New Horizons - Wie mit P27 der europäische Norden das Thema Instant Payments treibt


„We are here to change the world of payments, and you are welcome to join the movement!“

Verschiedene Länder in Europa und Asien, aber auch die USA machen Ernst mit eigenen Instant Payments Angeboten (vgl. auch Blogbeitrag von Carsten Miehling „24/7/365 Payments in der Schweiz – Eine PPI Situationsanalyse“). Sie alle scheinen erkannt zu haben, dass man den (Instant) Paymentbereich nicht einfach den BigTech Firmen überlassen kann. Im europäischen Norden schliessen sich für diesen Kampf sogar mehrere Banken visionär und grenzübergreifend in dem Projekt „P27 – Nordic Payments“ zusammen. P27 deshalb, weil sich die noch junge Gesellschaft zum Ziel gesetzt hat, den Zahlungsverkehr für die 27 Millionen Einwohner der involvierten Staaten Finnland, Schweden und Dänemark zu verbessern. Selbst wenn nur ein Teil dieses Potenzials das neue Angebot nutzen sollte, Instant Payments entwickelt sich definitiv zu „the new normal“. 

Wie kam es dazu? 
P27 wurde 2017 als gemeinsames Projekt von Danske Bank, Handelsbanken, Nordea, OP Financial Group, SEB und Swedbank ins Leben gerufen. Die Banken schlossen sich damals im Projekt P27 zusammen, weil sie herausfinden wollten, ob sie es schaffen, eine Pan-Nordic Infrastruktur für den Inland- sowie auch für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr mit den entsprechenden Währungen ins Leben zu rufen. Vor einem Jahr, im Mai 2019, wurde dazu dann eine eigene Gesellschaft gegründet, an der die erwähnten Banken zu gleichen Stücken beteiligt sind, und bereits im Juni 2019 konnte mit Mastercard eine Vereinbarung über den Betrieb der Zahlungsplattform unterzeichnet werden. 

Seither entwickelt P27 die Clearing-Plattform gemeinsam mit Mastercard weiter und arbeitet daran, die erforderliche Genehmigung für die Clearing-Lizenz zu erhalten. Ziel des Unternehmens ist es, die ersten Transaktionen im Jahr 2021 abzuwickeln. 

Warum gerade in Nordeuropa?
Darauf hat P27 eine klare Antwort. Gemäss den Ausführungen auf der firmeneigenen Homepage drängte sich ein solches Gemeinschaftsprojekt in der Region geradezu auf. Denn die Banken der besagten Länder haben eine lange Tradition was die gemeinsame Entwicklung von innovativen Lösungen betrifft. So waren denn auch Bankgirot, Vipps, MobilePay, NemID, Bank-ID und die bei uns vielleicht besser bekannte Bezahllösung Swish gemeinsame Erfolgswerke. Die Banken brachten also viel Erfahrung in der erfolgreichen Projekt-Zusammenarbeit mit und sind dadurch auch hochmotiviert. Laut ihnen soll eine grenzübergreifende Zahlung so einfach und schnell auszuführen sein wie wenn man über WhatsApp eine Nachricht versendet. 
Die Tatsache, dass die Welt immer digitaler wird und die Bedeutung des Smartphones weiter zunimmt, birgt eine riesige Chance sowohl für Unternehmen, als auch für die Konsumentinnen und Konsumenten. So soll denn auch P27 das Bezahlverhalten in den nordischen Staaten revolutionieren. Die neue Plattform soll den Paradigma Wechsel, wie Geld um die Welt bewegt wird, entscheidend mitgestalten und das nicht nur im Bereich P2P, sondern auch für B2C- und B2B-Zahlungen. Diese nahtlose Verbindung der nordischen Volkswirtschaften wird das Wachstum und die Beschäftigung erheblich fördern. 

„Wir dürfen auch einen psychologischen Faktor nicht vergessen: Der Konsument versteht vielfach nicht mehr, warum Dinge heutzutage NICHT in Echtzeit passieren.“
Dr. Peter Robejsek, Mastercard

Visionen spornen an
Durch die Vision, grenzüberschreitende Zahlungen in mehreren Währungen zu etablieren und das Kundenerlebnis dabei entscheidend zu verbessern, wird der gemeinsame Standard wichtige Vorteile für die nordischen Gesellschaften bringen. Zudem will man bei P27, durch die Angleichung der Standards an die Spezifikationen von SEPA, die Türe zur Zahlungsverkehrslandschaft der Eurozone offenlassen und somit eine weitere Harmonisierung bewirken. 

Auch wenn P27 mit konkreten Details bisher noch etwas sparsam in der Kommunikation ist, so will man doch eine Open-Access-Infrastruktur schaffen und, gemäss den eigenen Angaben, das Knowhow mit der Aussenwelt teilen. Denn das bestehende System der internationalen Direktzahlungen soll nicht nur disruptiv gestört werden, sondern man möchte die Finanzbranche mit dem Schwerpunkt auf Zahlungen und Clearing innovativ bearbeiten und auch ständig verbessern - und das natürlich als Hauptdarsteller. Diese Entwicklung wird der gesamten Region zugutekommen. 

Aus der Ferne betrachtet müssen wir neidlos zugeben, dass dieser stolze Mut, entschieden voranzugehen, beeindruckt. Hierzulande ist von dieser innovativen Dynamik leider weder von regulatorischer Seite her, noch von den wichtigen Markteilnehmern viel zu spüren. Während die SNB sehr wohl ein grosses Potenzial in Instant Payments sieht und sich ein kooperatives Vorgehen mit den CH-Banken wünscht, verstehen einige wenige Marktteilnehmer zwar, dass es sich hierbei durchaus um ein strategisches Thema für den Finanzplatz handelt, jedoch passiert, ausser ein paar Gesprächen hinter verschlossener Tür, im Moment noch wenig. Es gibt es bisher kein öffentlich verkündetes Projekt. 

Dabei liegt es auf der Hand, dass die Banken hier vorwärts machen und zusammenspannen:
  • Ein entsprechendes Ökosystem braucht mindestens zwei, besser aber sehr viel mehr Teilnehmerbanken. Es gilt der Grundsatz: je mehr, desto attraktiver!
  • Die Behörden in Europa und auch in der Schweiz wollen zusehends mehr Wettbewerb. Unterschiedliche Infrastrukturen und Standards erschweren es den Banken aber, wettbewerbsfähig zu bleiben und Anforderungen zeitnah und zu einem angemessenen Preis umsetzen zu können 
  • Eine gemeinsame Plattform erleichtert es den Banken, sich an neue Vorschriften anzupassen, senkt die Implementierungskosten und erleichtert die Entwicklung neuer Dienste
So hoffen wir also weiterhin auf eine Instant Payments Plattform, die ähnlich wie z.B. b.Link gemeinsam von einigen Banken -oder besser von der SIX- aufgezogen wird. Und wenn träumen erlaubt ist, dann gerne auch mit Anbindungsmöglichkeiten für die Abwicklungssysteme unserer wichtigsten internationalen Handelspartner (Deutschland, USA, Italien, Frankreich). 

Wir von PPI sind uns bewusst, dass die Banken durch die aktuelle Corona Krise und nationale Initiativen wie QR-Bill, Open Banking, eBill, etc. kaum einen Kopf, geschweige denn Ressourcen haben, sich Gedanken über Instant Payments zu machen. Wir kennen aber auch den Markt (v.a. in Europa) ziemlich gut und wissen dadurch: Instant Payments ist als strategische Frage zu verstehen. Und wer hier nicht rechtzeitig informiert ist und die entsprechenden Vorabklärungen im eigenen Haus tätigt, riskiert im Zahlungsverkehr belanglos zu werden und das Feld anderen zu überlassen. 

Wir wissen wovon wir sprechen und helfen Ihnen gerne. Zum Beispiel durch die gemeinsame Analyse der Prozesse, Schnittstellen und Applikationen, durch die Erarbeitung einer veritablen IP-Strategie oder ganz einfach durch einen Workshop, damit Sie den Überblick behalten und die wichtigsten IP-Initiativen und Umsetzungsbeispiele kennen. 

Vereinbaren Sie ein erstes, kostenloses und unverbindliches Gespräch mit uns.


Dieser Blog wurde von Matthias Hungerbühler gepostet.


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