Eröffnet wurde der Event von Prof. Hans-Gert Penzel von der Universität Regensburg und seines Zeichens Fachmann auf dem Gebiet der Zahlungsverkehrsindustrie in Deutschland und Europa. Prof. Penzel verstand es auf eine ausgezeichnete und süffisante Sichtweise eine Zukunftsprognose für die Branche zu formulieren. Er drehte „Quo vadis“ in „Unde venis“ und wagte einen Rückblick auf den Zahlungsverkehr – allerdings aus dem Jahre 2035. Die Highlights des Vortrages waren u.a., dass es einen Euro-Nord und –Süd geben wird, die Briten wieder der EU beitreten werden, inklusive Euro („Brentry“), es eine SIPA (Single International Payment Area) weltweit geben wird und Leonardo di Caprio zum amerikanischen Präsidenten gewählt wird.
Matthias Schmudde von der Deutschen Bundesbank stellte das Thema Instant Payments (SEPAInst) in den Mittelpunkt seiner Rede und präsentierte dem Plenum die Eckpunkte des optionalen Rulebooks des EPC (European Payments Council). Zu erwähnen wären da sicherlich das Inkrafttreten per November 2017, die maximale Dauer für die Abwicklung einer Zahlung von 10 Sekunden und der Umstand, dass die deutschen Kreditinstitute von Anfang an auf eine Europäische Lösung setzen und keine nationalen Alleingänge planen. TARGET Instant Payments Settlement (TIPS) ist dann auch das zentrale aktuelle Projekt der EZB (Europäischen Zentralbank).
Nach der Präsentation eines Lösungsanbieters moderierte Dr. Hubertus von Poser von PPI das Panel der Instant Payment Experten. Es stellte sich heraus, dass Instant Payment weitaus mehr beinhaltet, als einfach die SEPA-Zahlung schneller zu machen. Ein Hauptproblem sehen die Panelteilnehmer in den unvorhersehbaren Volumenspitzen, die z.B. bei Spendenaufrufen oder Wettbewerben ganz plötzlich zu sehr vielen Instant Payment Transaktionen führen können. Lösungen mit „elastischer Skalierbarkeit“ werden hier aktuell entwickelt. Als strategische Optionen für Banken stehen die drei Grundoptionen Build, Buy oder Outsourcing zur Disposition.
Der Nachmittag stand dann unter dem Motto „Open Payment“ und „Open Banking“. Den Anfang machte Andreas Pratz von A.T. Kearney. Das Thema API (Application Programming Interface) wurde zunächst grundsätzlich beleuchtet und anhand konkreter Beispiele wie Uber erklärt. Im Fall Uber ist die Firma einerseits API-Anbieter und andererseits API-Nutzer. Andreas Pratz schlug dann noch den Bogen zu Instant Payments und Internet of Things, die alle zusammen einen Anstieg von Zahlungsverkehrs-Transaktionen bewirken werden. Gemäss seinen Prognosen wird das Thema API in Kürze ein viel wichtigeres als z.B. Blockchain sein, bei dem nach einem sehr grossen Hype bereits wieder die erste Ernüchterung eintritt.
Franz Zahn von Specific-Group brachte dann auch wieder ein Thema in den Vordergrund, welches an solchen Konferenzen eher wenig behandelt wird: Corporate Banking im Allgemeinen und Trade Finance im Speziellen. Viele Initiativen drehen sich aktuell um die Schnittstelle für Retailkunden. Ein grosses Nutzenpotential liegt gemäss Franz Zahn jedoch im Firmenkundengeschäft und speziell im Bereich des Dokumentärgeschäfts. API-Lösungen, gepaart mit Instant Payment, ermöglichen ganz neue Business Cases (z.B. schnelles Bezahlen von Waren, die auf einem Frachter gelöscht werden sollen oder Zug-um-Zug-Geschäfte). Banken könnten hier eine zentrale Treuhänderrolle wahrnehmen und im Markt aufgrund ihrer Expertise in diesem Geschäft eine führende Rolle einnehmen.
Am Ende des Symposiums referierten Ruth Wandhöfer (Gast am PPI Top Event vom 26.10.2017), Citigroup und Dr. Michael Salmony, equensWorldline. Ruth Wandhöfer, die Grande Dame der Europäischen Regulation, brachte die neuesten Information aus den Regulierungsgremien in Brüssel mit und erklärte dem Publikum nochmals die wichtigsten Fakten rund um PSD II und den aktuellen Status. Micheal Salmony hielt einen sehr erfrischenden Vortrag zum Blockchain-Hype und warum die Banken ihren Informatikern nicht alles glauben sollen. Als gebürtiger Engländer stellte auch er noch kurz den Vergleich zum BREXIT an und fand überraschend viele Parallelen zur Blockchain.
Natürlich kam auch das Networking in den Pausen und vor allem am Abend-Apéro nicht zu kurz. Fazit: Ein kleiner, aber feiner Anlass für ZV-Interessierte, für den sich auch die Anreise aus Zürich gelohnt hat.
Dieser Beitrag wurde von Carsten Miehling gepostet.
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