QR-Readiness: PPI Edition

In knapp einem ¾ Jahr wird die QR-Rechnung eingeführt. Alle Schweizer Banken müssen ab 30.06.2020 Zahlungen aus Swiss QR-Code-Zahlteilen ausführen können. Seit einigen Wochen erhebt SIX die QR-Readiness des Finanzplatzes. Die Institute geben dabei an, alle Varianten der QR-Rechnung zum Stichtag korrekt verarbeiten zu können. Die Mehrzahl fährt, so zeigt die Umfrage weiter, eine Strategie der "Bestandswahrung". Eine Ausnahme bildet die Credit Suisse, die keine QR-Belege für Kunden drucken wird. Sicherlich eine sinnvolle, weil konsistent digitale Strategie – auch, weil ein QR-Generator, der, wie der unsere, ins E-Banking integriert ist, für die Ablösung der roten Einzahlungsscheine die bessere Lösung darstellt. Viele Institute finden die Kommunikationsmatrix der SIX zwar wenig hilfreich, was wir wiederum angesichts des umfangreichen Hilfsmaterials so nicht ganz verstehen können. Aber grundsätzlich, so legt die Umfrage nahe, sind die Banken auf gutem Wege, zum Stichtag "QR-ready" zu sein. 


Aber was heisst QR-Readiness eigentlich? 

Sinnvollerweise reicht die Bezahlfähigkeit nicht aus. Es müssen alle Bereiche rund um den Zahlungsverkehr angepasst werden – Kontoauszug, Druck, File-Lieferungen, Kanäle, Sammlung, Adress-Verwaltung, Stammdaten usf. Oftmals führen die fachlich wenig spannenden, aber zahlreichen Änderungen in der IT zu Herausforderungen, die erst in der Umsetzung erkannt werden. Werden diese aber nicht rechtzeitig identifiziert, so steht man am Ende mit einem inkonsistenten Angebotsportfolio da. 

QR-Readiness heisst deshalb, alle Veränderungen und notwendigen Anpassung durch die QR-Rechnung auf granularer Ebene zu kennen. Es heisst auch, für die unzähligen zu fällenden kleinen Entscheide klare Prozesse vorzusehen. Mit einer Vorgabe "macht den neuen Einzahlungsschein so wie die alten" ist in der konkreten Implementation nicht gedient. 

Aus diesen Überlegungen haben wir einen kleinen Fragebogen als Ergänzung zur Readiness-Umfrage zusammengestellt. Bewusst unvollständig, aber auf einige der zentralen Probleme hinweisend. Einfach eine Ergänzung aus den praktischen Erfahrungen. Fühlen Sie sich frei, die Fragen für Ihr Institut zu beantworten. 

  • Wissen Sie, welche Inhalte der QR-Rechnung Sie in welcher digitalen und analogen Avisierung (alle ausser camts) anzeigen wollen? Wird der Kunde z.B. den Ultimate Debtor im PDF-Auszug sehen? Oder im Kontoabschluss? Werden diese Anzeigen dann nicht zu lang?
  • Kann der Kunde im E-Banking nach spezifischen Inhalten der QR-Rechnung suchen, etwa nach der QR-Referenz oder dem Ultimate Debtor?
  • Wie möchten Sie Kunden bedienen, die auf QR-Rechnung wechseln wollen, aber bisher rote Einzahlungsscheine verschicken und dort Mitteilungen anbringen?
  • Können Sie Ultimate Debtor auf B- und C-Level bereits korrekt verarbeiten?
  • Haben Sie Sonderkonstrukte für wichtige Kunden, die im Wege stehen, beispielsweise bei den Referenzfeldern?
  • Bieten Sie die Mutation von Zahlungen an, die via File-Transfer eingeliefert wurden? Wie sollen diese Zahlungen angezeigt werden? Als QR-Rechnungen oder als Bankzahlungen Inland? Und (wie) können diese unterschieden werden?
  • Was machen Sie, wenn ein Kunde MT101 zugunsten einer QR-IBAN einliefert?
  • Welchen Einfluss hat die QR-Rechnung auf Multibanking?
  • Werden Sie die Validierungsregeln der SIX Guidelines umsetzen? Haben Sie die Fehler im Dokument schon entdeckt?
  • Was macht der Fraud-Filter, wenn bisherige Rechnungssteller auf die QR-Rechnung migrieren?
  • Sind Sie sich bewusst, dass mit der QR-Rechnung höhere Anforderung an die Adress-Abfüllung gelten als bei pain-Einlieferungen?
  • Wie werden Kunden avisiert, die ohne ESR-Vertrag neu QR-Rechnungen stellen?
  • Versteht das Testing-Team die Abhängigkeiten zwischen Remittance Information und Variante der QR-Rechnung hinreichend?
  • Welchen Einfluss hat die QR-Rechnung auf interne Recherche-GUIs und KuBe-Tools?
  • Wann sollen Daueraufträge migriert werden? Ist dafür schon ein Prozess definiert?
Wir sind der Meinung, Sie sollten all diese Fragen eindeutig beantworten können –und das recht bald. Sonst wird es mit der QR-Readiness eventuell knapp. Erfahrungsgemäss wird es nämlich im neuen Jahr angesichts langer Testing-Zeiträume und sonstiger Blockade der IT schwierig, fachliche Anforderungen noch zu spezifizieren, zu beauftragen und umzusetzen. 

Es gibt also noch ein wenig zu tun bis zur Einführung. Falls Sie dennoch etwas Zeit finden, schauen Sie doch auf https://www.ppi-schweiz.ch/banken/themen/qr-rechnung/ vorbei. Oder schreiben Sie uns unter info@ppi-schweiz.ch.


Dieser Blog wurde Sebastian Strub gepostet

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