Regulierung im Fokus - PSD2 zwingt Banken sich zu öffnen

PPI Schweiz
Die überarbeitete Zahlungsdienstrichtlinie (PSD2) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2015 ist nicht einfach nur eine weitere Regulierung, die nur aus operationeller und regulatorischer Sicht betrachtet werden muss. PSD2 ist ein Beschleuniger des ohnehin schon allgegenwärtigen Strukturwandels in der – digitalisierten – Finanzindustrie.

Die PSD2 Richtlinien für den Zugang zum Zahlungskonto für Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienste (XS2A – access to account) werden den strukturellen Wandel vorantreiben. Sie werden die Banken dahinführen, ihre Kundenzahlkonten für angemessen lizenzierte, innovative Dienstleister (TPP – third party provider, Banken und Nicht-Banken Fintechs) zu öffnen.

Daraus ergeben sich eine Reihe von Herausforderungen, denen sich die etablierten führenden Finanzinstitute stellen müssen: PSD2 XS2A Konformitätsgewährleistung, Erhaltung einer stabilen Kundenbasis bzw. deren Erweiterung und Erschaffung eines digitalen Öko-Systems, welches über ein reichhaltiges digitales Dienstleistungsangebot neue Einkommen generiert.

Ein zentrales Element des Konzeptes der Öffnung der Zahlungskonten ist die Entwicklung von Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs – application programming interfaces) durch die Banken. Fintech Unternehmen versuchen in dem sich rasch entwickelnden API Umfeld mit Zahlungs- und Informationsdienstleistungen neue Geschäftsfelder zu erschliessen und Gewinne zu realisieren, die lange Zeit den etablierten Banken und Finanzinstituten vorbehalten waren.

APIs könnten die Verteilung der Finanzdienstleistungen der Banken und Finanzinstitute neu definieren. Einige sehen in PSD2 XS2A und APIs eine Gelegenheit, enger mit aufkommenden Fintech Unternehmen zusammen zu arbeiten. Andere betrachten diese Entwicklung eher als eine Bedrohung für ihr bestehendes Geschäftsmodell.

Für die Finanzinstitute ergeben sich verschiedene Strategien, um mit PSD2 XS2A umzugehen. Wir haben vier generelle Strategieoptionen (Einhaltung, Wettbewerb, Wachsen und Wandel) identifiziert, die dem Blickwinkel der Bankenführungen bezüglich PSD2 XS2A und dem Einsatz von APIs als Geschäftsstrategie Rechnung tragen.

Alle Optionen umfassen strategische, planerische und betriebliche Überlegungen, auf die hier kurz und in späteren Blogs detaillierter eingegangen wird. Die Wahl der „richtigen“ strategischen Entscheidung erfordert von der jeweiligen Leitung ein Überdenken ihrer zukünftigen Ausrichtung, der gewünschten Positionierung in der Wertschöpfungskette, des Dienstleistungsangebotes und die Auswirkungen auf das Betriebsmodell.

Option 1:   Einhaltung
Diese Option stellt für die Banken die Minimalvariante des Handelns dar. Wenn sich eine Bank für diese Option entscheidet, legt sie den Schwerpunkt auf PSD2-Konformität und öffnet sich den Fintechs für Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienste so wenig wie nötig.

Option 2:   Wettbewerb
Die Wettbewerbsoption ist in dem Sinne ähnlich wie die „Einhalte“- Option, da die PSD2-Konformität verbindlich ist. Im Gegensatz zur „Einhalte“- Option ist diese Option jedoch eine nach vorne gerichtete Strategie, bei der die Banken selbst innovative Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienste schaffen und sich so die Möglichkeit offenhalten, ihre eigene Bedeutung für die Kunden zu steigern sowie sich auf gleicher Ebene mit Drittanbietern zu bewegen.

Option 3:   Wachsen
Auch diese Option stellt die PSD2-Konformität sicher. Die Banken setzen hier jedoch den Schwerpunkt auf die Entwicklung und das Anbieten von Dienstleistungen mittels Anwendungsprogrammierschnittstellen (API – Application Programming Interface), die weit über die grundlegenden von PSD2 XS2A verlangten Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienste gehen. Dies wird es Banken ermöglichen, neue Ertragsquellen zu erschliessen. Beispiele hierfür sind umfassendere Kontoinformationen, Identitätsinformationen in Verbindung mit existierenden und neuen Produkten und Dienstleistungen. Beispiele für Angebote, die weiter gehen als zahlungsbezogene Services, sind Vergleichsdienste, Kreditwürdigkeitsprüfungen, Echtzeit-Finanzberater, persönliche Finanzplanung und -verwaltung, erweiterte Kreditantragsverarbeitung und Digitale Identitätsdienste (Authentisieren, Altersprüfungen, Online-Verträge ...).

Option 4:   Wandel
Diese Option kombiniert in sich die vorhergehenden drei Optionen. Die Bank legt ihren Schwerpunkt auf die „Bank als Plattform“-Strategie. Damit wird es auch Drittanbietern ermöglicht, Anwendungen und Dienstleistungen rund um das Finanzinstitut zu entwickeln. Dabei wird die Bank zum kompletten digitalen Akteur, stellt sich dem Wettbewerb und geht Partnerschaften ein, um die Gunst der Kunden für Zahlungs- und Informationsdienste zu gewinnen, die weitreichender sind als der rein regulatorische Umfang von PSD2 XS2A. Im Wesentlichen wird die Bank zu einer vielseitigen digitalen Plattform, sowohl für die eigenen Finanzdienstleistungen wie auch für die Dienstleistungen von Dritten.

Die Wahl der strategischen Option wird unterschiedliche und teils beträchtliche Auswirkungen auf die künftigen Geschäfte der Bank, auf das Betriebsmodell und auf die Kundenwahrnehmung haben. Banken, die mehr Ambitionen haben als sich nur zu fügen, können die Technologie (API) wirksam zu ihrem Nutzen und Vorteil einsetzen und ihren digitalen Wandel beschleunigen.

Die digitale Öffnung der Banken, der Weg zum „Open Banking“ beginnt heute!


Gerne können wir Ihnen auch in einem direkten Gespräch die Herausforderungen, Chancen und Gefahren darlegen. Bitte kontaktieren Sie uns hier.


Dieser Beitrag wurde von René Heusser (PPI Schweiz) in Zusammenarbeit mit Innopay Analysis gepostet.


PPI Schweiz

René ist Partner bei PPI Schweiz und Experte für Digital Banking, elektronischen Zahlungsverkehr und Trade Finance.
Im Bereich Digitalisierung verfügt er über Expertise in PSD2, Access to Accounts und Open Banking. 
Als Senior Consultant arbeitet René in Kundenprojekten zur Harmonisierung Zahlungsverkehr.





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