dass solch ein schlechter Service Instant Payments an sich den Garaus machen wird, ist zu kurz gesprungen, denn das Bedürfnis danach ist in der Zwischenzeit nicht mehr wegzudiskutieren. Es gilt also genauso gut oder noch besser als die bereits heute weltweit produktiven Instant Payments Services zu werden. Anders gesagt: 3 Sekunden für eine Zahlungsauftrags-Prüfung sind zu langsam. 


Dieser Beitrag wurde von Carsten Miehling verfasst. 

Die nächste grosse Regulierungswelle im Zahlungsverkehr rollt auf Europa zu

Die Europäische Kommission macht sich aktuell Gedanken mit welchen Massnahmen sie die Verfügbarkeit und die Nutzung von Instant Payments (IP) fördern kann. Wie üblich soll dies mit der Verabschiedung einer EU-Verordnung (COM2022 - 546) passieren, welche die groben Anforderungen formuliert und die Details werden in der Folge vom European Payments Council (EPC) in der Form von Rulebooks und Implementation Guidelines beschrieben. Neben der auch im Schweizer IP bekannten Verpflichtung der Banken den IP-Empfang anbieten zu müssen und der Vorgabe, dass IP-Zahlungen gleich teurer sein sollen, wie «normale» Zahlungsaufträge sticht in der aktuellen Diskussion nebst dem Wechsel der Compliance-Prüfung auf Basis täglicher Stammdaten-Scans anstelle einer Transaktionsprüfung die sog. «Confirmation of Payee» (PoC), hierzulande auch als Namensabgleich bezeichnet, heraus.

Die meisten hiesigen Banken führen aktuell den Namensabgleich beim Zahlungseingang durch (oder planen dies in naher Zukunft zu tun). Die EU-Regulation fokussiert den Namensabgleich des Begünstigten beim Zahlungsausgang, also beim Sender-Finanzinstitut. Dieses muss in Zukunft überprüfen, ob die IBAN des Zahlungsempfängers, grösstenteils nicht mit einem Konto im eigenen Haus, mit dem Namen des Zahlungsempfängers übereinstimmt und über jede Diskrepanz den Zahler informieren, bevor dieser den IP-Zahlungsauftrag abschliesst. Ein Entwurf, wie dies umgesetzt werden soll, ist vom EPC per Juli 2023 angekündigt, inklusive dreimonatiger öffentlichen Konsultation nach erfolgter Publikation. Der Vorschlag sieht interessanterweise vor, dass auch bei einer benachrichtigten Unstimmigkeit der Zahler den IP-Auftrag trotzdem ausführen lassen kann.

Selbstverständlich machen sich die relevanten Akteure, u.a. auch PPI, bereits jetzt Gedanken, wie die Regulation in der Praxis umgesetzt werden könnte. Wie so oft hilft da ein Blick auf bereits produktive Lösungen oder Projekte in der Umsetzung. Exemplarisch könnten nachfolgende Beispiele für eine hiesige Umsetzung dienen:
  • pay.uk (GB): sog. «Overlay Service”, welcher als Input der zu überprüfenden Transaktionsdaten die Stati «match», «close match», «no match» oder «unavailable» retourniert
  • SurePay (NL): ähnliches Konzept wie pay.uk mit API und selbstentwickelten Algorithmus zur Bestimmung, ob «close match» oder «no match»
  • Nordic Payments Council (NPC): zentraler Standardisierungs-Ansatz für die Länder Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Island
  • SEPAMail (FR): dezentraler Service, welche sowohl Überweisungen als auch Lastschriften prüft und als Resultat «cmatch» oder «no match» retourniert
Inwiefern ist der Finanzplatz Schweiz wiederum gezwungen die EU-Verordnung im sog. «autonomen Nachvollzug» ebenfalls umzusetzen? Für EU-Länder gilt für Verordnungen, dass diese sofort und unmittelbar für alle Mitgliedstaaten gelten (i.d.R. mit einer Übergangsfrist von 12 Monaten). Nach Rückfrage bei unseren Partnern soll für Länder ausserhalb der EU eine Frist von 36 Monaten angesetzt werden, falls ein Institut via SEPA Adherence Agreement am SCTInst-Verfahren teilnimmt. Die vereinfachte Möglichkeit am SCTInst-Verfahren teilzunehmen, wird aktuell auch unter dem Vorhaben «One-Leg-Out Arrangements» vorangetrieben. Mit Blick auf die Erreichbarkeit von IP-Teilnehmern in ganz Europa können Schweizer Banken und Zahlungsdienste-Anbieter diese Entwicklungen nicht ignorieren. Es ist auch denkbar, dass eine zukünftige Schweizer Regulierung einen PoC für den nationalen IP-Zahlungsverkehr vorsieht. Wir bleiben seitens PPI Schweiz am Thema dran und werden es ganz nach Schweizer Manier weiter «aktiv Beobachten».

Dieser Beitrag wurde von Carsten Miehling gepostet.


Der Buchgeld-Token (BGT) – eine Einschätzung von PPI Schweiz

Es ist etwas ruhig geworden auf dem Finanzplatz Schweiz, wenn es um das Thema «Central Bank Digital Currencies» (CBDCs) geht. Nach einem Zwischenhype aufgrund der Projekte Helvetia, Jura, etc. der Schweizerischen Nationalbank mit Fokus «Wholesale CBDC», folgte längere Zeit nichts mehr. Der Bundesrat hat zudem erklärt, dass vorerst kein Bedarf für die Einführung einer «Retail CBDC» besteht. 

Das kürzlich publizierte Whitepaper der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) vom März 2023 «Der Buchgeld-Token - Neues Geld für die digitale Schweiz» könnte die Diskussion allerdings wiederbeleben. 

Um was geht es?

Die SBVg beschreibt in ihrem Dokument das Konzept einer digitalen Währung in Form von «tokenisiertem» und auf der Distributed Ledger Technologie (DLT) basierendem Buchgeld: dem «Buchgeld-Token» (BGT). Solch ein «Stablecoin», entsprechend konzipiert, soll eine Vielzahl neuartiger Anwendungen ermöglichen, Risiken reduzieren, Effizienz erhöhen und neue Geschäftsfelder erschliessen. Anders formuliert geht es um die Beantwortung der Frage, welche Grundkonzeption die Schweizer Wirtschaft optimal bei der Abwicklung von Transaktionen mit digitalen Vermögenswerten und Zahlungen in einer digitalisierten Wirtschaft unterstützen könnte. Die Idee des BGT wurde in ökonomischer, rechtlicher und technischer Hinsicht mit Experten der Mitgliederbanken für drei Varianten analysiert.

Der BGT ist gemäss der Idee «programmierbares Geld», das heisst eine rein digitale und mit programmierbarer Funktion erweiterbare Form des Schweizer Frankens. Der BGT soll auf zugangsoffener Blockchain-Technologie, dem Schlüsselkonzept der D¨¨¨¨LT, gekoppelt mit Smart-Contract-Fähigkeiten, basieren. PPI hat bereits im Sommer 2021 in seinem publizierten Whitepaper einen auf IoT-Payments (Internet of Things) optimierten Zahlungsprozess beschrieben, welcher die Idee des BGT widerspiegelt. Bei dem, auch als Machine-to-Machine-Payment (M2M) bezeichneten Zahlungsvorgang, geht es darum, bestimmte Logiken definieren zu können, welche es erlauben eine Zahlung automatisiert und ohne menschliches Zutun abzuwickeln.

Die SBVg beschreibt in ihrem Dokument drei ausgewählte Anwendungsbereiche: 
  1. Der BGT als «Cash Leg» für Transaktionen mit digitalen Vermögenswerten
  2. Der BGT als Zahlungsmittel der Zukunft
  3. Der BGT als Enabler in einem CHF-DLT-Finanz-Ökosystem
Wie bereits erwähnt, sehen wir von PPI im zweiten Bereich, dem Einsatz als neues Zahlungsinstrument im Internet of Things, z.B. für die Abbildung von «Pay-per-Use»-Verträge in Kombination mit Smart Contracts das grösste Potential. Kommt hinzu, dass bei diesem auf Schweizer Franken basierenden Stable Coin Modell die Werthaltigkeit jederzeit gewährleistet wird, d.h. eine Umwandlung in herkömmliches Buchgeld jederzeit möglich sein soll. Zitat «Ein Schweizer Franken bleibt beim BGT unabhängig von seiner Herkunft ein Schweizer Franken».

Das Whitepaper beschreibt in der Folge drei Varianten für die Emission des BGT, wobei die Ausprägung als «Joint Token» aus Sicht der Autoren die vielversprechendste ist. Hierbei ist vorgesehen, dass ein von den teilnehmenden Geschäftsbanken gemeinsam gehaltenes Special Purpose Vehicle (SPV) den BGT emittiert, der zu 100% oder weniger mit sicheren und hochliquiden Reserven unterlegt ist. Die technologische Umsetzung ist mit bestehenden Verfahren möglich.

Ob es gelingt, ein Äquivalent zu herkömmlichem Buchgeld in Schweizer Franken zu schaffen, ist aus heutiger Sicht offen. Dass sich die Akteure im Zahlungsverkehr Schweiz dazu wieder mehr Gedanken machen, ist auf jeden Fall begrüssenswert. Denn nach der Einführung von Instant Payments ist noch offen, welches der nächste grössere Innovationsschritt sein soll. 

Seitens PPI werden wir solche Initiativen wie immer von Anfang an genau verfolgen und den Weg einer allfälligen zukünftigen Umsetzung gemeinsam mit unseren Bankkunden gehen.

Dieser Beitrag wurde von Carsten Miehling verfasst. 

ChatGPT: Die Zukunft der Banken?



Aktuell kommt man an der Thematik ChatGPT nicht mehr vorbei. Genau deshalb hat sich PPI Schweiz in einem Workshop mit der Technologie genauer auseinandergesetzt und überprüft, welchen Nutzen Banken im Bereich Payments daraus ziehen können und an welchen Stellen sich die Technologie noch weiterentwickeln muss. Doch zuerst, was ist ChatGPT überhaupt?

ChatGPT ist ein öffentlich zugängliches und auf künstlicher Intelligenz basiertes Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde. Es ist darauf spezialisiert, menschenähnliche Antworten auf eine Vielzahl von Fragen zu geben und Texte zu generieren, indem es aus großen Datensätzen im Internet lernt. 

Die Anzahl der möglichen Usecases scheint auf den ersten Blick nahezu unbegrenzt. Neben dem einfachen Abfragen von Wissen können Artikel geschrieben, Texte übersetzt, Code verbessert und Zusammenfassungen von Studien erstellt werden. Mittels SWOT-Analyse sind wir noch einen Schritt weiter gegangen. Das Ziel war, die Frage zu beantworten, ob und wie ChatGPT einen Vorteil für Banken liefern kann.

Stärken:
  • Leistungsstarker KI-Chatbot, der in der Lage ist, eine Vielzahl von Kundenanfragen schnell und effektiv zu beantworten, ohne dass menschliche Unterstützung erforderlich ist.
  • Kundenerfahrung können verbessert werden, indem es schnelle Antworten auf häufig gestellte Fragen liefert.
  • Geringere Arbeitsbelastung der Kundendienstmitarbeiter und Entlastung von Routineaufgaben, sodass sie sich auf komplexere Probleme konzentrieren können.
  • Automatisierung von Prozessen, was zu Kosteneinsparungen und einer höheren Effizienz führen kann.
Schwächen:
  • Datenbasis ist enorm gross, in welcher auch falsche Informationen abgelegt sind 
  • Aufgrund von Konfigurationsfehlern kann es zu fehlerhaften oder unangemessenen Antworten kommen, was das Vertrauen der Kunden in die Bank beeinträchtigen kann. 
  • Es besteht die Möglichkeit, dass Kunden aufgrund der Verwendung von Chatbots das Gefühl haben, dass ihre Anfragen nicht ausreichend beantwortet werden und menschliche Unterstützung benötigen.
Chancen:
  • Die Verwendung von ChatGPT in Banken kann zu einer schnelleren und effizienteren Kundendienstleistung führen, was zu einer höheren Kundenzufriedenheit führen kann.
  • Kann innerhalb von Banken zu Kosteneinsparungen führen, indem die Arbeitsbelastung der Bankmitarbeiter verringert wird.
  • Die innovative und fortschrittliche Technologie kann helfen Wettbewerbsvorteile zu erlangen.
Risiken:
  • Die Implementierung von ChatGPT in Banken kann von einigen Kunden als unpersönlich oder kalt wahrgenommen werden, was zu einer geringeren Kundenbindung und einem möglichen Verlust von Kunden führen kann.
  • Verlust der persönlichen Kunde – Bank Schnittstelle, da es zu weniger persönlicher Interaktionen kommt.
  • Wenn der Chatbot nicht korrekt implementiert oder gewartet wird, kann dies zu Sicherheitsproblemen führen, die die Vertrauenswürdigkeit der Bank beeinträchtigen können.
  • Erhöhte Skepsis aufgrund von Datenschutzbedenken gegenüber der Verwendung von Chatbots in Banken.
  • Generationen, mit fehlendem technischem Know-how könnten sich ausgegrenzt fühlen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass ChatGPT das Potenzial hat, der Bankenbranche einen erheblichen Mehrwert zu liefern, indem es die Kundenerfahrung verbessert, die Arbeitsbelastung der Kundendienstmitarbeiter verringert und zur Automatisierung von Prozessen beiträgt. Allerdings müssen noch einige rechtliche Fragen geklärt werden, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und Haftung, bevor ChatGPT breitflächig in Banken eingesetzt werden kann. Außerdem muss sich ChatGPT noch weiterentwickeln, um komplexe Finanzfragen zu beantworten und menschenähnliche Gespräche zu führen.

Dieser Blog wurde von Jonas Löhr publiziert.

Instant Payments Teil 3: Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Vor welchen Herausforderungen stehen die Schweizer Banken betreffend der Einführung von Instant Payments? Und welche Faktoren bestimmen den Erfolg? Lesen Sie hier den Teil 3 unserer Blogserie zu Instant Payments in der Schweiz. In den ersten beiden Artikeln haben wir zunächst die Vorteile der Nutzer dargestellt und den möglichen Einfluss auf andere Zahlungsmethoden beschrieben. Anschliessend haben wir uns die Entwicklung von SCT Inst im SEPA Raum angeschaut und zusätzlich das Vorgehen einzelner Länder betrachtet. Im abschliessenden Artikel dieser Serie werden wir den Schwerpunkt auf die bankspezifischen Herausforderungen legen und wir betrachten welche kritischen Erfolgsfaktoren zu berücksichtigen sind.

Herausforderungen Banken

Die Einführung der Schweizer Instant Payment Lösung bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Zum einen ist hier die Komplexität des Projekts anzuführen, welche vor allem auf die Neugestaltung der IT-Infrastruktur und die vielen Beteiligten Parteien zurückzuführen ist. Neben dem Core-Banking-System und den Umsystemen innerhalb der Bank werden in erster Linie die IT, Produktmanagement, der Vertrieb und der Kundenservice beansprucht. Hinzu kommt die Abstimmung mit externen Dienstleistern, Software-Lieferanten und Payment Service Providern hinzu. 

Die Banken müssen ihre Zahlungsprozesse und die IT-Architektur so anpassen, dass alle ein- und ausgehenden Zahlungen sofort verarbeitetet werden können. Konkret heisst das, sämtliche Compliance-Prüfungen, wie Anti-Money-Laundary, Fraud oder Sanction Screening, die Abstimmung mit den Umsystemen sowie die Anpassung der Kunden-Salden müssen innerhalb von wenigen Sekunden durchgeführt werden. Bei der Neugestaltung der Prozesse und der IT-Landschaft ist die Kreativität und das Know-How der Banken gefragt, denn bisher gibt es kein Best Practice für SIC5 an dem sie sich orientieren könnten. Banken, welche SCT Inst eingeführt haben, respektive Berater und Produkt-Lieferanten aus dem SEPA-Raum wie PPI können jedoch durchaus auf Erfahrungen bei den europäische Einführungsprojekten zurückgreifen. Bei der Eingabe der Überweisung in die Überweisungsmaske durch den Kunden, könnten gewisse Prüfungen bereits durchgeführt werden bevor der Kunde die Zahlung einreicht. Durch dieses Vorgehen können Banken zumindest beim Zahlungsausgang wichtige Sekunden einsparen. Heute tendieren Banken dazu ihre Risk-Filter lieber etwas strenger einzustellen. Werden Zahlungen ausgesteuert, können diese manuell durch Mitarbeiter freigegeben werden. Auf den Kunden hat das in der Regel keinen Einfluss, da er von den Prozessen im Hintergrund nichts mitbekommt. Bei einer Instant Payment Zahlung sieht das anders aus. Denn eine manuelle Nachbearbeitung der Zahlung innerhalb von Sekunden ist nicht realisierbar. Der Kunde merkt also, wenn seine Zahlung ausgesteuert wird. Sollte dies bei ein und dem gleichen Kunden mehrmals vorkommen, führt es zu einem negativen Kundenerlebnis, was es definitiv zu vermeiden gilt. Banken sollten also prüfen, ob sie ihre Checks an die neue Situation anpassen können. Denkbar wäre Zahlungen bis zu einem gewissen Betrag (z.B. CHF 1.000) nur in Ausnahmefällen auszusteuern.

Auch die Liquiditätsbereitstellung gegenüber der SNB verändert sich. Neben dem RTGS-Verrechnungskonto müssen die Banken zukünftig ein zweites separates IP-Verrechnungskonto führen, über die alle ein- und ausgehenden IP-Zahlungen verrechnet werden. Um einen reibungslosungen Ablauf gewährleisten zu können, müssen ebenfalls 24/7/365 genügend Geldmittel vorhanden sein. Die Besonderheit hier ist, dass das IP-Konto nur mit dem RTGS-Konto, aber nicht direkt mit der SNB verbunden ist. Mittels camt.003 / camt.004 kann der Saldo des IP-Konto abgefragt werden. Diese camt Meldungen sollten am besten automatisch versendet und von den Banken-System eingelesen werden. Sobald die Liquidität einen bestimmten Betrag unterschreitet, muss die Bank handeln, ansonsten wird der IP-Service gestoppt.

Ab August 2024 wird Instant Payments für die ersten Banken verpflichtend. Viel Zeit zur Umsetzung bleibt also nicht.


Erfolgsfaktoren

Damit Instant Payments in der Schweiz ein Erfolg wird, sind zwei Parameter entscheidend. Zum einen müssen Banken die Vorgaben korrekt umsetzen. Hier gilt die Devise rechtzeitig mit dem Projekt starten. Es muss ein Zielbild der IT-Architektur entwickelt und eine umfassende Umsystemanalyse durchgeführt werden. Um den Anforderungen gerecht zu werden, müssen die Systeme performant und hochverfügbar sein. Ausserdem kann es Systeme geben, welche nicht direkt in den IP-Prozess eingebunden, aber trotzdem beeinflusst werden (Repair, Investigation, Archiv, etc.). Anschliessend muss der für die jeweilige Bank beste Anbieter für die Umsetzung identifiziert werden. Dies ist besonders schwierig, da es noch keine Schweizer Lösung im Einsatz gibt und viel auf Versprechungen basiert. Schon vor der Umsetzung muss sich jede Bank die Frage stellen, welche IP-Services sie später anbieten möchte. Soll hier nur die Möglichkeit von Überweisungen innerhalb weniger Sekunden geschaffen werden oder soll das Kundenangebot durch weitere Produkte erweitert werden? Wie sollen die Kunden informiert werden und für welches Kundensegment gelten welche Preismodelle?

Zum anderen ist der Erfolg von der Marktdurchdringung & -akzeptanz abhängig. Die Marktdurchdringung wird in der Schweiz recht einfach erreicht, da der Service auf der Eingangsseite ab August 2024 bzw. 2026 für die meisten Banken verpflichtend ist. Die Marktakzeptanz ist von mehreren Aspekten abhängig. Damit Verbraucher Instant Payments nutzen, ist es wichtig, dass sie über den Service informiert und über die Vorteile aufgeklärt werden. Ausserdem dürfen sie nicht mit hohen Zusatzgebühren belastet werden. Sollten sie für einen Service zur Kasse gebeten werden, den sie nicht als Mehrwert empfinden, wird die Nutzung im einstelligen Prozentbereich bleiben. Ausserdem ist das Zusatzangebot von Banken und PSPs entscheidend, um möglichst viele Kunden anzusprechen und von den Vorteilen zu überzeugen. Hier kann die Schweiz unterstützend zur Seite stehen. Nimmt sie sich ein Beispiel an den Niederlanden und setzt IP als Standardüberweisung ein, schafft sie für PSPs das perfekte Umfeld, um darauf aufbauend weitere Services entwickeln zu können.


Fazit und Bedeutung für die Schweiz

Die Einsatzmöglichkeiten von Instant Payments sind vielseitig und bringen eine Menge Vorteile mit sich. Der Erfolg der Schweizer Instant Payment Lösung wird von der Nutzung und der Marktdurchdringung abhängig sein. Für Banken könnte hier das Henne-Ei-Problem entstehen. Denn vermutlich wird die Mehrheit der Kunden nicht von den Banken verlangen unbedingt Sofortzahlungen anzubieten. Warum sollten also Banken etliche Millionen Franken investieren, um Instant Payment Meldungen empfangen und versenden zu können, wenn es von der Kundschaft nicht gefordert wird und Banken diesen Service noch nicht mal ordentlich bepreisen können?

Hier müssen Banken langfristig denken, denn SIC5 wird kommen. Es ist zeitgerecht, dass eine Überweisung nur wenige Sekunden benötigt und in den meisten Ländern sind bereits Instant Payments Lösungen aktiv. Ohne eine nationale Variante verliert auch der Finanzplatz Schweiz an Prestige und gerät gegenüber den Nachbarländern ins Hintertreffen. Fraglich ist inwieweit Instant Payments für POS Transaktionen im Geschäft oder im eCommerce verfügbar gemacht werden. Die Händler würden sich über diese sichere Möglichkeit freuen, denn so können sie die hohen Gebühren der Karten- & TWINT-Transaktionen umgehen. Doch die Banken sind in einer Zwickmühle. Denn wenn sie die Händler unterstützen, würden sie zu ihrem eigenen Nachteil handeln. Banken erhalten mit jeder Kartentransaktion eine Gebühr gutgeschrieben (Interchange Fee) und TWINT wurde von den Banken entwickelt. Werden diese Transaktionen durch Sofortzahlungen substituiert, schmälern die Banken ihren Gewinn. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich die kommenden Möglichkeiten im Markt eingliedern und welche Services von Banken und PSP angeboten werden und wie stark die Verbraucher diese nutzen werden. 


Wir von PPI Schweiz freuen uns, Sie als starker Partner unterstützen zu können. Anders als andere Schweizer Softwareanbieter, verfügen wir mit dem TRAVIC Payment Hub (TPH) über eine Lösung, die bereits seit Jahren erfolgreich im Markt etabliert ist. Der TPH verfügt über beide SCT Inst Clearing Anschlüsse und wird seit 2019 beim grössten Zahlungsverkehrsabwickler Deutschlands eingesetzt. Dort werden jährlich rund 7 Mrd. Transaktionen abgewickelt. Für SCT Inst Zahlungen liegt die durchschnittliche Transaktionsdauer bei unter 3 Sekunden. 

Dank unserer Erfahrung in Europa und der Schweiz verfügen wir über einen breiten Marktüberblick hinsichtlich Banken und kennen die Stärken und Schwächen der verschiedenen Instant Payment Plattformen.

Dieser Blog wurde von Jonas Löhr verfasst.

Instant Payments Teil 2: IP in Europa

Der zweite Teil unser Instant Payments Reihe beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie es mit Instant Payments im SEPA-Raum ausschaut? Grundlegend kann bereits zu Anfang festgehalten werden, dass sich die Umsetzung und Ausprägung von Instant Payments - trotz europäischer Initiative - auf nationaler Ebene abspielt. Wer vorerst noch mehr über die Vorteile der einzelnen Nutzer (Verbraucher, Händler & Corporates) erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Blick in unseren ersten Teil der Artikelserie.

Aktueller Stand SCT Inst

Trotz der vielen Vorteile, muss ergänzt werden, dass SCT Inst in den meisten Ländern noch nicht als «New Normal» gilt und das Service-Angebot von Banken und Payment Service Providern stark variiert. Aktuell sind nur rund 60% der europäischen Zahlungsverkehrsdienstleister dem SCT-Inst-Verfahren angeschlossen. Etwa 90% Instant Payment-Transaktionen liegen derzeit unter 1.000€, und die meisten Transaktionen (etwa 70%) werden tagsüber (zwischen 6:00 und 18:00 Uhr) durchgeführt. Je höher die Marktdurchdringung wird, desto stärker wird auch der Einfluss auf andere Zahlungsmethoden.

Deutschland & Österreich 

Eine Banken-Umfrage in Deutschland und Österreich gibt Aufschluss darüber, weshalb viele Banken zögerlich bei der Einführung sind. So ist die Teilnahme an der SCT Inst Lösung für Banken freiwillig. Hinzukommt, dass es zwei Clearing-Anschlüsse (TIPS & RT1) gibt, welche nicht miteinander kompatibel sind. Wenn also eine Bank erreichbar sein möchte, muss sie beide Anschlüsse bedienen können. Gleichzeitig geht die Implementierung mit erheblichen Investitionskosten einher. Betrachtet man das Verhältnis von «normalen» SEPA Zahlungen und SCT Inst wird deutlich, dass die Kundennachfrage noch nicht besonders hoch ist. Gerade einmal 11% der SEPA Zahlungen entfallen auf Instant Payments. Diese geringe Nachfrage führt dazu, dass viele Banken Instant Payments nicht aktiv bewerben, sondern eher als Nischenprodukt führen und mit hohen Gebühren versehen. Durch zu hohe Gebühren sinkt der Kundenmehrwert gegenüber einer kostenlosen SEPA Überweisung deutlich, sofern es sich nicht um einen Notfall handelt. Eine Kombination von Instant Payments mit weiteren Payment-Services wie «Open Banking» könnte den Nutzen deutlich steigern. Hier sind in erster Linie die PSPs gefragt neue Services oder Produkte zu entwickeln, doch eine Marktdurchdringung von rund 11% ist für die meisten Anbieter ein Grund andere Projekte zu priorisieren.


Niederlande

SCT-Inst ist in den Niederlanden seit Mai 2019 in Betrieb und ermöglicht Kunden, Geld auf Konten bei teilnehmenden Banken im Zahlungsnetzwerk zu überweisen.

Instant Payments decken 100% der P2P- und Internetbanking-Transaktionen ab, da sie als Standard-Überweisung ohne zusätzliche Kosten von den Banken angeboten werden. Etwa 95% der niederländischen Zahlungskonten sind innerhalb von 5 Sekunden und rund um die Uhr erreichbar. Gegenwärtig werden B2C-Zahlungen wie Gehälter oder Versicherungsansprüche und B2B-Zahlungen nicht im Sofortzahlungsmodus abgewickelt. 


Schweden

Im Jahr 2012 entstand in Schweden aus einer Bankenkooperation der Service «Swish». Dieser ermöglicht mobile Instant Payment Zahlung zwischen Verbrauchern und Unternehmen. 

Swish wird inzwischen von 7,9 Millionen der insgesamt 10,2 Millionen Einwohner Schwedens genutzt und hat sich zur bevorzugten Online-Zahlungsmethode entwickelt. Ursprünglich für Transaktionen zwischen Privatpersonen geschaffen, wurde Swish schnell auf Flohmärkte, Gottesdienstspenden sowie auf alle kleinen Unternehmen ausgeweitet, die die Kosten für die Annahme von Kreditkarten vermeiden wollten. Swish wird inzwischen häufiger als Bargeld verwendet und macht 9% aller POS-Transaktionen aus, wodurch die Bargeldnutzung auf den niedrigsten Stand aller Zeiten gesunken ist. 


Ungarn

Nach einer dreimonatigen öffentlichen Konsultation im Jahr 2016 beschloss die ungarische Nationalbank (MNB) die Einführung einer Instant Payments Lösung, um die Verwendung von Bargeld zu verringern und elektronische Transaktionen zu fördern. Von Anfang an wurde verbindlich vorgeschrieben, dass Banküberweisungen innerhalb von 5 Sekunden und 24/7/365 gutzuschreiben sind.

Alle Sofortzahlungen sind unwiderruflich und sofort auf dem Konto des Empfängers verfügbar. Zusätzlich zu der Möglichkeit, «Request to Pay» Anfragen zu senden, können alle Kontoinhaber Aliasnamen wie E-Mail-Adressen, Steuernummern oder Mobiltelefonnummern verwenden. 

Die ungarischen Behörden haben die Verwendung von Sofortgutschriften für alle Transaktionen unter 30.000 € verbindlich vorgeschrieben, mit dem klaren Ziel, Bargeldtransaktionen zu ersetzen. Die Tatsache, dass Instant Payments für Banken verpflichtend gemacht wurden, hat ein innovationsförderndes Umfeld für Fintech-Unternehmen geschaffen.

Im finalen Teil der Artikelserie werden für uns mit den Herausforderungen für die Banken beschäftigen und welche Erfolgsfaktoren erfüllt sein müssen, damit die Instant Payments in der Schweiz den Erwartungen gerecht werden kann.

Dieser Blog wurde von Jonas Löhr verfasst. Bleiben Sie gespannt auf Teil 3 nächste Woche.