PPI Schweiz Top Event - Herbst 2018

An einem wunderschönen Herbsttag in der letzten Oktoberwoche 2018 war es wieder einmal so weit. PPI Schweiz organisierte für das Who is Who im Schweizer Zahlungsverkehr den in der Zwischenzeit berühmt gewordenen PPI TopEvent. Das originelle Konzept zwischen Wissensvermittlung in Form von Kurzvorträgen mit anschliessendem ausgedehntem Networking fand im «Zunfthaus zur Hard» statt und hat am späteren Nachmittag rund hundert Branchenvertreter angelockt.

Matthias Hungerbühler moderierte den Anlass zum Thema «e-Identity».

Als ersten Redner durfte er der Gesellschaft Andrus Kaarelson, Director of State Information System of the Republic of Estonia, vorstellen. Andrus Kaarelson war und ist die treibende Kraft bei der Digitalisierung von Estland. In seinem Vortrag ging er auf die staatlichen Ziele ein und erklärte, warum auch in einem demokratischen Land gewisse Vorhaben für obligatorisch erklärt werden müssen, um die gesteckten Ziele zu erreichen. So ist es in Estland jedes Bürgers Plicht, eine digitale Identität zu besitzen. Auf der anderen Seite ist der Internetzugang ein soziales Recht. Da für die Bürger ausserhalb der Ballungszentren von Estland der Weg zum Amt eher beschwerlich und zeitraubend ist, werden 99% der staatlichen Dienstleistungen online angeboten. Nur Heirat, Scheidung und Grundstückskauf müssen noch persönlich auf einem Amt getätigt werden, merkt Kaarelson augenzwinkernd an.

Die digitale Gesellschaft Estlands baut auf folgenden Punkten auf:
  • Alle Prozesse sind elektronisch / automatisiert
  • Daten werden unter den Ämtern geteilt bzw. verteilt
  • Vertrauen und Privatsphäre bauen auf Transparenz auf
Die Zuhörer lauschten gebannt den Worten von Andrus Kaarelson und ab und zu war ein erstauntes oder überraschtes «Ah» oder «Oh» zu vernehmen.

So waren denn auch alle sehr überrascht, wie schnell die Zeit verflog und Matthias Hungerbühler den zweiten Redner vorstellte. Urs Fischer, Chief Development Officer der SwissSign Group AG präsentierte das Thema «Swiss ID, die digitale Identität für die Schweiz». Im Gegensatz zu Estland ist die digitale Identität in der Schweiz kein Muss und entsprechend ist auch der Weg zur einheitlichen «Swiss ID» um einiges steiniger. Anhand des «Huhn / Ei»-Beispiels erläuterte Urs Fischer die Schwierigkeiten, sowohl Nutzer wie auch Anbieter für die «Swiss ID» zu begeistern. Für diese gibt es zu wenig Dienstleitungen, welche mit der «Swiss ID» genutzt werden können, für jene zu wenig Nutzer, um entsprechende Dienste zur Verfügung zu stellen. Nichtsdestotrotz hat sich SwissID zum Ziel gesetzt, einen vertrauenswürdigen Marktstandard für digitale Identitäten sowie identitätsnahe Attribute und Dienstleistungen zu schaffen und eine Schlüsselrolle für die digitale Privatwirtschaft und das E-Government zu übernehmen. So kann als Fazit sicherlich festgehalten werden: Die «Swiss ID» wird kommen, doch bis sie umfassend eingesetzt werden kann, sind noch einige Hürden zu überwinden.

...


Im Anschluss an den Vortrag von Urs Fischer stellte Matthias Hungerbühler die Teilnehmer des Panels vor:
  • Urs Fischer, CDO, SwissSign Group AG
  • Urs Paul Holenstein, Leiter Fachbereich Rechtsinformatik, Bundesamt für Justiz
  • René Keller, Senior Consultant, PPI AG
Moderiert wurde das Panel von Carsten Miehling, CEO PPI Schweiz.


Schon bei der ersten Frage «Estland hat für die Ausbreitung der digitalen Identität den Staat beauftragt. In der Schweiz sollen es private Unternehmen übernehmen. Wo sehen Sie bei den beiden Varianten die jeweiligen Vor- und Nachteile?» entstand eine angeregte Diskussion. Allerdings wurde kein Konsens bezüglich der bevorzugten Variante gefunden. Anlässlich der zweiten Frage «Die grösseren Banken möchten ja unisono E-ID-Services anbieten. Wo liegt da eigentlich der Business Case?» lud Carsten Miehling den anwesenden Roger Huber von der ZKB zum Panel ein. Roger Huber erklärte den Anwesenden die Vorteile, welche sich aus Sicht der Banken ergeben, wobei die Bindung des Kunden klar im Vordergrund steht.Urs Paul Holenstein nahm zu Fragen bezüglich der Aktivitäten des Bundes Stellung. Auch der Bund unternehme sehr viel, um die digitale Identität voranzutreiben.René Keller erläuterte die Situation in Deutschland, welche sowohl von privaten als auch staatlichen Institutionen gefördert wird. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es im IT-Finanzmagazin eine lesenswerte siebenteilige Serie von Rudolph Linsenbarth zum Thema «Digitale Identität» gibt .Es entstand eine angeregte Diskussion unter den Panelteilnehmern, welche auch Fragen aus dem Publikum beantworteten. Es zeigte sich ein weiteres Mal, dass das Panel ein bewährtes Format ist, um mehr über die verschiedenen Anliegen und Standpunkte erfahren zu können.

Im Anschluss an den offiziellen Teil eröffnete Matthias Hungerbühler den Apéro. Und wie fast schon gewohnt, zauberte die Mannschaft des «Zunfthauses zur Hard» einen Gaumenschmaus aus der Küche. Ein herzliches Dankeschön dafür an Andreas Schober und sein Team. Während dem intensiven und abwechslungsreichen Networking wurden die Gäste mit variantenreichen, schmackhaften Häppchen und Getränken verwöhnt. Der sommerliche Abend und die guten Gespräche führten dazu, dass sich manch ein Teilnehmer erst gegen Mitternacht auf den Heimweg machte, wohl mit der festen Absicht, auch beim nächsten Anlass am 11. April 2019 wieder dabei zu sein.


Dieser Blog wurde von René Heusser verfasst.

#PPITopEvent #eID #Estland #SwissID #SwissSign

Wir laden ein zum PPI TopEvent - Herbst 2018


Traditionell öffnet das Zunfthaus zur Hard in Zürich am 25. Oktober seine Türen für die 9. Ausgabe des PPI TopEvents!

Auch zu diesem Stelldichein der Schweizer Zahlungsverkehrsbranche werden wieder über 100 Gäste erwartet. Und ganz traditionell freut sich der Gastgeber auf spannende Referate, unterhaltsame Musik und intensives Networking mit zahlreichen Gästen an diesem Oktoberabend.

Thema: e-Identity

Format: Referat mit anschliessender Podiumsdiskussion

Keynote 1: Andrus Kaarelson | Director of State Information System, Estland
Keynote 2: Urs Fischer | CDO, SwissSign Group AG


Panel:
  • Urs Fischer | CDO, SwissSign Group AG
  • Urs Paul Holenstein | Leiter Fachbereich Rechtsinformatik, Bundesamt für Justiz
  • René Keller | Senior Consultant, PPI AG

Moderation:
  • Carsten Miehling (CEO PPI Schweiz)
  • Matthias Hungerbühler (PPI Schweiz)

Datum: 25. Oktober 2019

Weitere Details erhalten Sie bei bestätigter Anmeldung.
Für Kurzentschlossene gibt es noch ein kleines Kontingent an freien Plätzen. Anmeldung direkt online.


Ihr PPI Schweiz Team

#eIdentity #SwissID #PPITopEvent

„Wissen ist das Einzige was sich verdoppelt, wenn man es teilt“

Was haben die Buzz-Wörter Blockchain, Ökosystem, Crowdfunding, Crypto-Currency und Robo-Advisory gemeinsam? Sie alle werden immer wieder in Verbindung mit der FinTech und Startup Szene gebracht und gehören zum guten Ton bei jeder Veranstaltung. Um den Begriff FinTech hat sich vor allem in den letzten Jahren ein wahrer Hype entwickelt. Nicht nur im Silicon Valley oder in Singapur spriessen FinTech Unternehmungen aus dem Boden, auch die Schweiz ist in einem echten FinTech-Fieber. Die Startup Map von Swisscom und e-foresight umfasst im Oktober 297 verschiedene Startups innerhalb der Schweiz. Swissquote spricht davon, dass sich bereits 10% aller europäischen FinTech Unternehmen in der Schweiz befinden, von denen 46% allein in Zürich ansässig sind. Die Tätigkeitsfelder reichen vom Asset Management über Crowdfounding bis hin zu Payments und Insurance. 30% von allen Schweizer FinTechs bieten dabei finanzorientierte Leistung an. Es wundert daher auch nicht, dass FinTechs immer wieder als Gefahr für das traditionelle Bankengeschäft und damit die Banken definiert werden. Doch schaut man auf das berühmte Ökosystem, braucht es FinTechs genauso wie Banken.


Der Swiss FinTech Day am 16 Oktober im UBS Grünenhof hat gezeigt, wie FinTechs und Banken voneinander profitieren und in einer Co-Creation gemeinsam Erfolge erzielen können. Das Flagship Event, welches durch die Swiss Finance Startups Vereinigung organisiert wurde, präsentiert sich modern und frisch und prägt selbst in der Agenda die Koexistenz von Banken und FinTechs. Zwischen verschiedenen Vorträgen und Panels zu Themen wie eID, Corporate API und Cyber Sicherheit, präsentieren Startups in mehreren Pitch-Runden immer wieder ihre Geschäftsideen. Revolutionär und ganz neu in der Schweiz ist die Messe am Nachmittag. Neben parallellaufenden Vorträgen auf der Hauptbühne haben die Gäste die Möglichkeit in der Exhibition Area mit über 45 FinTech Ausstellern in Kontakt zu treten. Ein gelungener Anlass der ohne das „Ökosystem“ nicht möglich gewesen sei, wie Christina Kehl (Co-Founder vom Swiss Finance Startups) in ihrer Eröffnungsrede betont.

Doch was bleibt von der ersten FinTech Messe in der Schweiz?

Der Swiss FinTech Day ist nicht einfach noch eine FinTech Veranstaltung unter vielen. Er hat gezeigt, dass das Thema FinTech mehr als nur ein Hype zu verstehen ist. Hinter dem Begriff verbergen sich Ideen und Wünsche, konkrete Chancen und Möglichkeiten sowie Firmen und Charaktere, die die Finanzbranche und die Schweiz bewegen und langfristig verändern werden. Worauf man sich jetzt konzentrieren möchte, sei jedem selbst überlassen – zu vielseitig ist das Themenfeld auf das wir hier blicken – als dass man alles im Blick behält. Ich möchte daher auf drei Aussagen etwas näher eingehen, die für mich von Bedeutung waren.

"Jeder sollte eine SwissID eröffnen, weil dies die Zukunft ist " | (Markus Naef SwissSign)

Estland und Holland haben es vorgemacht und die Schweiz zieht nach und versucht nun mit der SwissID im zweiten Anlauf eine einheitliche eID zu etablieren. Doch geht das Rezept von SwissSign auf? Ist die Plattformlösung zielführend oder wäre eine Schema-Lösung wie in Holland besser geeignet? Wie können sowohl Händler als auch Nutzer überzeugt werden, sich der SwissID anzuschliessen? Wie steht es mit der Interoperabilität für die verschiedenen nationalen und weiterführend internationalen Institutionen? Ist das Vertrauen gross genug und natürlich wie stark lassen sich die eigenen Daten kontrollieren? Diese und weitere Fragen stehen im Raum und es fällt schwer klare Antworten zu geben.



Fakt ist: das Thema und SwissSign nimmt an Bedeutung zu. Markus Naef spricht von 100 Anwendungen in 2019 für die SwissID. Das beginnt beim Kauf des Computerspiels und endet mit der Signatur für die Steuererklärung. Sowohl am Digital Switzerland Day im Hauptbahnhof am 25.10, als auch später am Nachmittag beim Top Event von PPI Schweiz wird das Thema eID eine wichtige Rolle spielen. Melden Sie sich jetzt noch schnell an.



„Die Schweiz braucht ein Open API Standard“ | (Dejan Juric, SIX Group)


Nichts müssen aber alles dürfen. Das ist der Grundtenor in Bezug auf das Thema Open API. Anders als in der EU sind die Schweizer Banken nicht dazu verpflichtet eine Schnittstelle an Drittanbieter (sogenannte TTPs) anzubieten und doch liegt genau dort das Potential. Denn vor allem sind Startups, wie Christina Kehl betont, die Keimzelle für technische Innovation. Open API ist mehr als nur das technische Bindeglied zwischen Bank und FinTech, gemäss Patrick Hunger, CEO Saxo Bank, kurbelt die Öffnung der Kanäle den Wettbewerb an. Nur so kann eine Entwicklung stattfinden. Es sei in der Schweiz fast schon zwingend notwendig, dass alle Banken eine API anbieten und bestenfalls nach einem und demselben Standard, denn wenn es die Schweiz nicht schafft eine API zu entwickeln, dann macht es am Ende jemand anderes. Auch Dejan Juric von SIX Group ist dieser Meinung und betont, dass es ein Open API Standard braucht und daher auch die Common und Corporate API Initiativen miteinander harmonisieren müssen und werden. Mehr zu dem Thema Open API hatten wir vor einigen Wochen bereits bei uns im Digital Finance Experts Blog.

"Digitalisierung als Gamechanger" (Manuel Nappo, HWZ)

Manuel Nappo bringt in seiner KeyNote „Be more Alfred – die Schweiz hatte ihren Elon Musk bereits vor 150 Jahren“ wohl den wichtigsten Erfolgsfaktor in Bezug auf FinTechs und Startups zur Sprache. Die Rede ist vom Mindset – von der generellen Grundhaltung gegenüber Veränderungen – vom Mut zu sagen „YES, why not!“ anstatt „YES, BUT…“. Er sieht die Digitalisierung als Gamechanger an, die etwas was vorher knapp war, verfügbar macht, auch wenn das manchmal etwas Geduld braucht. Denn obgleich wir in einer sehr schnelllebigen Zeit sind, braucht eine solche Veränderung natürlich Zeit. Wer würde schon seiner 7-jährigen Tochter vorwerfen, dass sie den Witz oder den Sachverhalt nicht versteht? Siri ist auch nicht viel älter, aber es gilt abzuwarten was passiert, wenn Siri nach der Matura in 10 Jahren zur Uni kommt. Es sind Gedanken die richtig und wichtig sind, wenn man über Change und Digitalisierung spricht – auch wenn dabei der kleine Faktor Geld eher etwas zu kurz kommt... aber da wären wir schon wieder beim „BUT“.

Es wäre falsch, die Startup- und Fintech-Szene zu belächeln und gewisse Geschäftsideen als Spinnerei abzutun oder ihnen nachzusagen, dass diese Anwendungen niemand braucht. Protektion des alten Systems ist hier fehl am Platz. Und wer von uns was wann braucht, das entscheidet alleine der Markt und somit wir Konsumenten. Hätten Sie vor zehn Jahren vielleicht gedacht, dass ein Grossteil der Erdbewohner gerne Fotos mit der Weltgemeinschaft teilt (vgl. Instagram)? Oder dass ein digitaler Taxidienst bald für ca. 120 Milliarden Dollar an die Börse geht (vgl. Uber)? Solche Beispiele zeigen, dass es sinnvoll ist, wenn die Schweiz weiter an der Standortattraktivität für Startups und Fintechs arbeitet und die hiesigen Banken darin Chancen sehen und weiter mit den verschiedenen StartUps zusammenarbeiten.  Denn Wissen ist eben das einzige was sich verdoppelt, wenn man es teilt.

Dieser Blog wurde von Florian Stade gepostet.

#FINTECH #THESWISSWAY #CorporateAPI #eID #PPIonTour #OpenBanking #DigitalIdentity

Cyber-Sicherheit am Finanzplatz Schweiz

Cyber-Sicherheit ist dieser Tage ein Buzzword in der Finanzbranche. Risikomanager grübeln über die Modellierung, Versicherer über das Pricing von Policen und die FINMA weiss, dass Cyber-Risiken das bedeutendste OpRisk für Banken ist und dass nicht genug für den Schutz getan wird. Derweil werden die Angreifer immer mächtiger und professioneller.


Aber wie gut oder schlecht geschützt sind die Banken hierzulande nun eigentlich im Vergleich zu anderen Branchen oder der Konkurrenz andernorts? Darüber weiss man leider relativ wenig. Grosse Research-Häuser nutzen meist qualitative Umfragen, die a) nicht repräsentativ, da kleines Sample und b) schwer vergleichbar sind. Eine umfassende Differenzierung zwischen Branchen, Ländern und weiteren Variablen müsste auf einer konsistenten Bewertung zahlreicher Unternehmen bezüglich der Faktoren Systeme, Prozesse und Mitarbeiter beruhen. Kaum realistisch.



Einen ersten Schritt haben wir getan. Das Tool cysmo® aus eigenem Hause bewertet Unternehmen nach einer konsistenten Logik vollautomatisch bezüglich mittlerweile über 30 verschiedener Scores. Und zwar innerhalb kürzester Zeit, ohne interne Informationen zu nutzen und browserbasiert. Einfach Domain angeben, 2 Minuten warten, fertig. Klarerweise kann aufgrund der Outside-in-Sicht von cysmo® nicht jeder Aspekt bewertet werden. Die Sicherheit interner Prozesse oder das Verhalten von Mitarbeitern wird z.B. nicht bewertet. Dazu bedürfte es aufwendiger Penetration-Tests oder Security Audits. Dennoch, ein Hacker geht zunächst genauso vor wie cysmo®: Informationen über verwendete Server, Hosts und Provider, Verschlüsselungstechniken, offene Zugangspunkte oder im Darknet auffindbare Mail-Adressen werden genutzt, um DDoS- DNS- Malware-, Phishing- oder andere Social Engineering-Attacken zu initiieren. Wer hier also Schwachstellen hat, ist einer erhöhten Gefahr ausgesetzt. Zudem liegt es, wenn schon die von aussen sichtbaren Systeme unsicher sind, wahrscheinlich auch intern im Argen.



Für unsere Analyse haben wir mehrere zehntausend Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz mittels machine learning ausgewertet. Cysmo® hat die Scores zu 6 Teil- und einem Gesamt-Rating aggregiert und in prozentuale Schutzniveaus übersetzt. Da wir Grössen-Indikatoren wie den Umsatz einbezogen haben, können wir den marginalen Effekt für verschiedene Branchen angeben, also wieviel besser oder schlechter eine Bank unabhängig ihrer Grössen-Merkmale abschneidet. 



Zu den Ergebnissen: Deutsche Banken sind insgesamt deutlich besser geschützt bzw. erreichen positive marginale Effekte. Zurückzuführen ist das vor allem auf höhere Malware-, DDoS- und DNS-Widerstandsfähigkeit. Die eidgenössischen Institute dagegen erreichen insgesamt nur durchschnittliche Schutzniveaus, im Bereich Social Engineering sogar deutlich unterdurchschnittliche! Deutsche Banken sind über 20% sicherer als Grossbanken in der Schweiz. Nur wenig überdurchschnittlich schneiden übrigens auch viele weitere Branchen ab, die gemäss BABS zu den kritischen Infrastrukturen zählen.



Wie sind diese Ergebnisse zu bewerten? Das zu erwartende Schutzniveau hängt u.a. von der Gefährdung und der Verwendung kritischer Informationen auf IT-Systemen ab. Unternehmen, die weniger gefährdet sind oder auf Websites und in Mails keine schützenswerten Informationen verwenden oder austauschen, müssen ihre Systeme u.U. weniger gut abschirmen. Allerdings kann das nicht den deutlichen Länderunterschied für Banken erklären. Weder ist der Finanzplatz Schweiz weniger gefährdet (oder zumindest wäre uns das nicht bekannt), noch nutzt man hierzulande weniger kritische Informationen in von aussen sichtbaren IT-Systemen. Um also robuste Strukturen z.B. fürs Online-Banking zu garantieren, sollte die Widerstandsfähigkeit in den Bereichen DDoS und DNS verbessert werden. Mail-Adressen sowie der generelle Mail-Verkehr sollten geheim und mit modernen Verfahren verschlüsselt sein, um nicht von sog. CEO Frauds und ähnlichen Social Engineering-Attacken heimgesucht zu werden.



Mit unserer Auswertung können wir detaillierte und robuste Aussagen über die Outside-in-Cyber-Sicherheit treffen, woraus sich bei fachkundiger Interpretation Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Für Details wenden Sie sich bitte direkt an das Team hinter cysmo®. Uns zumindest scheint die Baustelle Social Engineering / Spoofing / Phishing zentral, auch weil Angreifer immer professioneller und kreativer werden, um durch gefälschte Mails an vertrauliche Daten zu gelangen. Der überraschend deutliche Länderunterschied gibt uns zudem zu denken. 



Zum Denken sind auch Sie eingeladen. Was glauben Sie: Gibt es Auffälligkeiten bezüglich der Geschäftsfelder von Banken? Sind Kantonal- und Genossenschaftsbanken, Sparkassen, Gesamtbanken, Bausparkassen oder doch Investmentbanken am besten geschützt? Schreiben Sie uns ihre Vermutung, die Auflösung erhalten Sie als Antwort.



Dieser Blog wurde von Sebastian Strub verfasst

#Cybersecurity #Cysmo #FINMA

Digital Africa - ein Vorbild an Nachhaltigkeit und Startup-Spirit

Ist der Startup-Spirit von Afrika auch etwas für uns? PSD2 eröffnet nun vielen Lösungen den Zugang zu Bankkonten. Als Basis soll eine entsprechende Schnittstelle herhalten unter dem Begriff „API“. Wir berichteten.

Ist das Ganze aber nachhaltig? Verschiedene Schnittstellenbeschriebe kommen auf und wenn man nicht nur eine nationale, sondern eine internationale Lösung als PISP (Payment Initiation Service Provider) oder AISP (Account Information Service Provider) entwickeln möchte, ist man schnell von den unterschiedlichen „Standards“ überfordert. Wieviel Entwickler-Knowhow und -Schweiss muss dafür aufgewendet werden bis die Lösung entsprechend rund läuft?

Dass Afrika die digitale Welt für sich entdeckt hat, ist nichts Neues. Seit über 10 Jahren gibt es bereits M-Pesa, das Bezahlen per Handy in Afrika. Kein Wunder, da es in vielen Gegenden keine Bank gibt, geschweige denn einen Bankomaten.

Schön und gut, aber „Digital Africa“ ist heute viel mehr als vor zehn Jahren. Dies zeigt eindrücklich eine Fernsehproduktion, welche viral viel Umtrieb gemacht hat und von vielen Sendern ausgestrahlt wurde. Die vollständige Sendung kann hier eingesehen werden.

„Digital Africa“ präsentiert sich inzwischen mit vielen Startups, die eng verwoben sind mit den lokalen Problemen und versuchen, mit den wenigen vorhandenen Mitteln eine Lösung dafür zu finden. Häufig sind diese in Ballungszentren in gewissen Hubs vernetzt.

Die Liste der Lösungen ist endlos. Angefangen mit einem Beobachternetzwerk als Prävention von Gewalttaten, einem Gaszähler, der auf „geliehenen“ Gasflaschen aufgesetzt werden kann und per Handy Mikrobeträge bezahlt werden können, um sich zum Beispiel nur am Morgen eine Tasse Tee zu kochen, freies Internet in inzwischen rund 300 Bussen, über einen Bestellservice für Motorradtaxis, welche bei der allgemein hohen Unfallrate im Land den jeweiligen Fahrer anhand seines Fahrstils bewerten und die Fahrt somit sicherer wird bis zu mobilen, solarbetriebenen Ladestationen, wenn in manchen Regionen manchmal tagelang kein Strom verfügbar ist.

Gemeinsam haben all diese Lösungen, dass sie aus dem wenigen Vorhandenen etwas machen. Auch die Bildung wird unterstützt, da sehr häufig keine Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stehen. So gibt es 300 mobile Koffer mit bis zu 30 Tablets, die einen Unterrichtstag lang ohne Strom und Internet entsprechende Inhalte beibringen können.

Eine andere Lösung bietet für 11 EUR einen physikalischen Experimentierkasten mit wenigen LEDs, Kondensatoren, Widerständen und einer Batterie, um Elektroingenieurswissen zu vermitteln, welches so wichtig ist, um voranzukommen. Ziel dieser Lösung ist beispielsweise, dass jeder Schüler irgendwann ein solches Experimentierset hat, um auf dem Schulhof, zu Hause oder eben im Unterricht damit experimentieren zu können.

Wenn keine Bildung vorhanden ist, gibt es für Bauern einen Sprachservice, der Aussaat- und Düngerempfehlungen sowie Wettervorhersagen in bis zu neun lokalen Landessprachen mitteilt. So können diese Services genutzt werden, selbst wenn der Nutzer gar nicht lesen kann.

Die Nachhaltigkeit wird unter anderem gewährleistet, weil viele ausrangierte Teile wiederverwendet werden. So produziert ein Afrikaner durchschnittlich sechs Kilogramm Elektronikschrott pro Jahr. Ein Europäer bringt es in derselben Zeit auf gut das Achtfache.

Ein extremer Entwicklungsschub wird zudem durch die Nachhaltigkeit erreicht: In den 80er Jahren haben wir gelernt, dass viele Entwicklungsprojekte in Dritt-Welt-Ländern gescheitert sind, weil beispielsweise ein Gummischlauch für eine Kochgelegenheit nicht von den Bewohnern selbst hergestellt werden konnte, um wieder Gas für die Feuerstelle zu haben.

Heutzutage werden Motoren von ausrangierten Druckern verwendet, um 3D-Drucker zu bauen. Sehr häufig werden Teile für neue 3D-Drucker mit den 3D-Druckern selbst hergestellt. Man ist also nicht mehr (so stark) abhängig von einer Entwicklungshilfe und von Ersatzteillieferungen.
Die 3D-Drucker können aber auch noch mehr. Sehr häufig helfen sie Krankenhäusern, in welchen viele Dinge fehlen. So können beispielsweise Nabelschnurklemmen mit 3D-Drucker günstig hergestellt werden.

Wie konnte sich aber das „Digital Africa“ so gut entwickeln? Ein grosser Aufschwung begann 2008, als Ostafrika an internationale Unterseekabelnetze angeschlossen wurde. Andererseits hat die Technologieentwicklung auch stark dazu beigetragen. So wären viele Entwicklungen nicht ohne den 3D-Druck möglich gewesen.

Die Regierung spricht keine flächendeckende Unterstützung an Startups, aber sie baut Institutionen auf, die als Anlaufstelle dienen können und den Wissensaustausch sicherstellen.

So gehen rund 90% der entsprechenden Gelder an NGOs, wodurch die lokalen Startups, zumindest finanziell gesehen, leer ausgehen.
Die Gründerszene lässt sich dadurch aber nicht abschrecken: Viele werden selbst aktiv und warten nicht auf die Regierung. Der Wille, die Energie und die Technologie sind da. Kann damit also bald der Durchbruch erreicht werden?
Es lohnt sich auf alle Fälle in entsprechende Lösungen zu investieren.

Viele Lösungen bauen auch auf Blockchain als letzte technologische Neuerung. So gibt es Möglichkeiten, Krankenakten elektronisch und blockchain-basiert zu führen. Das ermöglicht der breiten Masse einen leichten Zugang zu Ärzten und denen jederzeitigen Zugriff auf die entsprechenden Informationen.

Was können wir aber für unser Tagesgeschäft mitnehmen? 

Derzeit tanzen wir den Eiertanz der Use Cases: Open API oder welche (wenigen) Funktionen sollen dazugenommen werden? Ergebnis: Keine so berauschenden Plattformen. Sollten wir nicht eher den Startup-Flair von Afrika aufnehmen und nachhaltige Lösungen entwickeln, bei denen Macher-Haltung und Zusammenhalt im Vordergrund steht?


Dieser Blog wurde von Frank Rebmann verfasst.


#MobilePayment #Blockchain #OpenBanking #OpenAPI



mymoria - Im Reich des digitalisierten Todes

Peter Kauz und Björn Wolff
Das Berliner Startup mymoria hat sich auf die Fahne geschrieben, den undurchsichtigen Weg der Bestattungsvorbereitung transparent zu machen und digital ins Netz zu bringen. Das Team ist jung, aufgeschlossen, bricht mit dem allgemeinen Tabuthema „Tod“ und leistet, neben all den angebotenen Services, vor allem auch eine wichtige Aufklärungsarbeit in unserer Gesellschaft. Auf der Onlineplattform kann jede Art von Bestattung, egal ob die eigene oder diejenige von verstorbenen Angehörigen, komplett geplant und auch gleich bezahlt werden. Ein Mehrwert, der nicht zu unterschätzen ist. Denn oft wohnen die Kinder nicht mehr da wo die Eltern leben und jeder Tod ist für die Hinterbliebenen eine organisatorische Herausforderung. Und genau da setzt mymoria an.
Wir haben uns mit dem Mitgründer und Geschäftsführer Björn Wolff zu unserem Digital-Talk getroffen.

Wer sich auf mymoria.de bewegt, beschäftigt sich zwangsläufig mit dem Tod. Wie kommt man als junger Mann dazu, ein solches Portal überhaupt zu erschaffen?
Erstmal danke, dass du mich als „jungen Mann” titulierst (lacht). Ich habe die Plattform mit Peter, meinem Geschäftspartner, zusammen gegründet. Und wir sind über einen Todesfall im Freundeskreis darauf gekommen uns überhaupt mit diesem Thema zu beschäftigen. Der Vater eines Freundes verstarb und die Angehörigen hatten damals das Dilemma, dass sie zum einen nicht zufrieden waren mit dem, was der Bestatter gemacht hatte und zum andern fehlten ganz einfach grundsätzliche und wichtige Informationen online. Peter und ich kamen beruflich zwar aus ganz verschiedenen Bereichen, aber wir sagten uns: „Das können wir doch besser machen“. Und dann begannen wir uns mit dem Thema zu beschäftigen. Wir merkten relativ schnell, dass der Tod ein schlimmes Tabuthema ist und die Leute nicht darüber sprechen wollen oder einfach nie die Möglichkeit dazu haben. Wenn man ihnen aber diese Möglichkeit gibt, öffnen sie sich und können auf einmal relativ gelöst über ihre Wünsche bezüglich der eigenen Bestattung reden. Und seither handeln wir nach dem Grundsatz: „Lass uns ganz viel darüber sprechen, dann können wir es vielleicht verändern“.

Beschreib doch bitte mal die Funktionsweise von mymoria. Ab wann komme ich in euren Fokus resp. muss dem zwingend ein Todesfall vorangehen? Und wie läuft das dann ab?
Ganz einfach. Wir wollten das breite Spektrum dessen was man machen muss, wenn man sich mit dem Tod beschäftigt oder beschäftigen muss, weil man das für sich selbst als Vorsorge macht oder weil man einen akuten Trauerfall hat, komplett abdecken. Das haben wir versucht. Was heisst das nun? Man kann sagen, dass sich jeder bei uns relativ schnell eine Bestattung zusammenklicken kann. Also aus verschiedenen Sachen auswählen, wie man die gerne hätte und die kann man dann bei uns buchen. Das mache ich entweder a) als Vorsorge, also für mich selbst oder jemand anderen, für den man vorsorgen will oder b) wenn man wirklich im akuten Trauerfall Hilfe braucht. Und dann gibt es eben das breite Spektrum. Diesen Prozess kann man entweder ganz autark durchschreiten, also ganz alleine, von zuhause aus, im geschützten Raum und man muss uns nicht weiter in Anspruch nehmen. Man muss mit keinem reden, wenn man das nicht möchte und kann uns einfach beauftragen und wir kümmern uns darum. Oder aber man spricht mit uns (wir haben Bestatter, die rund um die Uhr erreichbar sind). Das geschieht telefonisch und geht bis hin zu einem persönlichen Termin, wenn man das denn will. Ehrlicherweise wird dieses Angebot aber immer seltener in Anspruch genommen. Ich glaube die Leute sind eben gerade froh, nicht in ein angestaubtes Bestattungshaus gehen zu müssen und nicht zu wissen, auf wen sie da treffen. Sie können sich bei uns alle Details und Produkte in Ruhe online durchlesen und anschauen und letztlich natürlich auch gleich auswählen. Alles ganz einfach, bequem von zuhause aus, ganz transparent und auch kostentransparent.

Meine nächste Frage geht genau in die Richtung: Wenn man ja einen Trauerfall beklagt, ist man oft bereits mit der Situation, dass jemand gestorben ist, überfordert. Jetzt muss man ganz viel organisieren und kann das neuerdings bei euch per Mausklick erledigen. Du hast Bestatter am Telefon erwähnt, aber wie stellt ihr sicher, dass da die Menschlichkeit nicht verloren geht?
Wir sind in allem was wir machen so menschlich wie es nur geht. Ich glaube der erste Zugang ist schon mal nicht schlecht: Wir stellen nämlich in dem Moment, in dem der Tod eintritt, alle nötigen Informationen schon mal zur Verfügung. Das machen wir auf allen Kanälen. Egal wie man also diese Informationen abfordert, sie stehen umgehend zur Verfügung. Wenn der Kunde das ganz persönlich haben will, dann kann er das rund um die Uhr bei uns am Telefon machen. Ich denke das ist ja schon mal einzigartig. Und da sind Leute, die sind nicht einfach darauf getrimmt ein Call-Center zu sein, sondern denen ist es freigestellt, wie lange sie mit jemandem reden. Es gibt bei einem Todesfall ganz unterschiedliche Bedürfnisse und dadurch natürlich auch viele Anekdoten. Manche Leute kommen ganz aufgeräumt daher und sagen: „Passen Sie auf, ich habe das und das und das, können Sie das für mich machen? ..., ja super, ich schick Ihnen gleich den Auftrag.“ Dem gegenüber gibt es aber auch Menschen, die wissen gar nicht, was sie jetzt in die Wege leiten müssen und die nehmen wir dann an die Hand und sagen, es gibt ein paar Dinge, die sind jetzt wichtig, paar andere macht man erst später.

Und die können dann immer wieder anrufen? Die werden also durch den kompletten Vorbereitungsprozess begleitet?
Ja, klar. Du kriegst einen Ansprechpartner und der führt dich durch den Prozess und ist an deiner Seite.

Du hast vorhin Kostentransparenz angesprochen. Ihr habt eine Überschrift auf der Homepage, dass ihr bis zu 31% günstiger seid im Vergleich zu einer herkömmlich organisierten Bestattung. Wie könnt ihr diesen Preisnachlass sicherstellen – muss man euch als Amazon der Bestattungsbranche verstehen?
Also das Volumina von Amazon haben wir noch nicht ganz erreicht (lacht). Es sind ja zweierlei unterschiedliche Themen in dieser Frage. Das eine ist die Kostentransparenz. Da bieten wir was, was es zumindest in Deutschland vorher so nicht gab. Alle sprechen zwar immer über Transparenz, aber dass man die Kosten einer Bestattung im Vorfeld ganz klar ausweist und sagt: „Natürlich kannst Du andere Blumen wählen, dadurch erhört sich aber der Gesamtpreis um so und soviel“ ist einzigartig. Wir bieten somit einen Vollkostenpreis. Das heisst, wenn da EUR 2‘819.- drunter steht, dann kostet es auch genau EUR 2’819.-. Diese Kostentransparenz gefällt vermutlich bis heute vielen Markteilnehmern nicht. Aber wir sind fest davon überzeugt, dass diese Transparenz sinnvoll ist und spüren auch, dass unsere Kunden das schätzen, ja sogar einfordern. Denn wer Dienstleistungen im Internet bucht, der will genau wissen, wieviel das kostet und was er dafür bekommt.
Und die andere Frage war ja, warum können wir günstiger sein als der Ortsdurchschnitt? Das ist relativ einfach erklärt. Wir machen das deutschlandweit. Wir kaufen ganz anders ein. Dadurch können wir auch andere Preise an unsere Kunden weitergeben. Und von der Logik her muss man verstehen: Wir machen alles selbst. Wir haben Partner oder eigene Bestatter über ganz Deutschland sitzen und wir kaufen bei Partnern die Vor-Ort-Dienstleistungen ein. Das kann zum Beispiel eine Überführung oder Vor-Ort-Betreuung sein, falls nötig. Alles andere machen wir wirklich selbst. Alle Produkte kommen von uns, alle Services, die man irgendwie digitalisieren kann, machen wir selbst. Also Abmeldungen bei der Krankenkasse, bei der Rente etc., all das, worum man sich nicht kümmern mag, wenn eine nahestehende Person gestorben ist.

Und das läuft über Vollmachten? Oder wie wird das geregelt?
Ja. Am Anfang ist es so, dass wir natürlich eh eine Vollmacht für all diese Themen vom Kunden bekommen. Für die Abmeldungen, die wir gerade angesprochen haben, braucht man zum Beispiel eine Sterbeurkunde. Da gehört es bereits zu unserem Basisservice dazu, dass wir die Sterbeurkunde erwirken und damit dann auch gleich die Abmeldungen vollziehen.

Ihr bietet auch einen Vorsorgeservice an, also die Möglichkeit, dass ich mir als Lebender Gedanken darüber machen kann, wie denn meine eigene Bestattung einst aussehen und ablaufen soll.
Kann ich jedem nur empfehlen (schmunzelt).

Wenn ich für mich nun alles auf mymoria.de plane, von der Farbe der Blumen bis hin zu der Musik, die während meiner Beisetzung abgespielt werden soll - wie erfahren dann meine Angehörigen nach meinem Tod von meinem mymoria-Willen?
Gute Frage, ja. Manche Leute laden sich ein Angebot von uns herunter und sagen, das hab’ ich jetzt zu meinem Testament gelegt, dann wird es ja wohl gefunden werden. Denen erklären wir dann immer, dass das schon gefunden wird, aber häufig erst nach der Bestattung, weil das Testament meist erst danach verlesen wird.
Wir haben aber verschiedene Mechanismen, die genau dafür helfen. Das eine ist, wir hinterlegen Vertrauens- und Ansprechpersonen bei uns im System, die auch einen Zugang auf den letzten Willen, wie denn die Bestattung sein soll, bekommen. Diejenigen, die bei uns vorsorgen, bekommen so kleine Karten, die an die Vertrauenspersonen abgegeben werden können. Plus, was auch alle bekommen, ist so ein kleiner Aufkleber für die Krankenkassenkarte. Da steht dann drauf „Bestattungsvorsorge by mymoria“. Denn wenn du stirbst, das was sicher angeschaut und gebraucht wird ist deine Krankenkassenkarte. Die wird immer gezückt. Somit bleibt die Information im Jetzt, wenn du dann mal den letzten Weg gehst. Und sobald wir kontaktiert werden, können wir dann sofort übernehmen und den Wunsch umsetzen. Das beinhaltet auch die zwei Hauptpunkte, warum Menschen überhaupt selber vorsorgen wollen: Zum einen will man eigene Wünsche einbringen und zum anderen sollen die Hinterbliebenen sowohl finanziell als auch emotional entlastet werden. Die belastende Planung übernehmen wir komplett.

Dieser Blog wird mitunter von vielen Bankern gelesen. Somit ist es naheliegend, dass wir auch über Geld sprechen möchten. Ihr bietet im Vorsorgemodell an, dass man eine Einmalzahlung oder monatliche Beiträge an die eigene Bestattung leisten kann. Wo aber liegt dann dieses Geld bis zu meinem Tod, arbeitet ihr damit? Oder eröffnet ihr Extrakonten bei einer Bank? Nur, mit meinem Tod fallen ja alle meine Vermögenswerte in den Nachlass und das Geld ist somit blockiert bis die Erbschaft geregelt ist? Wie läuft das bei euch ab?
Das wäre es, wenn du keine Vorsorge machst, das stimmt. Wir sind keine Bank, wir haben keine Banklizenz und dürfen selber kein Geld zu Verwaltungszwecken annehmen. Wir können nur über Hilfskonstrukte arbeiten, zum Beispiel über Treuhandkonstrukte. Die haben den Vorteil, dass sie pfändungssicher sind. Das Geld ist dann also für die Bestattung hinterlegt und da kann auch sonst keiner darauf zugreifen. Und genauso vertreiben wir auch Bestattungsvorsorgeversicherungen. Dem Kunden ist es freigestellt, wie und wo er das Geld zurücklegen will. Wir treten lediglich als Verfügungsberechtigter auf und können das Geld erst abrufen, wenn wir die Bestattung nachweislich durchgeführt haben und in Rechnung stellen.

Manchmal wird man ja vom Tod überrascht und die Organisation der Bestattung muss schnell gehen. Würde es eure Arbeit erleichtern, wenn es die Möglichkeit von Instant Payment gäbe, wenn man also in 3 Sekunden Geld von A nach B überweisen kann?
(Überlegt). Ich glaube, das wäre bei manchen Themen gut. Man muss aber klar sehen, welche Altersschicht welche Leistungen bei uns bucht. Wo es wahnsinnig helfen würde ist bei der Vorsorge. Hier bieten wir ja den Service an, dass man die eigene Bestattung nach individuellen Wünschen zusammenstellen kann. Um diesen Service aber tatsächlich zu erwirken, muss man die Vorsorgegebühr von EUR 49.- überweisen und das dauert nach heutigem Prozess manchmal mehrere Tage. Wenn das also instant wäre, dann wüssten unsere Kunden sofort: Nach der Zahlung ist alles bei mymoria hinterlegt und sollte mir jetzt was passieren, dann wissen die, was zu tun ist.
Ich glaube aber für eine klassische Bestattung an sich macht es keinen Unterschied. Denn wir nehmen keine Anzahlung, sondern gehen selber ins Risiko und rechnen erst nach getaner Arbeit ab. Da wäre es für uns momentan noch kein Zugewinn. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Instant Payment irgendwann auch vom Kunden eingefordert wird.

Ihr stellt also ganz herkömmliche Rechnungen?  Oder kann ich bei euch auf dem Portal auch via Paypal oder Kreditkarte bezahlen?
Wir machen herkömmliche Rechnungen. Du kannst aber genauso gut per Kreditkarte bezahlen.

Im Moment gibt es mymoria in Deutschland und seit Kurzem auch in Österreich. Gibt es Bestrebungen den Service z.B. auch auf die Schweiz oder das restliche Europa auszuweiten?
Wir schauen uns die Schweiz genau an. Da ist aber wenig harmonisiert. Das heisst, die Rechtsprechung ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Die Hürde liegt hier also etwas höher (lacht). Es gibt aber auch noch ein paar andere interessante europäische Länder, die wir unter die Lupe nehmen. Bestimmt werden bald einige weitere folgen. Der Service fehlt in so vielen Ländern, dass wir davon ausgehen, auch an anderen Orten Fuss fassen zu können.

Wie viele Bestattungen habt ihr bis dato in Deutschland und Österreich durchgeführt?
Da sind wir wie die Banker, da sagen wir nichts (lacht). Das letzte Mal hatten wir Ende 2017 kommuniziert und da hatten wir weit über 1000 Bestattungen gemacht. Da waren wir aber noch nicht lange auf dem Markt.

Lieber Björn, ganz herzlichen Dank für‘s Gespräch.
Danke auch.



Dieses Interview wurde von Matthias Hungerbühler geführt.



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