Aus dem englischsprachigen Raum kommend hat das Crowdfunding auch hierzulande in den letzten Jahren immer mehr Zulauf bekommen. In der Schweiz wurden 2016 insgesamt CHF 128 Millionen umgesetzt, was einem Wachstum von 362% zum Vorjahr entspricht, wie die jährlich herausgegebene Studie “Crowdfunding Monitor” der Hochschule Luzern ermittelt hat.
Das Prinzip der “Schwarmfinanzierung” ist den meisten bekannt: Über ein Portal können eine Mehrzahl Personen Projekte oder neue Geschäftsideen in Form von Kampagnen mitfinanzieren. Die Kampagnen sind vielseitig, von der Finanzierung eines Filmes über ein soziales Projekt bis zur Unternehmensgründung ist alles möglich.
Es haben sich verschiedene Angebote herausgebildet, die sich in der Art der Gegenleistung, die ein Finanzier erhält, unterscheiden. Das kann sowohl ein Anteil an der Unternehmung (Crowdinvesting), ein Dankeschön in Form eines Geschenkes (Crowdsupporting) oder auch keine Gegenleistung (Crowddonating) sein. Beim „Crowdlending“ wird ein Kredit vergeben und der Kreditor erhält einen Zins als Gegenleistung.
Was ist Crowdlending
Das Crowdlending - auch bekannt als Peer-to-Peer Lending - war 2016 mit CHF 55,1 Millionen vermitteltem Volumen der grösste Wachstumstreiber im Crowdfunding-Markt. Gerade Investitionen in KMU oder Privatkredite haben einen grossen Zuwachs verzeichnet. Für Investoren sind hier sicherlich die guten Renditen interessant, obgleich sie sich des Risikos des Zahlungsausfalls (welches sie selbst tragen) bewusst sein müssen.
Gefahr für Banken?
Crowdlending stellt eine Alternative zum Bankkredit dar und könnte damit eine Konkurrenz für das traditionelle Kreditwesen sein. Die Crowdfunding-Plattformen versprechen hohe Renditen durch die Umgehung der Bank und behalten meist nur einen geringen Prozentsatz der vermittelten Summe selbst ein. Dennoch sind die Plattformen in den meisten Fällen auf eine Kooperation mit Banken angewiesen, denn gewerbsmässiger Handel mit Publikumseinlagen ist in der Schweiz genehmigungspflichtig. Hier gilt die Bankenverordnung (Art. 6 Gewerbsmässigkeit), die maximal 20 Personen als Investoren erlaubt. Eine Aufweichung des Gesetzes ist aktuell in der Diskussion.
Einige Banken mischen auch schon selbst aktiv im Crowdfunding-Markt mit: Beispielsweise die Luzerner Kantonalbank (Plattform: Funders), die Basellandschaftliche Kantonalbank (Plattform: Miteinander Erfolgreich) oder Raiffeisen Schweiz (Plattform: lokalhelden.ch)
Fazit
Crowdlending wird als Thema weiterhin an Bekanntheit gewinnen und Wachstum verzeichnen. Gerade wenn die Bankenverordnung gelockert wird, wären Hürden für die Schwarmfinanzierung aus dem Weg geräumt und der Weg für weiterhin grosses Wachstum frei. In absoluten Zahlen bewegt sich das Crowdlending-Volumen aber aktuell noch im Promille-Bereich der insgesamt vermittelten Kredite in der Schweiz.
Im Bereich der Plattformen, die sich auf Kredite spezialisiert haben, gibt es noch viel Bewegung; d.h. viele Markteintritte und Marktaustritte. Es entstehen aber immer neue Geschäftsideen und -modelle, die die Lücke zwischen Kreditnehmer und -geber schliessen wollen.
Dieser Blog wurde von Hendrik Annighöfer gepostet.
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Wussten Sie, dass jeder Schweizer 2016 durchschnittlich CHF 15.50 gecrowdfunded hat?
Viele Projekte sind stark lokal verankert. 2015 betrug die Distanz zwischen Initiator und Finanzier im Durchschnitt lediglich 12km.
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