Mit PSD2 und Open Banking zur Universal-Banking-App (Teil 2 von 2)

Nachdem wir uns im ersten Teil unseres Blogs mit den Grundlagen der PSD2 und den kommenden Möglichkeiten beschäftigt haben, möchten wir nun den Fokus in Richtung Zukunft wenden. Die Zielsetzungen, die die EU mit dem Open Banking Ansatz verfolgt, sind klar und die Möglichkeiten, welche sich hieraus ergeben, gefühlt fast unendlich. Der Kreativität sind hierbei kaum Grenzen gesetzt und vor allem Querdenker und Innovatoren dürften sich über die sich auftuenden Möglichkeiten freuen.
Aber selbst ohne grosse Kreativität lassen sich die grundlegenden Möglichkeiten von Open Banking aufzeigen.

Nehmen wir nochmal TWINT als Beispiel, setzen den Fokus auf den Verbraucher und fassen die ersten Gedanken in ein paar Worten zusammen:

Was wäre möglich 

Der Kunde hat zukünftig für die Verwaltung all seiner Finanzen nur noch eine einzige App. In dieser kann er ohne grossen Aufwand jegliche von ihm unterhaltenen Bankverbindungen, Depots, Darlehen, Konten und Karten einpflegen, kategorisieren und visuell seinen Bedürfnissen anpassen.
Kontostände, Umsätze, Transaktionsdetails und anstehende Zahlungen werden ihm ebenso wie Zinssätze und etwaige Gebühren realtime angezeigt. Der Kunde erhält auf Wunsch automatisch anhand seiner Kontostände und seines Zahlungsverhaltens entsprechende Vorschläge zur Verwaltung seiner Guthaben und Depots oder zur Auslösung bestimmter Zahlungsaufträge über bestimmte Konten. Manuell eingegebene Zahlungsempfänger werden automatisch gespeichert und bei der nächsten Zahlung per Autovervollständigung vorgeschlagen. Rechnungen können einfach abfotografiert und über das gewünschte oder vorgeschlagene Konto ausgelöst werden. Online-Einkäufe oder das Bezahlen in Geschäften kann per Klick getätigt und dem Zahlungsempfänger ebenfalls realtime bestätigt werden.
Ausserdem kann der Kunde Gebühren, Zinssätze, Kredite, Versicherungen und Mehrwertdienste direkt bank- bzw. anbieterunabhängig vergleichen, entsprechende Verträge verbindlich über die App abschliessen und den Kontowechsel inklusive automatischer Einrichtung bestehender Lastschrift- und Daueraufträgen durchführen.

Und das Beste: Die Anmeldung erfolgt zentral bei einem Anbieter, eine umständliche Registrierung oder die Beantragung und Verwaltung unterschiedlicher Zugangsdaten bei jeder Bank entfällt - europaweit.

Doch hier ist noch lange nicht Ende der Fahnenstange. Die Bankenunabhängigkeit bietet Spielraum für viele weitere Entwicklungen und Verfahren. Ein paar Beispiele sind Kooperationen mit Crowdlending-Plattformen, KI-Portfoliomanagement oder die Integration von Kryptowährungen. Allein hierdurch eröffnen sich für Verbraucher bereits ganz neue Möglichkeiten, vom Anlage- bzw. Kreditbereich bis hin zur kompletten Neugestaltung des Zahlungsverkehrs.

Dieser Kurzabriss beinhaltet die wichtigsten Punkte von Open Banking und zwar XS2A (Zugang zum Konto), PIS (Zahlungsauslösedienste) und AIS (Kontoinformationsdienste) sowie einen Bruchteil der Möglichkeiten, die sich aus Open Banking und den weiteren EU-Vorgaben ergeben.

Und die Banken?

Die Vorteile, die sich für Banken ergeben können, sind klar im mittel- bis langfristigen Bereich anzusiedeln und die frühzeitige und vor allem offene Ausrichtung am Markt dürfte hierfür essentiell sein. Wer sich heute den Entwicklungen öffnet und kooperiert anstatt blockiert und kontrolliert, kann langfristig die zu erwartenden Ertragsverluste im Zahlungsverkehr sowie im Provisions- und Währungsgeschäft ausgleichen, Kunden halten und neue Kunden gewinnen. Neben neuen Geschäftsmodellen bietet sich die Chance auf neue Märkte, neue Kundenpotentiale und auch auf etliche Prozessoptimierungen.
Durch gezielte Kooperationen lässt sich die Agilität und Flexibilität von FinTechs zum eigenen Vorteil nutzen, wobei hier entscheidend ist, genau diese Eigenschaft aufrechtzuerhalten und nicht durch eigenes Reglement oder durch Integration in die eigenen Strukturen einzuschränken.

Die Aufwände, die mit der Verfolgung dieser Ziele einhergehen, sind nicht unerheblich und auch die strategische und mentale Neuausrichtung ist nicht von heute auf morgen umzusetzen. Wer sich jedoch diesen Herausforderungen stellt, hat gute Chancen, sich im zukünftigen Markt weiterhin erfolgreich platzieren zu können.

Fazit

Wenn man sich die derzeitige Marktentwicklung, den Ideenreichtum sowie das Potential diverser FinTechs anschaut, dürfte recht schnell klar sein, wie umfangreich und weitreichend die zukünftigen Möglichkeiten sind.  Deshalb lässt es sich heute schwer abschätzen, wie der Zahlungsverkehr oder das Bankengeschäft in 10 Jahren aussehen wird.
Eines ist jedoch klar, die EU bereitet den Weg, um die Gestaltung in die Hände der Verbraucher zu legen und somit werden zukünftig auch nur diejenigen bestehen,  die sich mit ihren Angeboten, den Möglichkeiten, Mehrwerten und der Usability nach den Wünschen und Anforderungen der Verbraucher richten.
Die Schwierigkeit liegt darin, rechtzeitig auf den richtigen Zug aufzuspringen. Denn wenn dieser erst einmal abgefahren ist, lässt sich der Vorsprung meist nicht mehr einholen.

Dieser Beitrag wurde von David Lehr gepostet.

#XS2A, #PSD2, #OpenBanking

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