Mit dem Vortrag über den aktuellen Stand der Entwicklung von Quanten-Computern wurde die Messlatte schon am ersten Tag ziemlich hoch gelegt. Und so geht es denn heute im ähnlichen Stil weiter. Vivek Bajaj, IBM Watson Financial Services Solutions stellt aktuelle Projekte vor, in welchen AI eine zentrale Komponente darstellt. AI, üblicherweise als Abkürzung für ’Artificial Intelligence’ im Gebrauch, wird hier zur ’Augmented Intelligence’.
Der clevere Watson aus dem Hause IBM, welche schon vor 20 Jahren den amtierenden Schach-Weltmeister Garry Kasparov besiegte, erkennt heute verdächtige Zahlungen, E-Mails von betrügerischen Mitarbeitern und weiteres. Beispiel gefällig? Eine Mail eines Mitarbeiters einer Bank an einen Kunden zum Thema Wetter ”It’s going to rain tomorrow, you better take an umbrella” wurde korrekt als Weitergabe von Insider-Informationen erkannt. Das Motto lautet diesbezüglich: Context meets Content. Genauso wichtig wie der Inhalt einer Meldung ist auch der Kontext, in welchem eine Meldung eingesetzt wird.
Weitere Anwendungen von Watson finden sich in Call-Center-Lösungen, in welche Experten das System so trainieren, dass Anfragen korrekter und schneller beantwortet werden.
Und, ja, dass B-Wort durfte natürlich auch nicht fehlen. Während viele immer noch nicht genau wissen, wie eine Block-Chain wirklich funktioniert, hat IBM schon über 400 Blockchain-Projekte realisiert. Eine konkrete Anwendung finden Sie hier: https://www.we-trade.com/
Über die Aktivitäten der holländischen Zentralbank berichtet Petra Hielkema. Hauptthema ist auch hier PSD2 sowie deren Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr. Wettbewerb unter den Markteilnehmern ist normalerweise wünschenswert. Der rapide Anstieg an Payment Service Providern (PSP) in den letzten drei Jahren stimmt jedoch etwas nachdenklich. Eine grobe Schätzung geht von über 300 verschiedenen Services und Dienstleistung alleine in Holland aus. Gut möglich, dass sich hier wieder eine Konsolidierung einstellen wird.
Nicht ganz überraschend gibt es auch bei der Umsetzung der PSD2-Richtlinien Verzögerungen. Erst 11 Mitglied-Länder haben die entsprechenden Richtlinien in nationale Gesetze adaptiert. Auch die technischen Richtlinien, die sogenannten ’Regulatory Technical Standard (RTS) werden mit einer Verspätung von etwa 20 Monaten verfügbar sein.
Das führt uns zur nächsten Panel-Diskussion, in welcher nun Akteure auftreten, welche wir bisher noch nicht auf dem Radar hatten - Juristen. Gijs Boudewijn (European Banking Federation), James Whittle (Director International Standards and Services), Scott McInnes (Jurist) und Ralf Jacob (EU-Kommission) diskutieren aktuelle Probleme bei der Umsetzung der PSD2-Regulatorien und beantworten Fragen aus dem Publikum.
Es versteht sich von selbst, dass die Antworten der Juristen keine einfachen sind. Antwort auf die Frage unseres PPI-Kollegen Hubertus von Poser, ob denn auch Kreditkartenkonten der PSD2 unterstellt sind: ”yes and no”… Die Erklärung dazu lautet: Was ich als Kunde mit einem Konto machen kann, soll auch ein Dritter machen können, vorausgesetzt, ich habe meine Einwilligung erteilt. Kann ich mein Kreditkartenkonto einsehen, Transaktionen abfragen? Antwort: Ja. Kann ich eine Zahlung ab meinem Kreditkartenkonto initiieren? Normalerweise nein. Heisst also, Banken müssen Account Service Providern (ASP) den Zugang zu einem Kreditkarten gewähren, nicht aber Payment Initiation Service Providern (PISP).
Selbst Ralf Jacob, von der Europäischen Kommission, welche die sehr komplexen Gesetzestexte verfassen, bestätigte, dass sie diese Regelungen doch sehr ”pragmatisch” ausgelegt und umgesetzt werden sollen. Das war nun von einem Mitglied einer Regulierungsbehörde nicht wirklich zu erwarten…
In der letzten Panel-Diskussion steht das Thema ’Strong Customer Authentication’ im Fokus.
Alain Martin (Gemalto), Rolf Lindemann (Nok Nok Labs, Hamburg), Michael Sass (Mastercard) diskutieren die aktuellen Methoden und Möglichkeiten starker Benutzerauthentifikationen. Auch hier sind bereits viele Lösungen im Markt, welche den regulatorischen Ansprüchen mal mehr, aber auch mal weniger genügen.
Generell ist man sich aber einig, dass das Benutzererlebnis entscheidend sein wird, welche Systeme sich im Markt durchsetzen werden. Details dazu verraten wir Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch an anderer Stelle.
Das war’s vom 17. European Payment Summit aus dem Loumann Museum in Den Haag, welches übrigens ein sehr interessantes OldTimer-Museum beherbergt. Sehr empfehlenswert!
Wir verabschieden uns mit einer neuen Überlegung zum Thema Faster Payment
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Dieser Beitrag wurde von Rolf Zumsteg gepostet
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