Digitale Marktplätze - eine Chance für Banken?

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Digitale Marktplätze gibt es bereits viele. Ob diese Amazon, ebay oder siroop heissen, eines haben sie alle gemeinsam: Keine Bank interessiert sich dafür. Im Gegenteil. Das Spielfeld wird weitestgehend anderen Playern wie PayPal oder SOFORT widerstandslos überlassen, um sich anschliessend über die neuen Marktteilnehmer zu ärgern, die sich plötzlich ins klassische Banking einmischen, Daten über die Kunden sammeln, Zahlungsverkehrstransaktionen abwickeln und vielleicht schon bald Mehrwertdienste anbieten, um unsere Kunden noch weiter von ihrer Hausbank zu entfernen.

Digitale Marktplätze - was ist das eigentlich?
Meistens frei zugänglich im Internet können auf diesen Marktplätzen Produkte und Dienstleistungen gegen Bezahlung angeboten werden. Verkäufer oder Käufer können Private oder Unternehmen sein. In der Regel wird ein gekauftes Produkt nach Zahlungseingang postalisch versandt. Häufigste Zahlungsweisen sind Vorauskasse (Überweisung), Kreditkartenzahlung und PayPal. Eher selten wird Kauf auf Rechnung angeboten, kaum vorhanden sind Mobile-Payment-Verfahren wie Paymit oder TWINT.

Und was hat eine Bank auf digitalen Marktplätzen verloren?
Die Antwort ist simpel und einleuchtend. Stellen wir uns einen normalen "echten" Marktplatz in einer Kleinstadt vor. Welche Marktteilnehmer trifft man dort an? Richtig, Händler, Käufer und .... Banken! 

Nun, Bankfilialen wären nicht so häufig an zentralen Plätzen anzutreffen, wenn dies nicht einen Grund hätte. So kann ein Käufer, der sich für eine Ware interessiert, Geld bei der Bank holen und dem Händler bezahlen. Dieser bringt die volle Kasse am Ende des Tages wieder zur Bank und der Kreislauf schliesst sich. Ausserdem bietet eine Kaufabsicht immer die Chance einer Finanzierung, der Verkäufer möchte vielleicht seine Einnahmen gewinnbringend anlegen.

Einverstanden - das ist etwas Old School. Heute wird immer mehr bargeldlos bezahlt. Im Internet sowieso . Also braucht es die Bank dort gar nicht? Doch! Als Bank muss ich den Kunden dort abholen, wo er gerade ist. Ist der Kunde z.B. auf siroop und kauft sich für die Fussballeuropameisterschaft eine Outdoor-Kino-Anlage, sollte ich als Bank dies wissen und bei der Bezahlung oder Finanzierung meine Kompetenzen anbieten.

Die Abwicklung von Zahlungen haben die Banken weitestgehend aus der Hand gegeben. Um den Kunden nicht vollends zu verlieren, braucht es an dieser Stelle ein Umdenken. So kann es die Hausbank sein, die dem Käufer beim Kauf eine schnelle, günstige (Teil-)Finanzierung anbietet, im Gegenzug dem Verkäufer eine Vorfinanzierung (Factoring). Oder die Bank kann Marktteilnehmer als "trusted" qualifizieren, eine Crowdlending-Lösung unterstützen, und, und, und. Einen Schritt weitergedacht: Wenn sich jemand eine Outdoor-Kino-Anlage zulegt, ist vielleicht Wohneigentum vorhanden, dessen Hypothek irgendwann einmal verlängert werden muss...

Es gilt, sich Fragen zu stellen wie zum Beispiel:
  • Wie kann ich als Bank meine Kunden (Käufer und Verkäufer, B2C und B2B) in ihren Online-Aktivitäten unterstützen?
  • Welchen Mehrwert kann ich den Marktteilnehmern auf diesen Plattformen bieten?
  • Mit welchen Bankprodukten könnte meine Bank auf einem digitalen Marktplatz agieren?
  • Welche Daten aus dem Kaufverhalten sind interessant für meine Bank, den Händler, etc.?
  • Welche Partnerschaften müsste meine Bank eingehen?
Es gilt, die sich bietenden Chancen zu nutzen und voran zu gehen. Eine frühe Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern zahlt sich am Ende aus, wenn es darum geht, Prozesse zu digitalisieren, kompetitive Lösungen im Markt zu positionieren bevor der Regulierer den Markt für Fintechs weiter öffnet.


Digitale Marktplätze

Dieser Beitrag wurde von Marco Vosseler gepostet.

#FinTech #Digitalisierung #Marktplatz

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