In der Schweiz hat sich der EBICS-Standard für das Firmenkundengeschäft mit Banken mittlerweile erfolgreich etabliert. Jedoch, obwohl EBICS ein in mehreren Ländern Europas gemeinsam entwickelter und genutzter Standard ist, gibt es bisher noch national unterschiedliche Nutzungsweisen und Versionen, die nicht immer miteinander kompatibel sind. Für die EBICS-Nutzung in der Schweiz sind hier die „Swiss Market Practice Guidelines EBICS“ zu nennen, die von der SIX veröffentlicht werden. Diese Guidelines empfehlen für die Schweiz u.a. aktuell die Nutzung von EBICS in der Version 2.5 in Verbindung mit eigenen dreistelligen Schweizer Auftragsarten zur Geschäftsvorfall-Identifikation.
Für einen Firmenkunden mit Bankverbindungen in verschiedenen europäischen Ländern sind die nationalen EBICS-Unterschiede nur schwer verständlich. Er möchte einen Standard-Client für all seine Bankverbindungen nutzen, ohne sich über die EBICS-Unterschiede Gedanken machen zu müssen.
Der elektronische Zahlungsverkehr in Europa wächst stetig weiter zusammen und das treibt auch die etablierten Standards in dieser Richtung weiter voran. Vor diesem Hintergrund wurde von den EBICS-Ländern zur Harmonisierung der EBICS-Ausprägungen in Europa eigens die EBICS-Version 3.0 spezifiziert, die die wesentlichen nationalen Unterschiede der EBICS-Nutzung beseitigt.
Die neue EBICS-Spezifikation 3.0 ist seit dem 27. November 2018 offiziell gültig und wird von Banken in Frankreich bereits seit Januar 2019 angeboten. Auch Banken in Deutschland bieten EBICS 3.0 bereits an. Offizieller Startzeitpunkt wird hier November 2021 sein. Für die Schweiz gibt es bisher keinen Zeitplan.
EBICS 3.0 bringt im Wesentlichen folgende Vereinheitlichungen und Perspektiven:
- einheitliche EBICS-Version in den EBICS-Ländern
- einheitliche Identifikation der Geschäftsprozesse und Formate über Business Transfer Formats (BTF)
- einheitliches X.509-Format für die elektronischen Schlüssel
Damit ist die Kompatibilität der EBICS-Systeme in den EBICS-Ländern und somit potentiell auch in der Schweiz gewährleistet. Darüber dürfte sich dann auch der Firmenkunde freuen.
Seamless Migration – Die Migration auf EBICS 3.0 ist einfach möglich
Bei erster Betrachtung der Unterschiede von EBICS 2.5 und EBICS 3.0 schrecken manche Banken in der Schweiz und so mancher Firmenkunde vor dem zu erwartenden Aufwand und den möglichen Auswirkungen eines EBICS-Updates zurück.
Dabei ist es doch so einfach! EBICS sieht grundsätzlich einen Parallelbetrieb alter und neuer EBICS-Versionen vor. Unterschiedliche EBICS-User eines Firmenkunden können mit unterschiedlichen EBICS-Client-Versionen arbeiten. Diese Eigenschaft ermöglicht Firmenkunden einen weichen Umstieg seiner EBICS-Client-Lösungen auf neue EBICS-Versionen über einen längeren Zeitraum. Im EBICS-Bankrechner sind dazu Mappings von Auftragsarten und BTF vorgesehen, wie sie für Frankreich und Deutschland bereits spezifiziert sind und genutzt werden. Standard-Mappings werden üblicherweise in EBICS-Clients-Software und im EBICS-Bankrechner mit Update auf EBICS 3.0 automatisiert oder manuell initial angelegt.
Sind bestehende EBICS-Clients und EBICS-Bankrechner einmal auf eine EBICS 3.0 kompatible Version aktualisiert, so ist die Migration von EBICS 2.5 Client-Zugängen, wie sie beispielsweise in der Schweiz genutzt werden, auf EBICS 3.0 ganz einfach (vorausgesetzt, alle beteiligten elektronischen Schlüssel verfügen über eine Mindestlänge von 2.048 Bit). Der EBICS-User muss in seinem Client-System lediglich die Einstellung von EBICS 2.5 (H004) auf EBICS 3.0 (H005) wechseln und anschliessend die aktuellen Bankschlüssel abrufen, die dann in neuem Gewand im Zertifikatsformat vom EBICS-Bankrechner zurückgeliefert werden. Schon ist der Bankzugang ohne Zutun der Bankseite für EBICS 3.0 einsatzbereit.
EBICS 3.0 in der Schweiz – Weshalb?
Es lässt sich somit zusammenfassen:
- EBICS 3.0 europäisiert die Nutzung des Standards. Das ist gut. Damit können Schweizer Banken neue Märkte und Kunden gewinnen.
- Der Firmenkunde hat durch die neuen Eigenschaften von EBICS 3.0 mehr Flexibilität und mehr Steuerungsmöglichkeiten. Das erhöht den Nutzen für Kunden, und die Akzeptanz wird gefestigt.
- Ein Update von EBICS-Kunden ist in der Schweiz einfach möglich. Bestehende Schlüssel können leicht migriert werden.
- Zudem sind mit EBICS 3.0 sicherheitsrelevante Vorgaben weiter verbessert worden. Es lohnt sich auch hier auf dem aktuellen Stand zu sein.
Die Vorteile von EBICS 3.0 liegen auf der Hand und sicher werden noch weitere EBICS-Versionen mit weiteren Optimierungen folgen. Daher ist es an der Zeit die aktuelle EBICS-Version 3.0 auch in der Schweiz einzuplanen!
Dieser Blog wurde durch Michael Lembcke geschrieben.
Mehr Informationen zu dem Thema EBICS finden Sie auch auf unserem EBICS Blog.