Top Event Interview 2: Sage Schweiz

PPI Schweiz
Das zweite Interview in der Reihe der Top Event Interviews. Die Antworten auf unsere Fragen von Marc Ziegler, Country Manager Sage Switzerland, finden Sie hier.

Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz, wo steht Sage aktuell?
Sage bietet für Unternehmen je nach Segment verschiedene Softwarelösungen an. Diese sind aufgrund der verschiedenen Bedürfnisse der Unternehmen unterschiedlich fortgeschritten. In allen Lösungen von Sage sind die Basis-Formate, wie beispielsweise der pain.001, enthalten. Zudem stellt Sage den neuen Standard im E-Banking, EBICS (Electronic Banking Internet Communication) zur Verfügung. Produkte, welche für grössere KMU entwickelt werden, haben natürlich weitere Formate wie den pain.008 bereits integriert. Sage ist zurzeit an der Finalisierung der Roadmap für ISO 20022 pro Produkt, welche dann unseren Kunden kommuniziert wird. Jedoch erschwert der ungleiche Umgang mit den Formaten seitens der Banken eine effiziente Umsetzung.

Schafft das Projekt der Harmonisierung für Sage Möglichkeiten zur Differenzierung und Abgrenzung zur Konkurrenz?
Die Implementierung dieser Formate gehört zu den Basisfunktionalitäten jeder Buchhaltungs-, Lohnbuchhaltungs- oder Business-Management-Solution bzw. ERP-Software. Eine Differenzierung kann durchaus mittels einer benutzerfreundlichen und mehrwertgenerierenden Umsetzung erzielt werden. Damit jedoch unsere KMU-Kunden vollumfänglich von der Harmonisierung wirklich profitieren können, müssen alle Beteiligten inklusive aller Finanzinstitute die neuen Formate unterstützen.

Spielen AOS (Additional Optional Services) im übertragenen Sinne auch für Softwarehersteller eine Rolle? Liegen hier Chancen?
Mit Additional Optional Services können Finanzinstitute ihren Kunden Mehrwerte in Form von Zusatzleistungen anbieten. Dazu muss die Software des Kunden auch mit diesen Informationen umgehen können. Mit diesen Erweiterungen besteht die Chance für den Kunden, neue flexiblere Leistungen zu schaffen. Es bestehen aber auch gewisse Gefahren, zum Beispiel wenn die Finanzinstitute AOS in Form von eigenen Insellösungen kreieren, die der Harmonisierung entgegenwirken und neue Intransparenz schaffen. Hier gilt der Ansatz „weniger ist mehr“ für unterschiedlichee Leistungen und die Abstimmung mit den Softwareherstellern.

Sehen Kunden das Projekt auch als Chance ERP und Software generell zu überprüfen, Prozesse zu optimieren – oder wird auf das Notwendige reduziert.?
Es kommt auf die Grösse und den Typ des Unternehmens an. Es gibt beispielsweise kleinere Kunden mit wenigen Zahlungstransaktionen, für die der Mehrwert noch gering ist. Gleichzeitig sieht ein Kleinkunde die Chance von Prozessoptimierungen durch eine effiziente Kontoabstimmung via camt.053 mit interner Sammelbuchungsauflösung. Hier liegt die Herausforderung zunächst darin, den Kunden zu informieren, welchen Mehrwert die Harmonisierung für ihn effektiv bietet. Denn versteht der Kunde den Inhalt der Harmonisierung, so sieht er die Chancen dahinter. Die Kunden reagieren aber oft vorsichtig, aufgrund der verschiedensten Äusserungen unterschiedlicher Finanzinstitute, die an ihn herangetragen werden.

Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Herausforderung bei diesem Vorhaben?
Eine der grössten Herausforderungen ist die Kommunikation und das Aufzeigen des Mehrwerts für die unterschiedlichen Kundentypen. Gleichzeitig erleichtern das teilweise unterschiedliche Handling der Formate sowie die unterschiedlichen Roadmaps der Finanzinstitute die Kommunikation nur bedingt. Um die Harmonisierung für alle Beteiligten erfolgreich beschreiten zu können, ist die Transparenz bei allen Finanzinstituten über die Formatumsetzung enorm wichtig. Eine weitere Herausforderung können die AOS werden, wenn diese nicht mit Bedacht hinzugefügt werden und dadurch eine Vielzahl an Insellösungen entstehen, von welchen die Kunden nicht durchgängig profitieren können.

Wo stehen Ihre Firmenkunden im Vergleich zum Fahrplan der Umsetzung?
Dies ist pro Segment und Produkt unterschiedlich. Kleinkunden beispielsweise haben oft den Vorteil, dass sie einfache Lösungen auf nicht komplexen Umgebungen im Einsatz haben, was ein Update auf eine neue Version mit dem neuen Zahlungsverkehr erleichtert. Das heisst: Der Grossteil unserer Kunden hat einen Support- und Wartungsvertrag und somit jederzeit die Möglichkeit auf eine Version, die ISO20022 unterstützt, zu aktualisieren. Mit unserer bald fertiggestellten Roadmap werden wir unsere Kunden, welche noch nicht umgestiegen sind, nochmals über die neuen Möglichkeiten informieren.

Ist das Bewusstsein bei Kunden klar vorhanden für das Projekt und Termine? Oder verlassen sich Kunden auf Softwarehersteller und Banken?
Das Bewusstsein ist nicht bei jedem Kunden klar vorhanden. Sage sieht hier starken Handlungsbedarf, um den Kunden transparente Termine und Roadmaps aufzeigen zu können. Dazu bedarf es einer Übersicht über den Fortschritt der einzelnen Finanzinstitute in der Harmonisierung der ISO-Formate, welche zentral über die detaillierten Umsetzungsformate sowie –zeitpunkte informiert. Dies ist Bestandteil unserer Roadmap.

Wo liegen die grössten Probleme oder Stolpersteine auf Kundenseite?
Die grösste Herausforderungen für die Kunden ist, den Überblick zu bewahren. Der Kunde braucht dafür verschiedene Informationen, welche er von verschiedenen Ansprechpartnern erhält. Er muss die Roadmap für sein Finanzinstitut kennen. Wissen, welche Software diese unterstützt und verstehen, welche Formate für ihn effektiven Mehrwert generieren. Sage ist deshalb stark bemüht, Transparenz für ihre Kunden zu schaffen.

Ist das Projekt innerhalb der vorgegebenen Termine zu schaffen?
Es ist realisierbar, wenn sich alle Finanzinstitute und die Softwarehersteller über die Formate und Roadmaps wirklich einig sind und alle am gleichen Strang ziehen.

Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen der Standardisierung und den zahlreichen Fintech-Initiativen?
Wir sehen einen indirekten Zusammenhang. Banken und auch andere Branchen müssen sich stetig weiterentwickeln und sich immer wieder neu erfinden. Neue Technologien, neue Geschäftsmodelle und das Bewusstsein der Chancen der Digitalisierung fördern das Schaffen von neuen Produkten und Dienstleistungen. Durch die Harmonisierung des Zahlungsverkehrs werden neue Formate eingeführt, welche mehr Informationen liefern und so auch neue Chancen bieten. Somit können Fintech-Initiativen von neuen Informationen profitieren.

Start-ups im Fintech-Bereich: Chance oder Risiko für den Finanzplatz?
Start-ups bringen nicht nur im Fintech-Bereich neue Chancen. Sie lösen oft Kundenprobleme mittels Einsatz moderner Technologien oder neuartiger Geschäftsmodelle, welche die Dynamik im Markt vorantreibt. Dies ist auch gesund und vorteilhaft für den Finanzplatz Schweiz.

Mobile Payments: Wohin geht die Reise, wer wird in der Schweiz dominieren?
Blick in die Glaskugel – wir stehen hier noch am Anfang der Reise und es sind noch nicht alle Beteiligten am Schweizer Markt angekommen. Somit kann hier noch keine Aussage gemacht werden. Die letzten Meldungen, wie beispielsweise die Zusammenführung von Twint und Paymit zeigen, wie schnell sich alles ändern kann und zeigt auch, dass gerade in der Schweiz beim Thema Mobile Payments noch Vorbehalte bei den Endkunden bestehen. Viele haben eine App von Twint bzw. Paymit installiert, nutzen sie aber noch zu wenig.

Auswirkungen auf Software-Hersteller?
Durch die Fintech-Initiativen entstehen neue Möglichkeiten, um dem Kunden Mehrwert zu schaffen und seine Probleme zu lösen. Als Softwarehersteller sind wir demzufolge sehr daran interessiert, die entstehenden Innovationen mitzutragen und attraktiven Kundennutzen bieten zu können.

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Wir bedanken uns bei Marc Ziegler, Country Manager Sage Switzerland, für das Interview.








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