In diesem Blog wurde schon verschiedentlich grosse Skepsis gegenüber Blockchain-Lösungen im Zahlungsverkehr geäussert. Vor dem Hintergrund der aktuellen "Instant Payment"-Initiativen in Europa und weltweit, welche auf den klassischen Clearing- und Settlement-Systemen basieren, scheint ein auf Blockchain basierendes Zahlungsverkehrssystem aktuell nicht wirklich eine valable Alternative darzustellen (zu langsam, zu unsicher, fehlende Regulierung, mangelndes Vertrauen in Anbieter, sehr hohe Volatilität der eingesetzten Kryptowährungen etc.).
Was ist also nun anders im Fall von Ripple, respektive warum könnte Ripple tatsächlich für gewisse Anwendungsfälle eine seriöse Alternative zu den bestehenden Zahlungsverkehrsangeboten darstellen? Das offensichtlichste Unterscheidungsmerkmal gegenüber Bitcoin und Co. ist die Zusammenarbeit mit etablierten Finanzinstituten (z.B. UniCredit, Santander und Crédit Agricole), welche die Funktion des vertrauenswürdigen Gateways zwischen den Währungen wahrnehmen. Für die Schweiz wird die Grossbank UBS als Partner aufgeführt. Betrachten wir zunächst das Konstrukt Ripple als solches.
Zunächst einmal ist Ripple – XRP – eine Kryptowährung, vergleichbar mit Bitcoin, Ethereum oder Lifecoin, welche mit der für Kryptowährungen typischen hohen Volatilität im Markt gehandelt wird (aktueller Kurs ist z.B. ersichtlich auf https://www.coingecko.com/de). Daneben positioniert sich Ripple dank der Zusammenarbeit mit traditionellen Banken als verteiltes Peer-to-Peer-Zahlungsverfahren. Im Visier von Ripple sind die Angebote im internationalen grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Einem Bereich, wo Banken heute noch relativ gutes Geld verdienen.
Hinter Ripple steht auch kein typisches Open-Source Projekt, sondern die Firma Ripple Labs, Inc (www.ripple.com, ehemals Opencoin), welche das Ripple-Protokoll entwickelt. Sie wird von mehreren Investoren getragen, darunter Accenture, Andreessen Horowitz oder Google Ventures. Bei Ripple entfällt auch das typische Mining, da bereits alle XRP "premined" sind. Alle XRP-Coins sind bereits emittiert. Insgesamt wurden 100 Milliarden XRP erschaffen. Der Ertrag von Ripple besteht allein aus der erhofften Wertsteigerung der einbehaltenen XRP.
Das aus unserer Sicht interessanteste Ripple-Produkt heisst "xCurrent". Basierend auf dem sog. " Interledger Protocol" (ILP), ein (Open-Source-)Protokoll, welches das Senden von Transaktionen über verschiedene Blockchains erlaubt, betreibt Ripple unter der Marke " RippleNet" ein Netzwerk für den Austausch von Geldbeträgen unter "RippleNet"-Partner-Banken. Vereinfacht gesagt tauscht z.B. eine Bank in Europa den zu überweisenden Euro-Betrag in XRP, sendet diesen nach Amerika, wo er wiederum von XRP in Dollar umgetauscht wird. Da die ganze Transaktion nicht länger als ein paar Sekunden geht, wird das Währungsrisiko weitestgehend eliminiert.
Die eingangs erwähnte Frage nach der Compliance versucht Ripple mit einem vom "RippleNet" Advisory Board entwickelten Rulebook zu lösen. Das Rulebook gibt dabei den operativen und rechtlichen Rahmen vor. "RippleNet"-Partner verpflichten sich bei Eintritt ins Netzwerk zur Einhaltung der im Rulebook definierten Regeln. Zusammenfassend attestieren wir von PPI der Technologie (nicht der Coin XRP an sich) hinter Ripple grosses Potential, sich als "Bitcoin der Banken" im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr für Kleinbetragszahlungen als eine mögliche Alternative zu etablieren. Die Gebühren in diesem Geschäft werden mit Lösungen wie Ripple weiter unter Druck geraten. Wohl der Hauptgrund, warum Banken selbst sich aktuell so intensiv mit Ripple beschäftigen.
Dieser Blog wurde von Carsten Miehling gepostet
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