Interessante Themen, interessante Referenten und ein interessiertes Publikum diskutierten darüber, wie neue Bezahlverfahren und -medien das Verhalten der Akteure beeinflussen werden. Der Trend zu „alles und zwar sofort“ oder „instant“ ist unaufhaltsam und wirkt sich direkt auf die Art und Weise zukünftiger Bezahlverhalten aus.
Andi Staub (Fehr Advice) bringt es bereits in seiner Begrüssung auf den Punkt. Was früher noch ein Tauschgeschäft war, wird immer mehr zum komplexen High-Speed-Prozess. Es mag auch daran liegen, dass traditionelle Tauschmittel wie Hühner, Schweine oder Kühe einfach zu langsam, zu träge und nicht wertstabil genug sind, um in der heutigen Welt als Zahlungsmittel zu dienen.Sandro Graf (zhaw) berichtet von einerseits sinkenden Bargeldtransaktionen, andererseits von trotzdem vorherrschender Sympathie gegenüber Barzahlungen. Das Zahlungsverhalten eines Kunden ist eher schwer beeinflussbar, wie ein von der zhaw durchgeführter Feldversuch gezeigt hat. Wird jedoch der ganze Einkaufsprozess inklusive der Bezahlung – bspw. durch Mobile Payment – als positives Erlebnis wahrgenommen, steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass der Konsument beim nächsten Mal wieder via Mobile bezahlt. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Bezahler eine verbindliche Rückmeldung über den Bezahlprozess erhält (am besten instant wie eingangs erwähnt).
Carsten Miehling (PPI Schweiz) stellt seinerseits die heutigen Bezahlmöglichkeiten ebenso in Frage wie die Rolle der Banken und Kreditkarten. Der Regulator öffnet zunehmend den Finanzmarkt und gewährt einerseits Drittfirmen (Zahlungsdienstanbieter, Kontoinformationsdienstanbieter) einen standardisierten Zugang zum Bankkonto des Kunden, deckelt Interchange-Gebühren und fordert sekundenschnelle Bezahlung, sicher und grenzüberschreitend. Dieser „Dosenöffner“ für Finanzinstitute ist in der EU bekannt als überarbeitete Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) und ist EU-weit 2016 in Kraft getreten. Die Schweiz wird sich diesem Regelwerk kaum entziehen und die PSD2 ebenfalls weitestgehend umsetzen. Dies gilt auch für die europäische Instant-Payment-Initiative, welche im SEPA-Raum in Kürze verpflichtend umgesetzt wird. In der Schweiz denkt man an einen Zwischenschritt namens „Swiss Express“, womit zu Bürozeiten Zahlungen garantiert in maximal 10 Minuten durchgeführt werden. Obwohl sich Swiss Express kaum als Mobile Payment Schema eignen wird – wer will schon im Starbucks 10 Minuten warten bis die Zahlung erfolgt ist – glaubt Carsten an eine teilweise Verschiebung der Kredit- und Debitkartentransaktionen hin zu Gunsten von Instant Payments.
An das Aussterben von Kartentransaktionen glaubt Guido Müller (MasterCard) nicht. Er befürwortet die Convenience des kontaktlosen Bezahlens, was sich immer mehr auch im Debitkartenbereich durchsetzt. Auch Guido ist der Meinung, das Zahlverhalten des Kunden kann in erster Linie durch das Einkaufserlebnis beeinflusst werden. Er sieht insbesondere Mobile Commerce als Wegbereiter für mobiles Bezahlen. MasterCard sieht sich heute in der Rolle eines Netzbetreibers für die Abwicklungen von Zahlungen und das weltweit. Die über 50 Jahre aufgebaute globale Akzeptanz des Kreditkarten-Schemas ist sicher aktuell noch der grösste Trumpf im Kampf um Marktanteile. Es wird spannend zu beobachten sein, ob die von Carsten erwähnten Initiativen hier zu einer Verschiebung im europäischen Markt führen werden.
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