camt.053 – Die letzte grosse Hürde in der Migration Zahlungsverkehr Schweiz

Vor Kurzem erreichte die Migration Zahlungsverkehr Schweiz ihr Enddatum, den 30. Juni 2018 und, glaubt man den Statistiken, ist diese auf einem guten Weg, die gesteckten Ziele zu erreichen.
Wirklich?
Wenn von der Standardisierung des Zahlungsverkehrs gesprochen wird, ist meist nur die Zahlungsauslösung gemeint. Und hier ist der Finanzplatz tatsächlich auf gutem Wege. Der Interbankenzahlungsverkehr mit SIX und PostFinance funktioniert tadellos und die Umstellung auf die pain-Meldungen bei den Kunden ist auch in der finalen Phase.

Also alles gut?
Nicht ganz! Denn da sind ja auch noch die Cash Management Nachrichten.

Die Interpretation, wie die Implementation Guidelines für die camt-Meldungen (die Benachrichtigungen der Banken an die Kunden) ausgelegt werden sollen, ist Sache der einzelnen Banken. Ähnlich wie bei den AOS (Additional Optional Services) bei den Interbank-Meldungen, ist es auch bei den elektronischen Kontoauszügen den Banken überlassen, was sie ihren Kunden anbieten wollen. Dies kann das minimal Nötigste sein, um dem Kunden den Status Quo zu ermöglichen. Es könnte jedoch auch die maximale Ausnutzung des strukturierten elektronischen Kontoauszugs sein.

Strukturierte Informationen?
Häufig werden die «Additional Entry Information» bzw. die «Additional Transaction Information» genutzt, um dem Kunden Mitteilungen über Gebühren, Wechselkurse und dergleichen in der Form eines Buchungstextes zu übermitteln. Ähnliches passiert bei Rückleitungen von nicht zustellbaren Zahlungen. Der Kunde findet diese Informationen in den «Additional ... Information».

Doch all diese Informationen könnten dem Kunden in strukturierter Form zugestellt werden. Die strukturierte Information würde es dem Kunden ermöglichen, die Automatisierung seiner Buchhaltung noch mehr zu erhöhen. Vorausgesetzt, seine Buchhaltungsanwendung, sein ERP-System, erlaubt es ihm.

SWIFT verfolgt mit seiner gpi (global payments innovation) Initiative genau diesen Weg, nämlich Transparenz in den Zahlungsverkehr zu bringen. Mit SWIFT gpi werden dem Kunden unter anderem die Gebühren und Wechselkurse offengelegt.

Was könnte verbessert werden?
Strukturierte Gebühren




Die Version 4 des camt.053 bietet die Möglichkeit, dem Kunden transaktionsabhängige Gebühren, Spesen und Ähnliches in strukturierter Form zu übermitteln. So kann der Kunde diese direkt, genauer und automatisiert verbuchen, ohne dass er den Zusatztext bzw. den Kontoauszug benötigt, um diese Buchungen vorzunehmen.

Dies war ein wichtiges Argument, warum der Finanzplatz die Vorgängerversionen übersprungen hat und sich von Beginn an für die 4. Version entschieden hat.

Strukturierte Beträge
Bei Fremdwährungszahlungen können dem Kunden die Details der Transaktion aufgeschlüsselt werden.
So könnte der Kunde neben dem gutgeschriebenen Betrag auch Folgendes erfahren:
  • Betrag in Kontowährung vor den Spesen
  • Betrag, welcher zwischen den Finanzinstituten ausgetauscht wurde
  • Betrag in Auftragswährung
  • Umrechnungsangaben
Return Information
Vor allem für Finanzinstitute, die ihren Kunden keinen pain.002 aus der Verarbeitung zur Verfügung stellen (können), ist es wichtig, dass sie ihre Kunden über Zahlungen, welche retourniert wurden, mittels camt Nachrichten informieren.

Wenn Retouren als normale Gutschriften, d.h. ohne «Reversal Indicator = TRUE» oder die Retourinformationen in den Additional...Information gemeldet werden, ist es dem Kunden überlassen, mittels manuellen bzw. visuellen Arbeitsgängen herauszufinden, weshalb eine Zahlung nicht ankam.

Dies bedeutet meist auch, dass eine vermeintlich geschlossene Kreditorenposition noch immer offen ist. Für den Kunden kann dies unter Umständen unangenehme kommerzielle Konsequenzen nach sich ziehen.

Wenn der Kunde die Rückleitung bemerkt, muss er mit manuellen (Um)Buchungen die Gutschrift der entsprechenden Position zuweisen.

Um den Kunden und dessen automatisierte Prozesse zu unterstützen, sollten alle dem Finanzinstitut zur Verfügung stehenden Informationen im camt.053 auch dem Kunden zur Verfügung gestellt werden. Das Finanzinstitut weiss ja, welche Zahlung vom Empfängerinstitut nicht auf dem Empfängerkonto verbucht werden konnte und informiert das Finanzinstitut des Zahlungspflichtigen mit den entsprechenden Informationen aus dem Ursprungsgeschäft  sowie dem Grund, warum die Zahlung nicht platziert werden konnte.

Konkret sollten dem Kunden im camt.053 Rückleitungen immer mit «Reversal Indicator = TRUE» und auch der Grund der Rückleitung, wie auch die «Remittance Information» aus dem Ursprungsgeschäft, z.B. die ESR-Referenz, mitgeteilt werden. Mit dieser Information kann der Kunde die entsprechenden Buchungen automatisiert vornehmen und die schon geschlossene Kreditorenposition wird wieder geöffnet.

Additional... Information...
...sind derzeit mit zu viel Text, der in strukturierte Elemente abgefüllt werden könnte, befüllt. In diesem Sinne sollte jedes Finanzinstitut prüfen, ob die Informationen in den Additional...Information dem Kunden nicht besser in strukturierter und somit auch automatisch verwertbarer Form zur Verfügung gestellt werden könnte.

Aus Sicht von PPI Schweiz ist dies für den Kunden der echte Mehrwert aus der Migration Zahlungsverkehr Schweiz.


Dieser Beitrag wurde von René Heusser gepostet.


#HarmonisierungZahlungsverkehr #CashManagement #camt #iso20022

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