Das dritte Interview in der Reihe unserer Top Event Interviews. Diesmal im Gespräch: Marcel Stauch von der Glarner Kantonalbank. Lesen Sie hier die Meinung zum Thema "Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz" und "Glarner Silicon Valley - Was heisst digitale Bank wirklich".
Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz, wo steht die GLKB aktuell?
Aktuell laufen Tests für die Interbanken-Kommunikation. Weitere Testfenster, insbesondere auch für die Kunde-Bank-Kommunikation, werden bis im Herbst folgen. Das Projekt setzen wir zusammen mit der Urner-, Appenzeller-, Nidwalder- und Obwaldner Kantonalbank um. Geleitet wird das Projekt vom Bankensoftwarelieferanten Finnova.
Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Herausforderung bei diesem Vorhaben?
Dass auch kleinere Betriebe mit Nischenlösungen rechtzeitig umgestellt haben.
Wo stehen Ihre Firmenkunden im Vergleich zum Fahrplan der Umsetzung?
Projekte bei grösseren Kunden wurden bereits gestartet. Unsere Firmenkundenberater sind entsprechend informiert und mit unseren Kunden in Kontakt.
Gibt es Unterschiede bei verschiedenen Kundengruppen?
Grosse Firmen, welche Produkte von bekannten Softwarehäusern einsetzen, können auf deren Support zählen und damit rechnen, dass die Vorgaben von ISO20022 rechtzeitig umgesetzt werden. Kleinere Betriebe mit Nischenlösungen müssen das - für ihre Grösse - aufwändige Projekt wohl selbst in die Hand nehmen. Die GLKB versucht, alle Kundengruppen bei der Umstellung gleichermassen zu unterstützen.
Wie unterstützt die GLKB ihre Kunden bei der Umstellung?
Wichtig ist insbesondere die Information der Kunden, da sich der Handlungsbedarf je nach Kunde unterscheidet. Auf unserer Website steht ein Factsheet mit nützlichen Hinweisen zur Verfügung. Im persönlichen Gespräch setzen unsere Kundenberater die offizielle Broschüre von Swiss Banking ein. Eine allfällige Unterstützung wird individuell mit dem Kunden vereinbart.
Ist das Projekt innerhalb der vorgegebenen Termine zu schaffen?
Ja. Alle Teilnehmer wurden frühzeitig informiert und die Termine bzw. die Übergangsfristen wurden grosszügig angelegt. Das Projekt verläuft bisher nach Plan.
Kurze Einschätzung zu den Themen PSD2 sowie Instant Payments und Auswirkungen?
Die Öffnung der Schnittstellen im Payment ist zur Reduktion der Kosten im Zahlungsverkehr grundsätzlich zu begrüssen. Bezüglich Sicherheit dürfen aber keine Kompromisse eingegangen werden. Es ist noch offen, wann die neuen Regeln auch in der Schweiz Anwendung finden. Eine Marktöffnung könnte in der Schweiz auch neuen Marktteilnehmern den Weg bereiten.
"Glarner Silicon Valley - Was heisst digitale Bank wirklich"
Was macht den Unterschied zwischen einer „normalen“ Bank und der digitalsten Bank der Schweiz aus?
Wir sehen unseren Vorsprung darin, dass wir früh begonnen haben, uns mit dem Thema Digitalisierung zu befassen und auch schnell erste Ideen umgesetzt haben. Ausserdem haben wir die Strategie vor drei Jahren auch in unserem Organigramm mit einem eigenen Bereich Onlinevertrieb und Abwicklung umgesetzt.
Generelle Erfahrungen mit Hypomat, Investomat, Kontomat, Risikomat?
Seit der Lancierung von hypomat.ch vor drei Jahren haben wir in der Vermarktung von Online-Finanzprodukten sehr viel gelernt. Unser Angebot haben wir auch aufgrund von Kundenfeedbacks laufend ausgebaut. Unsere Onlineprodukte überzeugen durch die einfache Bedienung und die attraktiven Konditionen. Die Kunden möchten den Kommunikationskanal mit der Bank selber wählen. Wir bieten die Möglichkeit ein Bankprodukt, unabhängig von Öffnungszeiten, schnell und einfach abzuschliessen.
Was wird der nächste ....mat der GLKB sein?
Lassen Sie sich überraschen :o).
Vieles ist in Bewegung, bei Banken und bei Fintech Startups: Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen der Standardisierung und den zahlreichen Fintech-Initiativen?
Fintech Startups positionieren sich oftmals in einer für sie vollautomatisierbaren Nische. Das versetzt sie dann temporär in eine Vorteilsposition gegenüber den Finanzinstituten. Diese Automatisierung geht immer eins mit einer Prozessstandardisierung, welche bei etablierten Finanzinstituten nicht oder noch nicht in derselben Konsequenz umgesetzt wurde.
Startups im Fintech-Bereich: Chance oder Risiko für etablierte Banken?
Wir glauben, dass es sich für Finanzinstitute lohnt die Augen offen zu halten, um gute Ideen in den eigenen Systemen zu adaptieren oder wenn es passt, die Lösung des Anbieters zu integrieren. Im Zentrum steht der Mehrwert für den Kunden.
Die GLKB ist seit kurzem auch Softwarehaus und Serviceanbieterin (FRIBenk/MoneyPark): Einzelinitiativen oder konkrete Strategie?
Das sind keine Einzelinitiativen. Es ist durchaus so, dass sich die Glarner Kantonalbank mit der Lizensierung und dem White-Labeling-Konzept als Software- und Serviceanbieterin aufstellt und damit die Möglichkeit wahrnimmt, unabhängig vom heutigen Kerngeschäft weitere Erträge zu erwirtschaften.
Kooperation Valora, GLKB und Additiv: Wie entwickelt sich der Bereich Finanzdienstleistungen am Kiosk? Modell mit Zukunft?
Es ist sehr spannend mit einem Partner wie Valora zusammen zu arbeiten. Valora ist kein Finanzdienstleister und bringt damit neue Sichtweisen ein.
Robo Advisory in der Vermögensverwaltung: Haltung der GLKB zum Thema?
Mit investomat.ch haben wir im Frühling 2015 unsere eigene Robo Advisory-Lösung lanciert. Der Kunde erhält nach Erhebung seines Risikoprofils einen automatischen Anlagevorschlag. Das vorgeschlagene Portfolio basiert ausschliesslich auf Exchange Traded Funds (ETF), welche im Vergleich zu anderen Assetklassen tiefere Gebühren aufweisen. Die Anlage ist bereits ab CHF 5'000.00 möglich. Vorteil für den Kunden: Der Kunde profitiert von einem professionellen Anlagevorschlag und dies zu tiefen Gebühren.
Mobile Payments: Wohin geht die Reise, wer wird in der Schweiz dominieren?
Mit Spannung beobachten wir den Markt und sind überzeugt, dass sich im Thema Mobile Payments in den nächsten Monaten noch einiges bewegen wird. Ausschlaggebend werden die Bedienbarkeit der Anwendung und die Verbreitung bei den Detaillisten sein.
Crowdfunding-Plattformen: Was ist die Einschätzungen der GLKB zu dem Thema?
Bisher ist das in der Schweiz über Crowdfunding abgewickelte Volumen noch gering. Wir sehen darin aber eine interessante Anwendung.
Was wird man vom Glarner Silicon Valley in Zukunft hören? Sind im digitalen Bereich weitere Projekte in Planung?
Wir haben ein gutes Team beieinander und wir sind motiviert, unseren Kunden auch zukünftig gute Produkte anzubieten.
Wir bedanken uns bei Marcel Stauch, Bereichsleiter für Onlinevertrieb und Abwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Glarner Kantonalbank für das Interview.
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