Gastbeitrag: „Öffnung“ als Zentrales Element der zukünftigen Bankenlandschaft – Eine kurze Einführung

Digital Finance Experts Blog
FinTechs sind mittlerweile aus der Rolle der „Niche Player“ zu einem ernstzunehmenden Partner für etablierte Finanzinstitute herangereift. Darüber hinaus sorgen regulatorische Anreize wie PSD2 (Payment Services Directive 2) mit weitreichenden Öffnungen des Kontos für Dritte oder die künftige Anforderung von Instant Payment für beschleunigten Wettbewerb und den digitalen Umbruch, um somit nicht zuletzt den aktuellen Kundenanforderungen gerecht zu werden.

„Öffnung“ ist ein zentrales Element der zukünftigen Bankenlandschaft. „Öffnung“ beschränkt sich hierbei nicht nur auf den originären Zahlungsverkehr oder auf rein technische Aspekte wie API-Konzepte. Vielmehr wird die Idee des „Open Banking“ institutsübergreifend Auswirkung auf das derzeitige Geschäftsmodell haben. Neu geschaffene Rollen wie die des „Heads of Digital Transformation“ oder „Head of Open-API“ sind nur einige Beispiele der organisatorischen Neuordnung. Die Integration von neuen externen Services, wie beispielsweise „Account Information Services“ in der bankeigenen Finanz-App, zeigt bereits heute eine Erweiterung des Service-Spektrums mit Hilfe von Dritten.

„Öffnung“ gegenüber Dritten ist nichts Neues. Ausserhalb der Bankenwelt wären digitale Unternehmen (z.B. Google, Apple, Facebook, Amazon, Salesforce und Twitter) im letzten Jahrzehnt nicht so schnell gewachsen, wenn sie ihr Geschäftsmodell nicht mit Hilfe von „Öffnung“ gegenüber Dritten unter Verwendung von APIs beschleunigt hätten. Die Öffnung gegenüber neuen Marktteilnehmern ausserhalb der eigenen Organisation hat mehrfach erfolgreich bewiesen, dass hiermit Kundennutzen geschaffen und vom umliegenden Ökosystem profitiert werden kann.

Besonderheiten von APIs

APIs können als „intelligente“ Schnittstellen (Interface) zwischen Software Applikationen sowohl innerhalb einer Organisation als auch zwischen unterschiedlichen Organisationen eingesetzt werden. Das Besondere an APIs ist, dass sie die Kommunikation zwischen Software Applikationen ermöglichen, wobei hier die eine Software die Funktionalitäten einer anderen Software abrufen kann.
Jede API ist ein Interface, allerdings ist nicht jedes Interface eine API. Es handelt sich hierbei um ein spezifisches Konzept aus der Softwarearchitektur, in dem es darum geht, dass die Interfaces skalierbar, wiederverwendbar und sicher sind und gleichzeitig benutzerfreundliche Selbstbedienungsmöglichkeiten für Entwickler darstellen. Dies sind die wesentlichen Aspekte, die dazu führen, dass der Einsatz von APIs die Kosten und Lieferzeit von gekoppelten Systemen reduzieren und somit massgeblich die Geschwindigkeit, Kosten und Qualität von Innovation positiv beeinflussen.
Im weiteren Verlauf wollen wir uns mit den verschiedenen Geschäftsdimensionen von APIs beschäftigen, beginnend mit dem Konzept der „Öffnung“ in Bezug auf APIs.

Einführung in das zentrale technische Konzept von APIs

In ihrer einfachsten Form sind APIs standardisierte Sets von Anforderungen, die bestimmen, wie Software Applikationen miteinander kommunizieren. Diese Anforderungen zielen darauf ab, Qualitätsstandards zu erhalten und die Benutzerfreundlichkeit dieser Interfaces zu steigern. Gemeinschaften und individuelle Parteien, die häufig Standards als „Open Source“ zur Verfügung stellen, haben viele dieser heutigen technischen Standards für APIs entwickelt und geprägt.

Das Ergebnis dieser evolutionären Standardisierung sind die nachfolgenden technischen Standards für APIs:



Ganz gleich, ob APIs „Open“ oder „Closed“ ausgeprägt sind, sie werden anhand dieser oben beschriebenen offenen, globalen und technischen Standards designed und erstellt.

Der Grad der Öffnung von APIs bestimmt die potenzielle Reichweite

Nachdem wir uns mit den grundsätzlichen Konzepten von APIs befasst haben, wollen wir nun zeigen wie die Öffnung der API die Reichweite (den „Reach“) beeinflusst.
APIs ermöglichen einen sicheren, kontrollierten und kosteneffizienten Zugang zu Daten und/oder Funktionen, möglicherweise auch durch Drittparteien.
Wenn der Zugriff auf APIs nur innerhalb der Grenzen einer Organisation gestattet ist, werden sie auch als „Closed“ oder „Private“ APIs bezeichnet. Wenn jedoch auch Drittparteien (ausserhalb der organisatorischen Grenzen) Zugriff auf die APIs haben, werden sie „Open APIs“ genannt. Der Fokus unserer Blogreihe liegt auf „Open APIs“. „Open“ in diesem Kontext bedeutet nicht, dass jede Drittpartei nach eigenem Ermessen Zugriff auf das Bankensystem hat. Es wird weiterhin immer eine Form von Kontrolle der Banken geben, um die Sicherheit, Privatsphäre und Vertragsbedingungen zu gewährleisten. Diesen Aspekt werden wir später weiter erläutern.
In der Praxis werden verschiedene Levels der API Öffnung beobachtet. Dies ist ein wichtiger Aspekt, da der Level der API Öffnung nicht nur die potenzielle Anzahl der Parteien mit Zugriff bestimmt, sondern auch die potenzielle Reichweite („Reach“) der Funktionalität, die durch die APIs ermöglicht wird.



Zu beachten ist, dass sich die Fachbegriffe rundum APIs noch in der Entwicklungsphase befinden und deswegen nicht einheitlich in Fachpublikationen verwendet bzw. definiert werden.
Fazit

Der Zahlungsverkehrsindustrie steht eine spannende und prägende Phase bevor. Neue Strategien, teilweise bestimmt durch Vorschriften und teilweise angetrieben durch Chancen, müssen, basierend auf dem sich wandelnden Konsumentenverhalten, entwickelt werden. Banken stehen vor wesentlichen Herausforderungen und Entscheidungen. Bis Ende 2016 werden die ersten Schritte in Richtung umfangreicher Öffnung durch die PSD2 final angeordnet sein. Wichtige und zugleich schwierige Entscheidungen bleiben jedoch bestehen, wenn es um die strategische Positionierung der Bank sowie um das Nutzen von Netzwerkeffekten geht.

Dieser Blog basiert auf einem Information Paper “Understanding the business relevance of Open APIs and Open Banking for banks“, das Innopay in enger Zusammenarbeit mit der EBA Association erstellt hat. Das vollständige Dokument ist unter folgendem Link in englischer Sprache abrufbar.


Über unseren Gastautoren:

Joris Eckrich (Consultant at Innopay) und Nils Jung (Managing Partner at Innopay)

Joris Eckrich works as a Consultant at Innopay Germany. Prior to Innopay he worked for Capco, UBS Deutschland AG and Commerzbank. He is working on Bank APIs, mobile banking, client onboarding, AI and other topics related to digital transformation.

Nils Jung is the German Managing Partner of Innopay, an independent consultancy firm specialised in payments, digital identity and e-business. Prior to Innopay he was COO and Member of the Management Team of a London based consultancy. He has a strong financial services background with over a decade of experience in payments strategy and process consulting, gained in top-tier global consultancy companies like Capco, Capgemini and Oliver Wyman.

#PSD2, #FinTech, #APIs

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