Nach SEPA und der Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz ist ISO 20022 nun auch beim internationalen Zahlungsverkehr angekommen. SWIFT hat anlässlich der SIBOS in diesem Herbst in Sydney nun (endlich) den Fahrplan und das Fenster für die Migration der SWIFT MT Nachrichten auf das ISO-20022-basierende MX Format bekanntgegeben.
Für Banken bedeutet dies einen weiteren Task auf der langen Liste der anstehenden ZV-Projekte, den es zu planen und priorisieren gilt.
Die SWIFT Plattform ist schon seit einiger Zeit ISO-20022-fähig und jeder MT Nachricht wird eine äquivalente MX Nachricht angefügt. Umgekehrt werden bei den Marktteilnehmern, welche schon ISO-20022-fähig sind, den MX Nachrichten äquivalente MT Meldungen angehängt. So stellt SWIFT sicher, dass jeder Teilnehmer die seiner Infrastruktur entsprechende Nachricht erhält.
Gründe, warum SWIFT die Migration im Zahlungsverkehr nun vorantreibt, gibt es einige:
- ISO 20022 hat sich im Bereich Zahlungsverkehrsinfrastrukturen etabliert und wächst weiter. Ende 2022 werden die Massenzahlungssysteme für die fünf meistgehandelten Währungen auf ISO 20022 umgestellt haben.
- Die Teilnahme an Real-Time (Instant) Payment Schemas setzt voraus, dass Banken ihre Zahlungsverarbeitungsfähigkeiten in verschiedenen Bereichen erweitern und dazu gehört auch die Unterstützung von ISO 20022.
- Banken, welche direkt an Massenzahlungssystemen oder auch an anderen Zahlungssystemen teilnehmen, müssen ISO-20022-fähig sein.
- ISO 20022 im Auslandzahlungsverkehr verlangt, dass Daten von einer ISO 20022 MI (Market Infrastructure) ohne das Risiko eines Datenverlustes bzw. ohne Trunkierung transportiert werden.
- ISO 20022 bietet erhebliche Vorteile im Bereich Zahlungskonformität und Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben. So werden z.B. erweiterte Überweisungsinformationen angeboten.
- Die Interoperabilität zwischen grenzüberschreitenden Zahlungen und inländischen Real-Time Schemas würde durch die Verwendung einer ISO-20022-Ende-zu-Ende-Zahlungsabwicklung erleichtert.
Bislang hat sich SWIFT Zeit gelassen, einen verbindlichen Migrationstermin festzulegen. Zur Terminierung und Machbarkeit dieser Migration hat SWIFT eine umfassende Marktstudie mit allen Teilnehmern erhoben. Die Studie und die dazu gewonnenen Erkenntnisse können hier eingesehen werden:
Aufgrund dieser Studie wurde nun die Migration im Zeitraum von 4 Jahren von 2021 bis 2025 definiert. Dies bedeutet, dass alle Marktteilnehmer bis 2025 ihre SWIFT Anbindung auf ISO 20022 umgestellt haben müssen.
Dies erscheint auf den ersten Blick eine lange Frist. 6 Jahre – das dauert ja noch eine Weile. Erinnern wir uns aber sowohl an die SEPA Umstellung als auch an die Harmonisierung ZV Schweiz, wo das Thema jeweils oft fast zu lange vor sich hergeschoben wurde, so wird klar, dass man das Grossprojekt MX nicht auf die lange Bank schieben sollte.
Ein Standardwechsel bietet auch die rare Gelegenheit, suboptimale Geschäftsprozesse zu überdenken und diese durch verbesserte Abläufe zu ersetzen. Oder gar neue Lösungen ins Auge zu fassen. Als Denkanstösse seien hier nur die erweiterten Überweisungsinformationen im Gegensatz zu den bisherigen 140 Zeichen und die möglichen Verbesserungen bei der Bearbeitung von Ausnahmefällen oder Nachforschungen erwähnt. Die Erfahrungen aus den bisherigen Migrationen haben gezeigt, dass diese häufig als reine Formatwechsel betrachtet und die Optimierungspotentiale oft erst während der Umsetzung erkannt wurden. So entstanden, wenn überhaupt, Insellösungen. Die Chance auf eine systemweite Sicht und die optimierte Gestaltung von Datenhaltung und Prozessen war vertan.
In diesem Sinne bietet das Migrationsfenster von SWIFT für Zahlungen und Wertpapiere einen schönen Zeitraum, um die Prozesse rund um SWIFT Zahlungen frühzeitig und ganzheitlich zu betrachten. Und in diesem Kontext sollte auch das Zusammenspiel von SWIFT MX und SWIFT gpi sowie die sich daraus ergebenden Lösungspotentiale nicht vernachlässigt werden. Ein weiterer Grund, früh mit Analyse und Migration zu beginnen, ist, dass die ISO-20022-Kenntnisse und -Erfahrungen aus den gerade getätigten Harmonisierungen auch bei den internen Leistungsträgern noch sehr präsent sind. In zwei, drei Jahren wird dies so nicht mehr der Fall sein und das Wissen muss wieder von neuem aufgebaut werden.
Die Experten von PPI können Sie sowohl bei der Analyse Ihrer Zahlungsverkehrsinfrastruktur unterstützen, wie auch bei der Migration von SWIFT MT auf SWIFT MX begleiten.
Dieser Beitrag wurde von René Heusser verfasst.
#SWIFT #Zahlungsverkehr
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