Liebe Leserinnen und Leser, kein Jahresende ohne eine Art von Rückblick.
Ein kurzes Reflektieren, welche Themen uns Anfang des Jahres beschäftigt haben
und was daraus geworden ist.
Das Thema, das vor allem international in den letzten Tagen für
Schlagzeilen sorgte, war die Kryptowährung Bitcoin, beziehungsweise deren
Höhenflug zum Jahresende. Der Bitcoin begann das Jahr mit einem Kurs von
CHF 986.10 und erreichte bis zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrages
den zwischenzeitlichen Höchstpunkt am 7. Dezember mit einem Kurs von BTC-CHF 17'191.67.
Beflügelt wird der Anstieg seit Wochen vor allem durch die Ankündigung der
renommierten Chicagoer Terminbörse CME, künftig Terminkontrakte für Bitcoins
anzubieten. Am Montag, 10. Dezember, startete der erste Bitcoin-Future an der
US-Derivatebörse CBOE. Und natürlich ruft ein solcher Kursanstieg auch all die
Warner auf den Plan, die Crash, Absturz und Verluste erwarten. Wir sind
gespannt auf die weitere Entwicklung des Bitcoins und dessen Börsenprodukten.
Im Schatten von Bitcoin haben auch andere Kryptowährungen in diesem Jahr
beachtliche Kursgewinne erzielt. Allen voran Ethereum, der mit einem Kurs von
ETH-CHF von 12.08 startete und am 29. November seinen bisherigen Höchststand
von 506.09 erreichte.
Entsprechend war Blockchain in aller Munde. Waren es zu Beginn des
Jahres eher noch Ideen und Gedankenspiele, konkretisierten sich diese im
Verlaufe des Jahres und es wurden Projekte, Produkte und reale Angebote daraus.
So gründete Swisscom ihre Blockchain AG (http://blockchain.swisscom.ch/) und bietet über diese Plattform Blockchaininfrastruktur
und -Lösungen Dritten an. Weitere Themen in diesem Zusammenhang sind
ausserbörsliche Handelsplattformen und digitale Aktien.
Auch die UBS ist mit Batavia, ihrer zusammen mit IBM entwickelten
Handelsfinanzierungsplattform auf Blockchain-Basis, einen grossen Schritt
weitergekommen und hat in diesem Jahr vier weitere Banken mit an Bord holen
können. Es sind dies die Bank of Montreal, die spanische CaixaBank, die
Commerzbank und die in Wien ansässige und in Zentral- und Osteuropa tätige
Erste Group.
Ein Thema, welches uns dieses Jahr auch beschäftigte, ist die digitale
Identität. Marco Vosseler schrieb im März dazu den Blog http://digital-finance-experts.blogspot.ch/2017/03/mit-der-eid-zur-elektronischen-identitat.html. Darin ging es um
die Bestrebungen des Bundes zur Schaffung der gesetzlichen Grundlagen für die
elektronische Identifizierung sowie um Gedanken, wie die Akzeptanz und
Verbreitung der eID gefördert werden kann.
Im November wurde nun mit der Gründung der SwissSign AG ein grosser
Schritt für eine breit abgestützte Lösung gemacht. An dieser Lösung beteiligen
sich Die Post und SBB, welche ihre SwissID in die SwissSign AG einbringen,
sowie Swisscom, Credit Suisse, Raiffeisen, UBS, Zürcher Kantonalbank, SIX und
die Schweizerische Mobiliar. Die Lösung stützt sich auf die vom Bund
vorgegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen und stellt den Datenschutz und die
Rechte der Anwenderinnen und Anwender ins Zentrum.
Und natürlich beschäftigten
uns die Themen rund um den Zahlungsverkehr. So sieht sich der Finanzplatz noch
immer in den Fängen der „Harmonisierung Zahlungsverkehr Schweiz“, doch wie schon
Marie Curie 1894 in einem Brief an ihren Bruder schrieb: „Man vergisst, was
schon getan wurde, man sieht nur, was noch getan werden muss.“.
Wie die SIX in ihrer
Medienmitteilung vom 6. Dezember 2017 schrieb, haben 208 Banken die Umstellung
auf ISO 20022 abgeschlossen und somit sind alle Teilnehmer am SIX
Interbank Clearing Zahlungssystem bereit für den nächsten Schritt. Rund 600'000 Firmen
und mehrere Millionen Privathaushalte müssen aufgeklärt, begleitet und bis Ende
Juni 2018 migriert werden. Technologisch ist die Kunden-Bank-Verbindung bei den
meisten Banken umgesetzt und würde den Kunden zur Verfügung stehen. Allerdings
sind viele Kunden noch nicht migriert, der Kundenmigrationsstand bei den
meisten Banken ist erst im einstelligen Prozentbereich. In diesem Bereich muss
in den nächsten Monaten mittels Kommunikation, Schulung, Begleitung und
technischer Unterstützung noch einiges getan werden, sollte das Ziel 30. Juni
2018 erreicht werden.
Ein weiteres Thema, welches den Finanzplatz dieses Jahr bewegte, ist die
QR-Rechnung, welche in diesem Jahr noch die eine und andere Änderung erfahren
hat. So musste unter anderem die Grösse des QR-Codes vergrössert werden, um die
zusätzlichen, aus der ISO-20022-Harmonisierung möglichen, Informationen aufzunehmen.
Der Einzahlungsschein mit QR-Code soll ab Januar 2019 zum Einsatz kommen. Viele
Banken haben sich im Rahmen ihrer Harmonisierungsprojekte in diesem Jahr dem
Thema angenommen und scheinen auf gutem Wege zu sein, das Enddatum zu erreichen.
Zum Abschluss dieses Rückblicks bleibt uns noch ein Blick auf LEON. Was
passierte in diesem Jahr mit dem grossen Vorhaben? Es kann sicherlich vermerkt
werden, dass die E-Rechnung, neu E-Bill, eine gute Akzeptanz erfährt und stetig
vorankommt. Mit LEON sollten eigentlich die bestehenden Verfahren LSV+ und BDD
abgelöst werden, diese bleiben jedoch funktional bestehen und können weiterhin
angeboten werden. Das heisst, die Parallelphase der alten und neuen Verfahren
läuft ohne Enddatum. Und wie wir aus anderen Harmonisierungs-/Migrationsprojekten
gelernt haben, ohne Enddatum lässt sich kein Druck aufbauen, um etwas zu
ändern. Das bestehende Verfahren hat sich ja bewährt, funktioniert und ist im
Einsatz, also ja nichts Neues einbringen. Wir sind gespannt, ob uns 2018 ein
Enddatum für LSV+ und BDD bringen wird.
Nun werden Sie sich vielleicht fragen, ob da nicht noch was fehlt. Ja,
TWINT könnte an dieser Stelle noch erwähnt werden. TWINT scheint zwar
bankenseitig allgegenwärtig zu sein und hat einen grossen Schritt vorwärts
gemacht. Wir sind jedoch gespannt, wie sich TWINT im nächsten Jahr entwickeln
wird und werden im nächsten Jahresrückblick eventuell näher darauf eingehen.
Es ist vieles im Gange und grosse Themen, z.B. GDPR (General Data
Protection Regulation bzw. die Europäische Datenschutzgrundverordnung) kommen
in Kürze dazu. Da mag sich manch einer fragen: „Ist dies wirklich alles
notwendig?“ Darauf möchten wir mit dem Zitat von Georg Christoph Lichtenberg, deutscher
Physiker 1742-1799, antworten: „Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser
werden wird wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders
werden, wenn es gut werden soll“.
Das neue Jahr verspricht auf
jeden Fall ein spannendes zu werden. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine
schöne und besinnliche Weihnachtszeit und eine Verschnaufpause zwischen den
Jahren.
Ihr Blog-Team von PPI Schweiz
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