Meine Rettung aus der „Zahlungsunfähigkeit“ war schlussendlich Mobile Payment, dank dieser virtuellen, auf dem Smartphone eingerichteten Kreditkarte konnte ich notwendige Käufe des täglichen Lebens und Zahlungen zur Wiederbeschaffung der verlorenen Karten und Ausweise wie beispielsweise des GAs tätigen.
Für mich hat ab diesem Zeitpunkt das Thema deutlich an Stellenwert gewonnen, von einer „Spielerei“ hin zu einem wirklich sinnvollen und zukunftsträchtigen Thema. Grund genug sich einmal kritisch mit dem aktuellen Sachstand und eventuellen Entwicklungen auseinander zu setzen.
Was passiert derzeit am Markt:
Mit der Lancierung von Samsung Pay am 23.05.2017 ist Samsung nun neben Apple (Apple Pay) und den Banken und PostFinance (Twint), der 3. grosse Mobile Payment Anbieter der Schweiz. Leider konterkarieren sich die 3 Bezahldienste gegenseitig, indem die Banken und PostFinance ihre Karten zugunsten von Twint für Samsung- und Apple Pay sperren, anders herum geben die beiden Smartphone-Hersteller ihre NFC-Schnittstelle derzeit auch nur für den eigenen Bezahldienst frei.
Für Verbraucher bedeutet dies, um Samsung- oder Apple Pay nutzen zu können, benötigen sie eine weitere, meist kostenpflichtige Kreditkarte eines Anbieters der diese Dienste unterstützt, oder die alternative Nutzung des nur national nutzbaren und durch die Sperre der NFC-Schnittstelle im Handling etwas umständlicheren Bezahldienstes Twint (welcher, wenn man sich die aktuellen Rezessionen in den jeweiligen Stores anschaut, leider auch deutliche Startschwierigkeiten hat).
Wodurch unterscheiden sich die Bezahldienste:
Da wir das Thema Twint bereits in einem vorangegangenen Blog thematisiert haben, betrachten wir hier primär die beiden Bezahldienste Samsung- und Apple Pay.
Samsung Pay funktioniert vom Grundprinzip her ziemlich gleich wie Apple Pay, es wird eine verschlüsselte, virtuelle Kopie der Kreditkarte (in Form eines Tokens) in der jeweiligen Bezahlfunktion hinterlegt, die dann beim Bezahlvorgang zusammen mit einem einmaligen Sicherheitscode übermittelt wird.
Der Bezahlvorgang selbst wird bei Samsung Pay einfach vom unteren Bildschirmrand nach oben gewischt, die gewünschte Karte ausgewählt und mittels Fingerabdruck, Iris-Scan (nur Galaxy S8) oder PIN autorisiert. Ähnlich bei Apple Pay, per Doppelklick auf den Home-Button und Autorisierung mittels Fingerabdruck oder PIN wird die gewünschte Zahlung initiiert. Die Möglichkeit Zahlungen mittels Iris-Scan zu autorisieren gibt es bei Apple derzeit nicht.
Technisch nutzen beide Bezahldienste zur Kommunikation mit dem Terminal die geräteeigene NFC-Schnittstelle. Samsung hat in seinen Geräten noch zusätzlich eine MST-Schnittstelle (Magnetic Secure Transmission) eingebaut und bietet somit die Möglichkeit auch an Terminals bezahlen zu können, die derzeit noch keine Kontaktlos-Transaktionen unterstützen. Für die Übermittlung der Karten- und Transaktionsdaten wird mittels Magnetfeld das Durchziehen einer Kreditkarte durch den Kartenleser simuliert.
Samsung Pay unterstützt zudem auch diverse Loyality- und Mitgliedskarten, die mittels Bar- oder QR-Code integriert und dann beim Bezahlen automatisch für das Sammeln von Bonuspunkten verwendet werden können.
Wo geht die Reise hin
Mit der Weiterentwicklung der Bezahldienste von Samsung und Apple in Richtung Online-Shopping und Funktionen wie P2P-Zahlungen (Geld senden und Anfordern) schwinden die derzeitigen Alleinstellungsmerkmale von Twint nach und nach. Auch die technisch bedingte Beschränkung auf den nationalen Markt spielt eher in die Hände der Smartphone-Hersteller. Einzig die Hoheit über die Zulassungen der eigenen Karten, sowie die direkte Einbindungsmöglichkeit der Konten dürften zukünftig weiterhin das grosse Plus von Twint bleiben. Doch ob die Sperre der Funktionalitäten zugunsten der eigenen Lösung, und damit auch die Blockade der eigenen Kunden zum Erfolg führen wird bleibt abzuwarten.
Samsung geht hier im Gegensatz zu Apple und den Banken bzw. PostFinance den deutlich kundenorientierteren Weg und öffnet sich für Gespräche, Kooperationen und vor allem für Innovationen.
Samsung möchte nach eigener Aussage „mit Samsung Pay eine Vorreiterrolle im mobilen Handel einnehmen und Innovationen in diesem Bereich vorantreiben, damit Konsumenten in Zukunft einfacher und bequemer mobil bezahlen können. Samsung verfolgt dabei ein offenes Modell, das Platz für unterschiedliche Partnerschaften und Formen der Zusammenarbeit lässt, um Kunden die bestmögliche Benutzererfahrung zu ermöglichen.“
Um dies zu erreichen, verzichtet Samsung zudem, im Gegensatz zu Apple, auf die Erhebung von Gebühren, die den Kartenherausgebern im Zusammenhang mit Kreditkartenzahlungen entstehen.
Fazit
Das Potential und die Möglichkeiten die der Bereich Mobile Payment bietet sind gross und bieten Platz für Innovationen, die unser zukünftiges Bezahlverhalten deutlich ändern und vereinfachen könnten. Um dies erreichen zu können, muss jedoch gemeinsam in eine Richtung gegangen werden und der Fokus nicht auf den eigenen Interessen, sondern auf den Interessen der Kunden und den Chancen liegen, die sich hieraus ergeben.
In meinen Augen macht Samsung hier einen sehr grossen ersten Schritt und streckt die Hand für ein gemeinsames, kunden- und innovationsorientiertes Handeln aus. Es liegt nun an Apple und den Banken bzw. Post Finance, diese Hand zu nehmen und durch umdenken Potentiale und Möglichkeiten zu nutzen, denn nur wer im Sinne der Kunden handelt, kann diese schlussendlich auch halten.
Dieser Beitrag wurde von David Lehr gepostet.
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