Petersberg 2018 - Die Zukunft im Zahlungsverkehr ist "Instant"


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Am 10. April 2018 fand an geschichtsträchtiger Stätte in Bonn das alljährliche Petersbersberger Electronic Banking Forum mit illustrem Teilnehmerfeld statt. Zwei unserer Kollegen waren auch dieses Jahr vor Ort und konnten sich in entspannter Atmosphäre ein Bild von den aktuellen Themen im Bereich Zahlungsverkehr machen.

Instant Payments - the new normal?

So stand das Forum dieses Jahr wenig überraschend vor allem unter dem Stern der Instant Payments. Jochen Metzger von der Deutschen Bundesbank skizzierte die “Antwort der etablierten Zahlungsverkehrsanbieter auf die Vorstösse der FinTechs”: 24/7/365 Verfügbarkeit, Gutschrift einer Zahlung innert 10 Sekunden und spätestens weitere 10 Sekunden später erhält der Auftraggeber die Bestätigung der Gutschrift auf dem Begünstigtenkonto, bei einem Maximalbetrag von derzeit EUR 15’000. Die Deutsche Bundesbank sieht aktuell einen kostendeckenden Transaktionspreis von 0.2 Eurocent, der sich je nach Volumen-Entwicklung allerdings noch anpassen kann. Instant Payments gibt es in einem ersten Schritt lediglich in EUR, die Währungen könnten zukünftig aber selbstredend erweitert werden. Zwei kleine Wermutstropfen gibt es allerdings auch: Denn Institute, die noch nicht Instant Payment-ready sind, werden wohl Probleme bei der Abwicklung eingehender Instant-Zahlungen haben und man muss sich bewusst sein, dass bei 24/7/365 auch eine rollierende Wartung der IT-Systeme notwendig sein wird.

Äusserst interessant waren auch Norbert Hambloch‘s Ausführungen zu Anwendungsmöglichkeiten in Unternehmen. Hambloch ist Leiter Treasury bei STRABAG, einem europaweit tätigen deutschen Mittelständler.

So unterhält man 28 verschiedene Bankbeziehungen, von denen jede eine unterschiedliche Annahmeschlusszeit (Cut Off) hat, die man selbstredend nicht allesamt im Kopf haben kann: Mit Instant Payments kein Problem mehr.
Aufgrund negativer Erfahrungen bei Gehaltszahlungen, führt man diese nun jeweils mindestens 3 Tage vor der Gutschrift aus. Schliesslich ist SEPA heute Valuta +1 Tag, länder- und regionenspezifische Feiertage kommen hinzu, die man ebenfalls nicht alle im Griff hat. Gehaltszahlungen sind nicht nur zentral, da für einen Serviceanbieter die Mitarbeiter das wichtigste Kapital sind (und diese möchte man natürlich bei Laune halten), sondern auch aufgrund arbeitsrechtlicher Begebenheiten. So hat ein Arbeitnehmer bei verspätet eingetroffenen Lohnzahlungen Anspruch auf 40 Euro Entschädigung. Bei Tausenden von Mitarbeitern kann das schon mal richtig ins Geld gehen. Dies sind nur zwei mögliche Anwendungen, die einem Treasurer das Working Capital Management erleichtern und zudem bares Geld wert sind.

Und wenn wir gerade beim Stichwort Bargeld sind: Nach wie vor erfolgen noch immer die Hälfte aller Zahlungstransaktionen in Deutschland bar. Das sind jährlich rund 11 Milliarden Bartransaktionen, wie Franz Huber von der HELABA bemerkt. Entsprechend gross auch hier das Potential der Instant Payments, die allerdings auch nicht für alle Transaktionen eingesetzt werden können (z.B. das Bezahlen an der Ladentheke, wo 10 Sekunden definitiv zu lange sind).

Intant Payments könnten sowieso nur ein Erfolg werden, wenn der Kunde einen spürbaren Mehrwert bekommt, die Transaktionskosten reduziert werden können oder aber der Regulator eingreift und Instant Payments gesetzlich verankert.

Nach dem Vormittagsprogramm folgte dann die anschliessende Mittagspause, welche Platz für Gespräche zu den vorangegangenen Themen bot. Besonders wurde hier über die Ausführungen von Norbert Hambloch diskutiert, welche, nach mehrheitlicher Meinung, den Banken in gewisser Weise aus Anwendersicht einmal die Augen öffnete und vor allem einen ernstzunehmenden Usecase für Instant Payments im Firmenkundenumfeld darstellten.

camt.086 - Ein weiterer Schritt hin zur Automatisierung

Das Nachmittagsprogramm startete nun weniger instant-bezogen, aber dennoch mit interessanten Ausführungen von Kay Emmrich (Commerzbank), der über Bankentgelte im ISO-20022-Format camt.086 und die einhergehenden Anforderungen der Kunden sowie über die Standardisierung im Rahmen der DK berichtete.

Bei BSB (Bank Services Billing Statement) handelt es sich um einen elektronischen Report für Bankentgelte, welcher detaillierte Informationen über in Anspruch genommene Services (Stückzahl/Volumen) und darauf berechnete Entgelte inkl. Steuern und Währungsumrechnungen beinhaltet.

Hiermit sollen dem Kunden zukünftig u.a. folgende Mehrwerte geboten werden können:
  • Automatische Rechnungsprüfung (korrekte Preise gem. Vereinbarung, korrekte Stückzahlen)
  • Identifizierung von kritischen/teuren Vorgängen 
  • Automatische Kostenanalyse und Abweichungserkennung
  • Vergleich von Entgelten zwischen Banken/Regionen (bankunabhängige Produkt-/Entgelt-Codes zur institutsübergreifenden Entgelterkennung und Konsolidierung)
  • Konzernweites Management-Reporting hinsichtlich Bankentgelten
Ermöglicht wird dies (in Deutschland) durch eine nationale Spezifikation für das Format camt.086 auf Basis der ISO- und CGI-MP-Vorgaben sowie der Einbindung in das Regelwerk des DFÜ-Abkommens und damit die Schaffung eines einheitlichen Formatstandards für den deutschen Markt.

Die Aufnahme des neuen Kapitels 12 mit einer camt.086-Formatspezifikation in die Anlage 3 des DFÜ- Abkommens (inkl. Vorgaben für eine Anhang-1-konforme BTC-Belegung der Entgelte) sind soweit abgeschlossen und werden mit der neuen Version 3.2 am 18. November 2018 in Kraft treten. Für Banken ist der camt.086 selbst weiterhin optional, jedoch wird auch hier aufgrund der Mehrwerte, die Nachfrage das Angebot mittelfristig spürbar beeinflussen. Ein Thema das auch zukünftig für Schweizer Banken und Unternehmen eine Rolle spielen wird.

Bezahlverfahren in der Versicherungswirtschaft

Weiter ging es dann mit Einblicken in die 2017 gemeinsam von der PPI AG und ibi research durchgeführte Marktstudie zum Thema Bezahlverfahren in der Versicherungswirtschaft. Dr. Georg Wittmann zeigte anhand ausgewählter Studienergebnisse den nach wie vor sehr von Überweisungen und Lastschriften geprägten Status Quo der In- und Exkasso-Prozesse, sowie den aktuellen Stand und den eventuellen zukünftigen Einsatz alternativer Zahlverfahren im Versicherungssektor auf. So planen beispielsweise drei von vier Versicherungen in den nächsten Jahre weitere Zahlungsverfahren im Inkasso einzuführen. Aber nur jede zweite denkt auch über eine Einführung im Exkasso nach. Interessanterweise stehen hierbei insbesondere Bezahlverfahren wie paydirekt und Kreditkarten im Fokus. Der Grossteil der befragten Experten sieht Instant Payments für die Versicherungswirtschaft sehr wohl als interessant an, hätte es aber in der Vergangenheit, bis auf wenige Ausnahmen, meist noch nicht gebraucht. Der einfache und komfortable Einsatz sei den Versicherungen hierbei am wichtigsten.

Interessant waren ebenfalls die Gedanken zu teilweise sehr spezialisierten Anwendungsfällen und der einhergehenden Verknüpfung zu Bezahlverfahren wie beispielsweise OptioPay. Zusammenfassend konnte man anhand der Ergebnisse feststellen, dass sich die Versicherungsbranche auf der einen Seite sehr stark mit möglichen Usecases und den verbundenen Zahlverfahren auseinandersetzt, auf der anderen Seite sich deren aber richtigerweise auch nur gut begründet und überlegt annimmt.

Details zur Studie erfahren Sie hier.

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Produktmarkt PPI 

Last, but not least stellte dann Dr. Clemens Engelke anhand der Produkte TRAVIC-Payment Hub und TRAVIC-Interbank den Einfluss aktueller Marktthemen (u.a. SWIFT gpi, SEPA Instant Payments, PSDII, EBICS 3.0, TARGET2 MX Migration) sowie die Reichweite, aber auch Chancen und Möglichkeiten der damit verbundenen Auswirkungen vor.

So wird die PPI AG beispielsweise mit dem Ausbau der einheitlichen Clearing-Plattform TRAVIC-Payment Hub zukünftig eine der modernsten und leistungsfähigsten Clearingplattformen Europas anbieten. Auch die sehr umfangreichen Erweiterungen der bestehenden TRAVIC-Produkte und aktuelle Neuentwicklungen wie z.B. die Instant Payment App Peasy wurden sehr umfangreich und anschaulich präsentiert.

Gegen 15.30 Uhr endete dann der offizielle Teil der Veranstaltung und die abschliessende Kaffeerunde bot erneut Raum für intensiven und anregenden Austausch zwischen den Teilnehmern und Referenten. Dank der an diesem Tag in Deutschland durchgeführten Warnstreiks und der damit verbundenen Annullierung unseres Rückfluges, hatten wir auf der darauf mittels Zug erfolgten Rückreise, eine weitere Gelegenheit mit dem seitens der UBS entsandten Vertreter die Themen mit Bezug auf die Schweiz nochmals zu reflektieren. Ein zwar ungeplanter, aber dafür um so mehr gelungener Ausklang einer wirklich hochkarätigen Veranstaltung!

Für Sie gebloggt haben David Lehr und Matthias Schöpp

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