Ich und mein digitales Ich – PPI Schweiz zu Gast beim IFZ FinTech Forum

Digitalisierung, IFZ FinTech, Digital Identity, BehavioSec, Hochschule Luzern, SwissID, eID, SECO "Chancen und Gefahren im Identity Management". Unter dieser Überschrift lud die Hochschule Luzern am Mittwochabend zum IFZ FinTech Forum ein. Ingo Deutschmann von der BehavioSecGmbH, Christian Weber von der SECO und Hans-Jörg Widiger von der GemaltoAG referierten über interessante Fragestellungen und Themen im Bereich Digital Identity.
"Was bringt uns Digital Identity?”, "Überwiegen die Vorteile oder die Nachteile?" und "Kann ich mich eigentlich noch vor meinem digitalen Ich verstecken?". Fragen zu denen, wie der anschliessende Networking-Apéro deutlich zeigte, wohl ein jeder eine eigene Meinung hat.
Deutlich wurde, dass der Trend der Digitalisierung mit grossen Schritten vorangeht. Die Frage nach dem Umgang mit der digitalen Identität und die Verwaltung unseres digitalen Fussabdruckes wird in den nächsten Jahren eines der wohl am heissesten diskutierten Themen bleiben.

Hans-Jörg Widiger eröffnete die Vortragsreihe mit einem Sprung nach Estland. Das Land an der Ostsee, welches sich 1990 aus der ehemaligen UdSSR abspaltete und seit 2004 Mitglied der EU ist, gilt als eines der am weitesten fortgeschrittenen Länder im Bereich e-Government. "Running a Country Digital". Dies ist das Thema des Vortrages und kann gleichzeitig als Leitbild für Estland angesehen werden.

Estland hat es geschafft sich heute als einziges Land in Europa als eGesellschaft zu etablieren. Jeder Bürger besitzt einen Rechtsanspruch auf eine Internetverbindung und ist ab dem 15ten Lebensjahr dazu verpflichtet eine eID zu besitzen. Hierbei handelt es sich um eine Karte mit Chip und Lesegerät (bald auch mit NFC Token), die sowohl den Esten als auch dort lebenden Ausländern angeboten wird. Die Gründung von Unternehmen, das Einreichen der Steuererklärung oder das Abrufen der Schulnoten der Kinder läuft darüber komplett digital. Daneben dient sie natürlich der Identifikation, als Zugticket oder für die digitale Signatur. Fast alles ist heute mit der eID möglich und wird auch genutzt und akzeptiert. Grund dafür ist laut Widiger das Bürgerportal, eine Plattform, auf der jeder seine digitalen Daten einsehen kann und darüber informiert wird, wer sich seine Daten angesehen hat. Diese Transparenz ist einer der Schlüsselpunkte für die Akzeptanz und den Erfolg des Projektes eGesellschaft und sollte als Vorbild für alle europäischen Staaten dienen, die auf dem Weg zur eGesellschaft sind.

Christian Weber beginnt seinen Vortrag damit, in dem er seine verschiedenen Karten auf den Tisch legt, angefangen beim Pass, über den Führerausweis bis hin zur coop-Karte. “All das ginge auch mit nur einer Karte - aber Sicherheit ist halt unbequem“. In seinem Vortrag "Identifikationsmedien gestern und heute" referiert er über ein Thema, welches auch Teil unseres letzten Blog-Eintrages war. Als Mitarbeiter der SECO hat er die Einführung der eID und SuisseID mitbegleitet. Die SuisseID und eID wurden bereits 2010 lanciert, haben sich aber bis heute kaum durchsetzen können. Nach Christian Weber hat die SuisseID jedoch die Basis für mehr geschaffen. 2020 soll dann die neue eID in der Schweiz ausgerollt werden. Es ist jedoch noch nicht klar, ob bis dahin die Akzeptanz für den Schritt zur eGesellschaft da ist.

Für Ingo Deutschmann ist eines an diesem Abend klar: "Usability und Security müssen sich nicht immer asymmetrisch zueinander verhalten“. In seinem Vortrag zum Thema "Using Behavioral Biometrics to balance Usability and Security“ stellt er eine ganz eigene und neue Methode vor wie Sicherheit gewährleistet werden kann.

Mit Behavioral Biometrics kann der Umgang des Nutzers mit seinem Handy oder Laptop getracked, analysiert und gespeichert werden. Aus diesen Daten lässt sich dann ein digitales Profil erstellen, welches bei erneuter Nutzung der Anwendung geprüft werden kann. So lässt sich herausstellen, ob nun wirklich ich meine Online-Überweisung gerade tätige oder sich eine andere Person auf meinem Profil angemeldet hat. Dass die Technologie funktioniert, hat sie bereits bei einigen Kunden gezeigt. Sein Statement ist ganz eindeutig: “Wir sind die Guten“. Und doch ist es gleichzeitig etwas befremdlich wie sehr mein digitales Ich bereits neben mir existiert, ohne dass ich etwas davon mitbekomme.

Mir bleibt es, mich bei den Veranstaltern und Referenten für einen sehr interessanten Abend zu bedanken. Am 9. November startet dann das nächste FinTech Forum zum Thema: "Künstliche Intelligenz im Banking von morgen".
Wer vorher schon interessiert ist und mehr über Digitalisierung erfahren möchte, kann sich den 3. November im Kalender bereits freihalten. Dann startet das nächste PPI Top Event mit spannenden Referenten zum Thema Digital Finance.


Dieser Beitrag wurde von Florian Stade gepostet.

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